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Groetzki – Mann mit Vollgas-Garantie (MM)

Mannheim. Schon vor dem Spiel ist er in seinem ganz persönlichen Tunnel. Wer Patrick Groetzki ins Gesicht schaut, der sieht Entschlossenheit, Siegeswillen und Konzentration. Der Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen ist einzig und allein auf das Spiel, auf den nächsten Gegner fokussiert. „Er gibt stets 180 Prozent“, versucht Löwen-Manager Thorsten Storm die Qualitäten des 22-Jährigen zu umschreiben, der gar nicht mit halber Kraft spielen kann. Groetzki will immer den höchstmöglichen Sieg erringen, jede Torchance konsequent nutzen. Ihm ist es egal, wie hoch seine Mannschaft führt – der gebürtige Pforzheimer verteidigt selbst mit einem klaren Vorsprung im Rücken in der letzten Minute noch mit Leidenschaft und Hingabe, gibt Gas in jeder Partie.

Auch zuletzt beim deutlichen 33:27-Sieg der Löwen in Wetzlar war ihm sein Erfolgshunger anzumerken. Sechs Treffer hatte der Rechtsaußen erzielt, trotzdem haderte er mit zwei, drei vergebenen Chancen. „Die hätte ich nutzen müssen“, sagte der Linkshänder, der nur selten richtig zufrieden ist. Doch genau das zeichnet ihn aus. Der 84-Kilo-Mann ist nicht nur mit unglaublich viel Talent gesegnet, sondern auch ein fleißiger und wissbegieriger Profi.

Vom Talent zum Leistungsträger

Seit Groetzki 2007 zu den Löwen gewechselt ist, hat er sich ständig verbessert. Er legte an Muskelmasse zu, nahm Tipps und Tricks seiner erfahrenen Kollegen an – und wurde schnell vom Hoffnungs- zum Leistungsträger. Keine Frage: Die Karriere des Flügelflitzers hat mächtig Fahrt aufgenommen, längst gehört der Jungstar auch zum Kader der deutschen Nationalmannschaft, die heute (18.30 Uhr/Sport1) in Berlin gegen Dänemark in den prestigeträchtigen Supercup startet.

„Ich bin froh, dass ich zur Nationalmannschaft fahren darf. Die Vorfreude ist sehr groß. Aber auch bei den Löwen habe ich viel Spaß“, drückt Groetzki aus, dass er nur eines im Sinn hat: Seiner Leidenschaft nachgehen, Handball spielen. Ob er es für Deutschland oder seinen Klub tut, ist ihm fast egal. Der Rechtsaußen brennt eben immer. Man könnte meinen, dass ihn sogar die Halbzeitpause nervt.

Am Samstag (13.45 Uhr) misst sich die DHB-Auswahl mit den vom Ex-Löwen-Coach Ola Lindgren betreuten Schweden, am Sonntag (15.30 Uhr) folgt zum Abschluss des Turniers das Duell mit Spanien. Dann wird man wissen, wo die Mannschaft des neuen Bundestrainers Martin Heuberger steht. Unter dessen legendärem Vorgänger Heiner Brand war zuletzt bei der WM in Schweden nur ein enttäuschender elfter Rang herausgesprungen. Die Nachwirkungen dieses Desasters sind angesichts von bislang nur 3200 verkauften Karten fürs heutige Spiel deutlich spürbar. In den nächsten Tagen können sich die DHB-Stars wieder ein wenig mit ihren Fans versöhnen, mit der erfolgreichen EM-Qualifikation im Juni wurde immerhin ein Anfang gemacht.

„Natürlich können wir diese WM nicht einfach vergessen, aber jetzt sollten wir eher in die Zukunft schauen. Bis zur Europameisterschaft im Januar ist es nicht mehr so lange hin“, sagt Groetzki, der nach der verletzungsbedingten Absage von Christian Sprenger als klare Nummer eins auf seiner Position gilt und dem Supercup entgegenfiebert: „Das Turnier ist mit absoluten Topmannschaften besetzt, so etwas gibt es nicht oft auf dieser Welt. Wir können uns mit den Besten messen, das ist fast wie eine kleine WM oder EM.“

Ansprechende Leistungen in den drei Duellen mit Dänemark, Schweden und Spanien würden mit Sicherheit dafür sorgen, dass die DHB-Auswahl bei der EM in Serbien optimistischer an die schwerere Aufgabe Olympia-Qualifikation geht. „Frankreich, Dänemark und vielleicht noch Kroatien sehe ich vor uns, dahinter kommt ein breites Mittelfeld, zu dem auch wir gehören“, weiß Groetzki um die unglaubliche Leistungsdichte im internationalen Handball.

Oft entscheiden Kleinigkeiten und Tagesform über den Sieg, doch der Pforzheimer glaubt an die Qualitäten der deutschen Mannschaft und will unbedingt 2012 in London dabei sein: „Es ist ein Kindheitstraum von mir, an Olympischen Spielen teilzunehmen. Ich habe mir die Wettbewerbe zuletzt immer im Fernsehen angeschaut, jetzt will ich liebend gern selbst dabei sein.“

Voraussetzung dafür ist ein erfolgreiches Abschneiden bei der nächsten EM. Wie man sich ganz vorne in der Weltspitze etabliert, wissen der Löwe und der neue Bundestrainer aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit. 2008 wurde der Linkshänder mit dem damaligen Junioren-Coach Heuberger Vize-Europameister, ein Jahr später sogar Weltmeister.

„Ich habe zu Martin ein viel engeres Verhältnis als zu Heiner Brand. Das ist ja auch ganz normal. Er geht seinen eigenen Weg – und das ist gut so“, meint Groetzki und berichtet von neuen Trainingsinhalten wie zusätzlichen Beweglichkeitsübungen und Life-Kinetik: „Der Bundestrainer hat ein paar neue Sachen reingebracht. Der erste Lehrgang mit ihm war super. Aus jedem Training konnte ich etwas Positives ziehen.“ Ein Umstand, der für ihn besonders wichtig ist. Schließlich will er immer besser werden.

Von Marc Stevermüer