Veröffentlichung:

Groetzki-Schock vor Flensburg-Spiel

Löwen müssen in den nächsten Wochen auf ihren formstarken Rekordspieler verzichten – auch schon am Abend bei der genauso formstarken SG

Groetzki-Schock vor Flensburg-Spiel. Rhein-Neckar Löwen müssen in den nächsten Wochen auf ihren formstarken Rekordspieler verzichten.
Patrick Groetzki im Gespräch mit Andy Schmid.

Groetzki-Schock vor Flensburg-Spiel. Den Rhein-Neckar Löwen bleibt in dieser Saison nichts erspart und vor allem eines treu: das Verletzungspech. Vor dem Auswärtsspiel am Donnerstag um 19 Uhr bei der SG Flensburg-Handewitt hat es Rechtsaußen Patrick Groetzki erwischt. Im Training knickte der Rechtsaußen um. Diagnose: Bänderverletzung. Ausfallzeit: mehrere Wochen. Gute Besserung, Johnny!

Doppelt tragisch für die Löwen und ihren Rekordspieler: Der 31-Jährige befand sich zuletzt in absoluter Gala-Form, bildete mit Linksaußen Jerry Tollbring eine Flügelzange deluxe und lieferte verlässlich Tore samt starker Wurfquote. Und weil Johnny seit dem Weggang von Alexander Petersson der einzige nominelle Rechtsaußen im Profi-Kader ist, müssen die Löwen nun auch noch auf dieser Position improvisieren.

Kaspar Veigel, ursprünglich für das Drittliga-Team eingeplant, wird also weiterhin die einzige gelernte Linkshänder-Alternative für die rechte Außenbahn bleiben. Der 19-Jährige kommt mittlerweile auf neun Bundesliga-Nominierungen, war zudem viermal in der EHF European League dabei. Genauso können die beiden Rückraumrechten Albin Lagergren und Niclas Kirkeløkke auf außen einspringen – wie sie das in dieser Saison schon mehrmals haben machen müssen.

Groetzki-Schock vor Flensburg-Spiel – Löwen müssen weiter improvisieren

Groetzki-Schock vor Flensburg-Spiel. Rhein-Neckar Löwen müssen in den nächsten Wochen auf ihren formstarken Rekordspieler verzichten.
Ilija Abutovic kommt gerade erst von einer längeren Verletzung zurück.

Die Löwen haben gelernt, mit ihrem Personal flexibel umzugehen. Ob Mait Patrail am Kreis, Allrounder Lagergren auf der Mitte, Andy Schmid im linken Rückraum: In der Verletzungsnot schluckt der Löwe manche Kröte, wagt sich auf ungewohntes Terrain. Weiterhin gar nicht mitwirken können der langzeitverletzte Mikael Appelgren (Tor) und Jesper Nielsen (Kreis), der nach einem Kopftreffer im Training vor den EHF Finals immer noch außer Gefecht gesetzt ist.

Mit auf der Bank sitzen wird Uwe Gensheimer. An einen Vollzeit-Einsatz nach seiner Meniskus-OP Ende April zu denken, käme allerdings zu früh. Und so wird der Löwen-Kapitän schrittweise herangeführt an die Belastung in der LIQUI MOLY HBL. Die hat übrigens, während die Löwen sich auf das Final Four der Euro League einstimmten und dort den dritten Platz belegten, nahezu im täglichen Rhythmus corona-bedingte Nachholspiele bestreiten lassen und damit viel an Boden gutgemacht, den man in den Wochen und Monaten zuvor durch Quarantäne-Maßnahmen verloren hatte.

Die einst schwindelerregende Schieflage der Tabelle konnte somit deutlich korrigiert werden. Nach zehn Tagen voller nachgeholter Partien liegen die Teams mit den meisten (32) und die mit den wenigsten absolvierten Spielen (29) wieder spürbar näher beisammen, sieht alles danach aus, dass diese Saison regulär zu Ende gebracht werden wird. Die Kehrseite dieser größer und unrhythmischer gewordenen Beanspruchung zeigt sich sicher auch an der Verfassung des Löwen-Kaders, der sich aufgrund der Doppelbelastung mit der ebenfalls größer gewordenen European League einem nochmals gestiegenen Leistungspensum stellen muss – und dies auch ohne großes Wehklagen tut.

Groetzki-Schock vor Flensburg-Spiel – Gärtner und Schwalb gehen als Team ins Saisonfinale

Groetzki-Schock vor Flensburg-Spiel. Rhein-Neckar Löwen müssen in den nächsten Wochen auf ihren formstarken Rekordspieler verzichten.
Uwe Gensheimer und Ex-Löwe Marius Steinhauser im Smalltalk vor dem Hinspiel.

„Wir gehen nicht mit ganz so breiter Brust, aber mit Selbstvertrauen nach Flensburg“, sagt Klaus Gärtner, der die Löwen zusammen mit Martin Schwalb auf den Auftritt in der „Hölle Nord“ einstimmt, vor einem der schwersten Auswärtsspiele in der stärksten Liga der Welt steht. Die Flensburger haben seit einer gefühlten Ewigkeit kein Bundesliga-Heimspiel mehr verloren, in dieser Saison zuhause bereits Tabellenführer THW Kiel besiegt und zuletzt der MT Melsungen beim 36:20 eine Lehrstunde in Sachen Handball gegeben. Im Hinspiel in Mannheim hingegen waren die Jungs von Maik Machulla drauf und dran, selbst eine Lektion erteilt zu bekommen, lagen zur Pause 13:19 hinten und retteten am Ende mit großem Kampf und einigem Dusel ein 31:31 ins Ziel.

„Wenn wir richtig gut spielen – so wie im Heimspiel –, werden wir eine Chance haben, können wir mit Flensburg mithalten“, sagt Klaus Gärtner, der nach Absprache unter allen Beteiligten und Verantwortlichen im Klub während der Spiele auf der Bank der Hauptakteur innerhalb eines Trainerteams mit Martin Schwalb ist. Gemeinsam besprechen sie Taktik, Trainingsinhalte und Personalentscheidungen, legen großen Wert darauf, als Duo zu agieren und sich ständig auszutauschen.

Alle wissen – und das gilt für den gesamten Klub: Nur gemeinsam werden die Löwen das verbliebene Saisonziel erreichen können: einen Platz in der Tabelle, der auch in der nächsten Saison zur Teilnahme an der EHF European League berechtigt, am besten natürlich Platz drei. In Anbetracht der starken Konkurrenz aus Berlin, Magdeburg & Co. sowie des schweren Restprogramms wird dieses Unterfangen anspruchsvoll genug.