Veröffentlichung:

„Häufig mit Storm uneinig“

Heidelberg. Jesper Nielsen war in den letzten Jahren einer der wichtigsten Männer bei den Handballern von den Rhein-Neckar Löwen. Als Hauptsponsor und Aufsichtsratsboss hielt er die Fäden in der Hand. Pünktlich mit dem Ende dieser Saison legt er nun allerdings sein Vorstandsamt nieder. Der Däne konzentriert sich fortan voll auf seinen zweiten Handball- Klub, die AG Kopenhagen, mit der er ebenfalls große Ziele hat. Über seinen Abschied bei den Löwen sprach er mit der Rhein-Neckar-Zeitung.

> Jesper Nielsen, Ihre Zeit als Löwen-Aufsichtsratschef neigt sich dem Ende entgegen. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Es war eine spannende und tolle Zeit, in der ich viele schöne Erlebnisse mit interessanten Menschen hatte. Und genau solch Dinge erhoffe ich mir im Leben. So soll es aussehen.

> Leider hat es zu keinem Titel gereicht. Wie sehr schmerzt das?

Ja, das ist so. Bislang hat es nicht gereicht, aber ich bin mir sicher, dass die Zeit kommen wird, in der es klappt. Aber ich bin dann eben leider nicht mehr mit dabei.

> Mit welchem Gefühl verlassen Sie die Löwen?

Ich spüre da schon ein wenig Ärger, doch man darf das nicht falsch verstehen: Das ist vor allem deshalb so, weil ich glaube, dass da nach wie vor etwas ganz Großes auf dem Weg ist zu entstehen. Andererseits bin ich über andere Dinge auch enttäuscht. Manches hat sich vielleicht nicht so entwickelt, wie es hätte laufen sollen. Aber ich denke, dass wir diese Dinge lieber intern halten sollten.

> Es gibt Menschen im Umfeld der Löwen, die froh sind, dass Sie Ihren Vorstandsposten niederlegen. Weil nun auch die ständige Unruhe ein Ende hat …

Mit mir hat darüber nie jemand gesprochen. Außerdem gab es die Unruhe doch auch schon vor meiner Zeit. Mehr brauche ich darüber wohl nicht zu sagen.

> Ein weiterer Vorwurf: Die Löwen seien für sie nur eine Art Spielzeug gewesen …

So etwas können wirklich nur ganz kleine Menschen sagen. Ich war in meiner Zeit im Verein fast überall dabei. Ich habe beispielsweise kaum ein Spiel verpasst und das in ganz Europa. Auch habe ich ständig Leute um mich herum versammelt. Für mich war das eine ernsthafte Arbeit, die Ich immer so aufgenommen habe und auch dementsprechend angegangen bin.

> Was werden Sie bei den Löwen besonders vermissen?

Die Mannschaft natürlich, aber auch die Leute, die auf der Geschäftsstelle arbeiten. Das sind Menschen, die alle sehr, sehr hart arbeiten. Und genau deshalb werden die Löwen auch weiterhin Erfolg haben. Erfolg ist nie nur von einer Person abhängig.

> So ganz werden Sie sich ja ohnehin nicht verabschieden. Es gibt doch einige Verträge, die bis 2015 laufen …

Als Sponsor bin ich nur noch bis 2012 dabei. Danach ist mein Bezug zu den Löwen leider sehr, sehr begrenzt. Was wegen meiner Position bei AG Kopenhagen nicht anders geht.

> Wie ist mittlerweile Ihr Verhältnis zu Ihren anderen Kollegen im Löwen- Aufsichtsrat, zu Manager Thorsten Storm und zu Trainer Gudmundur Gudmundsson? Es soll nicht mehr das beste sein …

Prinzipiell würde ich es als gut bezeichnen. Und ich denke, dass die anderen dies ähnlich sehen. Mit Thorsten Storm war ich hingegen häufig uneinig. Wir haben verschiedene Strategien verfolgt. In sportlichen und wirtschaftlichen Bereichen. Doch ich respektiere ihn und seine Meinungen und sein großes Engagement. Und Gudmi? Gudmi ist mein Freund, so einfach ist das.

> Ist Ihre Enttäuschung eigentlich groß, dass sich Karol Bielecki und Krzysztof Lijewski gegen Kopenhagen und für die Löwen entschieden haben?

Zu diesem Thema geben wir im Moment keine Auskunft (schmunzelt).

Von Daniel Hund

 08.06.2011