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Großer Kampf nicht belohnt

Rhein-Neckar Löwen bieten Titelkandidat Melsungen Paroli, nutzen aber beim 22:25 ihre vielen Chancen nicht

Der Kampfgeist stimmte, die Leidenschaft auch. Was die Rhein-Neckar Löwen aber am Sonntag vergaßen, war die Belohnung für einen couragierten Auftritt. Beim Meisterschaftskandidaten MT Melsungen hielt die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze die Begegnung lange offen, zeigte Herz und eine große Bereitschaft in der Deckung. Mehrfach kam das Team nach einem Drei- oder Vier-Tore-Rückstand zurück. Einzig bei der Chancenverwertung gab es Luft nach oben, ansonsten wäre in einer engen Schlussphase sogar eine Überraschung möglich gewesen. So aber setzte es in der DAIKIN Handball-Bundesliga eine 22:25 (9:13)-Niederlage.

Da sich Halil Jaganjac zuletzt mit einem Magen-Darm-Infekt herumgeplagt hatte und Sebastian Heymann über Rückenschmerzen klagte, begann Steven Plucnar neben Olle Forsell Schefvert im Innenblock. Und das Duo machte seine Sache zu Beginn genauso gut wie alle anderen Löwen in der Abwehr. Mit schnellen Beinen ließen die Löwen erst gar keine Lücken in der Deckung zu, alle halfen sich gegenseitig und standen kompakt. 

Im Angriff startete Gustav Davidsson auf der Spielmacherposition, da Juri Knorr nach seiner Erkrankung noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Den ersten Treffer erzielte Forsell Schefvert, der fast schon auf der Linksaußenposition auftauchte und technisch anspruchsvoll traf. Vier Minuten waren da schon gespielt. 

Trotz einer Unterzahlsituation nach einer Zeitstrafe gegen Patrick Groetzki blieben die Löwen danach in der Deckung stabil und legten zunächst ein 4:2 (9.) vor. Kurzum: Der Start konnte sich sehen lassen, weil der zweifache Meister und Pokalsieger mit großer Geschlossenheit auftrat und sich auch von einem 0:3-Lauf nicht aus der Ruhe bringen ließ und die MT zu langen Angriffen zwang. 

Nicht immer fiel den Nordhessen etwas ein, weshalb die Löwen nach einem Ballgewinn ins Tempospiel kamen und Kreisläufer Jannik Kohlbacher glich zum 5:5 (14.) aus. Mit seinem vierten Treffer besorgte Jon Lindenchrone die Führung (16.) für seine Mannschaft (5:6/17.). Anschließend nahm Torwart David Späth den Siebenmeter von Ian Barrufet weg, während Lindenchrone seinen Strafwurf zum 7:5 (17.) verwandelte. 

Sieben Minuten lang blieben die Melsunger ohne eigenen Treffer, ehe Alexandre Calvancanti verkürzte und Dimitri Ignatow im Gegenstoß ausglich (20.). Plötzlich kippte das Momentum, die Löwen vergaben zweimal aus dem Rückraum und ein 0:4-Lauf endete in einem 7:9-Rückstand (22.). Außerdem kassierte Lindenchrone eine Zeitstrafe. Melsungen traf Sekunden später ins leere Tor zum 7:10 (24.), während den Löwen gegen die sehr präsente und körperlich robuster Melsunger Deckung die Kraft und die Ideen ausgingen. Die eingeschränkten personellen Möglichkeiten im Rückraum machten sich bemerkbar.

Trainer Hinze reagierte auf die Probleme in der Offensive, nahm eine Auszeit und brachte in Ballbesitz den siebten Feldspieler. Forsell Schefvert traf direkt nach der Umstellung – ein ganz wichtiges Tor (8:10/25.). Und es war sogar noch mehr möglich: Kohlbacher vergab aber im Gegenstoß, Lindenchrone scheiterte mit einem Siebenmeter an MT-Keeper Adam Morawski (29.). Kurzum: Die Chancen waren da, um das Spiel deutlich enger zu gestalten. So aber gingen die Löwen mit einem 9:13 in die Pause, um dann einen echten Traumstart in die zweite Halbzeit hinzulegen.

Blitzstart nach der Pause

Kohlbacher verkürzte für seine Mannschaft kurz nach dem Seitenwechsel, Davidsson und Tim Nothdurft mit einem Doppelpack legten direkt nach. Drei Minuten und 32 Sekunden waren gespielt – und beim 13:13 (34.) wieder alles offen. MT-Trainer Roberto Parrondo nahm sofort eine Auszeit und brachte den siebten Feldspieler, doch Späth vernagelte das Löwen-Tor. Keine Frage: Die Mannschaft aus Mannheim zeigte Moral und Kämpferherz. 

Kohlbacher (36.) vergab anschließend die Führung, Späth (37.) verfehlte mit einem Wurf über das ganze Feld das leere Tor. Wieder waren die Chancen da, wieder nutzen die Löwen aber ihre Möglichkeiten nicht und gerieten mit 13:15 (38.) in Rückstand. Hinze nahm sofort die Auszeit, Lindenchrone traf umgehend. 

Beide Mannschaften griffen nun mit dem siebten Feldspieler an – und beide fanden Lösungen, die der Gegner nicht sauber verteidigt bekam. Die Folge: Siebenmeter im Minutentakt. Kastening verwandelte zweimal, Lindenchrone ebenfalls. Die MT legte immer zwei Treffer vor. Dann aber packte sich der eingewechselte Mikael Appelgren den Versuch von Kastening (46.), doch Lindenchrone vergab anschließend aus dem Rückraum bei angezeigtem Zeitspiel den Ausgleich und es blieb beim 19:18 (48.). 

In Unterzahl verhinderte Späth gegen den ganz freien Dainis Kristopans den Zwei-Tore-Rückstand (49.). Erneut bot sich die Chance zum Ausgleich. David Móré trat im Siebenmeter gegen Morawski an – und vergab (50.). Es blieb also dabei: Wenn sich eine große Chance ergab, belohnten sich die Löwen einfach nicht. Melsungen bestrafte diese Nachlässigkeit umgehend und zog auf 22:19 (53.) davon. Doch der zweifache Meister und Pokalsieger gab nicht auf, blieb dran und rang dem Titelkandidaten alles ab. Groetzki machte das 21:23 (55.). Wieder Hoffnung. Wieder Spannung. Doch wieder blieben die Möglichkeiten ungenutzt. Kohlbacher ließ das 22:23 liegen (57.). Lindenchrone trat danach zum Siebenmeter an, erneut fiel das 22:23 (58.) nicht.

Melsungen: Morawski (10 Paraden), Lichtlein (n.e.) – Enderleit, Balenciaga (2), Mandic (1), Sipos (1), Kristopans (1), Ignatow (5), Ferreira (2), Jønsson (2), Arnarsson, Soler, Cavalcanti (3), Svensson, Kastening (7/7), Barrufet (1/1).

Löwen: Späth (10 Paraden), Appelgren (1 Parade) – Móré, Kohlbacher (2), Groetzki (1), Forsell Schefvert (3), Davidsson (2), Lindenchrone (12/4), Jaganjac, Heymann, Plucnar, Nothdurft (2), Knorr, Michalski, Karrenbauer (n.e).

Trainer: Roberto Parrondo – Sebastian Hinze

Schiedsrichter: Brodbeck & Reich.

Zuschauer: 5000 (ausverkauft).

Strafminuten: Sipos (2) – Groetzki (2), Forsell Schefvert (2), Kohlbacher (2), Lindenchrone (2).

Siebenmeter: 8/10 – 4/7

Vergebene / parierte Siebenmeter: Barrufet scheitert an Späth (17.), Kastening scheitert an Appelgren (46.) – Lindenchrone scheitert zweimal an Morawski (29./58.), Móré scheitert an Morawski (50).

Spielfilm: 2:4, 5:4, 10:7, 13:9, 13:13, 15:13, 19:18, 22:19, 23:21, 25:22.