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Handball-Bundesliga: Ein Titel für die Region nach 48 Jahren? (RNZ)
48 Jahre nach der Meisterschaft für die SGL könnten die Löwen den Titel wieder in die Region holen
Lang, lang ist es her, dass sich eine Handball-Mannschaft aus der Region die deutsche Meisterschaft sichern konnte. Zuletzt im Jahr 1968, am 23. März, gelang der SG Leutershausen dieses Kunststück. Vor 5500 Zuschauern in der Böblinger Stadthalle siegten die „Roten Teufel“ mit 20:13 (9:6) gegen den VfL Gummersbach und verhinderten damit den Titel-Hattrick des VfL.
Nun schicken sich die Rhein-Neckar Löwen an, diesen Triumph zu wiederholen. Zwar gibt es kein Endspiel mehr wie damals, als der Hallenhandball noch jung war, doch nach einer langen, kräftezehrenden Bundesliga-Saison treten die Löwen am Sonntag (15 Uhr) beim als Absteiger feststehenden TuS N-Lübbecke an, der in der gesamten Spielzeit gerade einmal zwei Siege und nur acht Punkte eingefahren hat.
Mit einem Sieg – oder wahrscheinlich einem Remis – würde sich der Tabellenführer die Meisterschaft sichern, die in den beiden Jahren zuvor noch äußerst knapp verpasst wurde. „Ich verfolge sämtliche Spiele der Löwen mit Interesse“, sagt „Sir Felix“ Rüdiger Schmacke, der 1968 in Böblingen dabei war und den Titel feiern durfte.
„Der Titel wäre verdient. Flensburg hatte zwischendrin große Aussetzer. Es wäre schön, wenn der Titel nach 48 Jahren wieder in die Region käme.“ Doch als alter Handballer äußerst er auch Kritik am Spiel der Mannschaft von Trainer Nikolaj Jacobsen: „Mit zwei Drittel des Spiels bin ich immer zufrieden, von einem Drittel meist enttäuscht.“
Besonders aufgeregt hatte sich Schmacke über das wichtige Spiel am 22. Mai bei der HSG Wetzlar, als sich die Löwen lange schwer taten, ehe der Sieg feststand. „Ich habe gedacht, das kann doch nicht wahr sein, dass sie die ganze Meisterschaft noch verspielen, nach so vielen tollen Siegen. Dann haben sie aber doch verdient gewonnen, weil Andy Schmid Verantwortung übernommen hat.“
Einer, der zwar in Böblingen, beim Finale nicht dabei war, aber zum Kader der Mannschaft gehörte, war der ehemalige Leiter des Olympiastützpunktes in Heidelberg, Hans Leciejewski (72). „Die SG Leutershausen war spielerisch stärker als die Konkurrenz“, erinnert sich „Lambi“ an die damalige Mannschaft mit Trainer Bernd Kuchenbecker. „Anders als in die Jahren zuvor, war der Hallenhandball schon professioneller, es gab mehr Zuschauer und es war ein richtiges Endspiel.“
„Der Titelgewinn der Löwen wäre toll für die Region. Wenn ich die Löwen-Spiele im Fernsehen schaue, muss ich zwischendurch zu Rosamunde Pilcher umschalten, damit ich mich nicht so sehr aufrege.“
„Lambi„, der den USC Heidelberg im Jahr 1977 zu seiner letzten von neun deutschen Meisterschaften im Basketball führte, sieht die Zukunft der Löwen aber auch kritisch: „Sie brauchen Verstärkungen und ich frage mich, ob die finanzielle Situation das hergibt. Ich glaube, das wäre der vorerst letzte Titel.“ Was er schade findet, denn Handball sei eine Sportart der Region. „Bei den Spielen der Löwen sind immer viele Handballer als Zuschauer dabei. Das ist im Eishockey ganz anders. Wenn sich die Region so wie in Kiel oder Flensburg mehr einbringen würde, könnte es bergauf gehen.“
Einem gönnt Leciejewski den Titel ganz besonders: Uwe Gensheimer, den er ein bisschen aus dem OSP kenne und der im Sommer nach Paris wechseln wird. „Für ihn würde es mich freuen, er hätte es verdient.“
Von Hasso Waldschmidt