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Harte Prüfung in Nordhessen

Rhein-Neckar Löwen treten beim Titelkandidaten MT Melsungen an

Jannik Kohlbacher im Hinspiel gegen Melsungen.

Die Aufgabe ist schwer, das wissen die Rhein-Neckar Löwen. Ihnen ist aber auch bewusst, dass sie nach dem 25:34 beim HC Erlangen etwas gutzumachen haben. „So dürfen wir nicht auftreten“, sagte Kreisläufer Jannik Kohlbacher mit Blick auf die Schlussphase bei der Niederlage in Nürnberg. Umso besser ist es vielleicht für die Löwen, dass sie gleich am Sonntag (15 Uhr/live im Stream bei Dyn) wieder in der DAIKIN Handball-Bundesliga gefordert sind. Dann müssen sie beim Topteam MT Melsungen ran.

„Ein brutal schweres Auswärtsspiel“ sei das, sagt Löwen-Abwehrkante Halil Jaganjac und mahnt an, dass sein Team mit einer Leistung wie am Donnerstag nicht gegen diesen Gegner bestehen könne:
„Wir müssen besser sein.“ Kurzum: Die Löwen haben also verstanden, ihre Lehren gezogen – und vielleicht gelingt in Nordhessen ja tatsächlich eine kleine Überraschung. 

Die Melsunger stehen im spannenden Bundesliga-Titelkampf punktgleich mit den Füchsen Berlin an der Tabellenspitze, das bessere Torverhältnis spricht allerdings für den Hauptstadt-Club. Nach Minuspunkten liegt der SC Magdeburg nur einen Zähler hinter dem Führungsduo, was für die MT gegen die Löwen bedeutet: verlieren verboten.

Harte Prüfung in Nordhessen: Lichtlein-Comeback in Melsungen

Ihre letzte Bundesliga-Niederlage kassierten die Nordhessen Mitte März, das 32:42 beim HSV Hamburg fiel deutlich aus. Damals dachte man, dass die MT angesichts der großen Verletzungsprobleme nun einbrechen werde. Doch genau das passierte nicht. Keine Frage: Trainer Roberto Parrondo hat eine funktionierende Einheit geformt, auch vor dieser Saison verstärkten sich die Melsunger wieder sehr klug und durchaus auch namhaft. Zum Beispiel mit dem dänischen Nationalspieler Aaron Mensing, der momentan aber wegen einer Achillessehnenverletzung ausfällt. 

Dreh- und Angelpunkt in der Offensive ist Mittelmann Erik Balenciaga, der klug Regie führt und viel Tempo macht. Mit nur 1,68 Metern ist der Spanier übrigens der kleinste Bundesligaspieler. Kurios: An seiner Seite steht im rechten Rückraum mit Dainis Kristopans auch der größte HBL-Profi. Und klar ist ohnehin: Was die Leistung angeht, sind beide echte Riesen. 

Keine Frage: Die Melsunger sind in den vergangenen Jahren zu einer echten Spitzenmannschaft gereift. Zum vollkommenen Glück fehlt ihn aber ein Titel. Vor drei Wochen verloren sie das Pokalfinale gegen den THW Kiel, der sich zuvor knapp gegen die Löwen durchgesetzt hatte. Zum dritten Mal unterlagen die Nordhessen jetzt schon im Endspiel.

Allerdings bieten sich ihnen in den nächsten Wochen noch zwei Titelchancen: Denn die Nordhessen können sich nicht nur zum Meister krönen, sondern qualifizierten sich ebenfalls für das Final Four der European League. Nachdem Parrondos Mannschaft das Viertelfinal-Hinspiel in eigener Halle gegen Bidasoa Irún nur knapp mit 28:27 gewonnen hatte, folgte im Rückspiel beim spanischen Erstligisten eine Machtdemonstration mit einem 32:22-Sieg. Die Teilnahme am Final Four Ende Mai in Hamburg haben sich ebenfalls der französische Spitzenclub Montpellier HB sowie die Bundesligarivalen SG Flensburg-Handewitt und THW Kiel gesichert.

Beim Erfolg in Irún stand übrigens in der Schlussphase Carsten Lichtlein zwischen den Pfosten. Der Europameister von 2016 hatte seine Karriere eigentlich schon beendet und 2022 eine Laufbahn als Torwarttrainer bei der MT eingeschlagen. Doch nach der schweren Kreuzbandverletzung von Stammkraft Nebojsa Simic, statistisch gesehen mit einer Fangquote von 33 Prozent momentan gemeinsam mit dem Kieler Andreas Wolff bester Bundesligakeeper, gab der 44-Jährige sein Comeback und unterstützt die neue Nummer 1 Adam Morawski.

Mit Verletzungen zu kämpfen haben allerdings auch die Löwen. Jaganjac ist weiterhin nur für die Abwehr eine Option, Ivan Martinovic fällt aus. Bei der Niederlage gegen Erlangen knickte außerdem Sebastian Heymann um und humpelte vom Feld.