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Groetzki von den Rhein-Neckar Löwen hat WM-Trauma überwunden (Pforzheimer Zeitung)

Kaiserau. Ehe sich Patrick Groetzki am Montag auf dem Weg zum Treffpunkt der Handball-Nationalmannschaft in der Sportschule Kaiserau machte, sagte er etwas, was im ersten Moment so nicht zu erwarten war. „Ich freue mich riesig auf diese Woche und die Spiele gegen Tschechien“, erklärte der Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen und seine Augen machten deutlich, dass diese Aussage nicht gekünstelt war.

In der Gedankenwelt des 23-jährigen Birkenfelders spielt das bittere WM-Aus im Viertelfinale gegen Spanien (24:28) vor zehn Wochen und vor allem die persönlichen Nachwirkungen für ihn keine Rolle mehr. Er ist heiß, in der EM-Quali am Donnerstag (17 Uhr, live bei Eurosport) in Brünn gegen Tschechien aufzutrumpfen.

Zwei Momente während des letzten WM-Spiels der Deutschen blieben im Gedächtnis der meisten Handball-Fans hängen. Zwei Chancen waren das, die Groetzki Mitte der zweiten Halbzeit besaß, als noch nicht klar war, in welche Richtung die enge Partie kippen würde. Groetzki vergab beide Möglichkeiten im Gegenstoß. In der öffentlichen Analyse – auch im TV vor einem Millionen-Publikum – wurden sie anschließend zu etwas gemacht, was ihnen nicht zustand: Zur Haupt-Ursache der Niederlage. „In Deutschland wird immer nach einem Sündenbock gesucht, diesmal war ich es“, sagt Groetzki mit dem Abstand einiger Wochen. Inzwischen kann er besser über die ersten Tage nach dem Ausscheiden sprechen, denn während seine Teamkollegen in Deutschland mit viel Sympathie begrüßt wurden, bekam der Linkshänder die Enttäuschung der Handball-Nation zu spüren.

Beleidigungen auf Facebook

Das Facebook-Profil des gebürtigen Pforzheimers geriet zum Auffangbecken für die Reaktionen der Niedergeschlagenen. „Da waren einige beleidigende Sachen dabei, nicht schön“, blickt Groetzki auf die Einträge auf seiner Fanseite zurück. Mit 23 Jahren erlebte er die Kehrseite eines Profisportlers. „Natürlich hat mir das zu schaffen gemacht“, räumt er ein und sichtbar wurde diese Phase der Aufarbeitung in den durchwachsenen Leistungen im Klub unmittelbar nach der WM.

Doch mittlerweile hat Patrick Groetzki seinen Optimismus und sein Selbstvertrauen wiedergefunden, was er mit Blick auf die schweren Spiele gegen Tschechien am Donnerstag und am Sonntag (14:20 Uhr, Halle/Westfalen) deutlich macht. Mit 2:2-Punkten stehen die Deutschen unter Druck, bei einer Niederlage in Brünn wäre die Teilnahme an der Europameisterschaft im kommenden Januar ernsthaft in Gefahr. Für Groetzki ist stattdessen das Glas halbvoll: „Wenn wir beide Spiele gewinnen, haben wir das Ticket schon in der Tasche.“

Von Michael Wilkening