Veröffentlichung:

Handball-Fest mit dramatischem Ende

Mannheim. Bereits Minuten vor dem Anwurf in der Mannheimer SAP-Arena hatte Thorsten Storm, der Manager der Rhein-Neckar Löwen, den richtigen Riecher, als er den 13 200 Handballfans einen „Feiertag“ ankündigte. „Diesen Nachmittag werde ich nie vergessen“, gab zwei Stunden später Gudmundur Gudmundsson, der Trainer des badischen Bundesligisten, zu Protokoll. Dabei stand der Isländer noch unter dem Eindruck der packenden und am Ende hochdramatischen Partie in der Champions-League-Gruppenphase, die seine Schützlinge und das Starensemble des FC Barcelona abgeliefert hatten. Das gerechte 38:38(22:17)-Remis bezeichnete Jesper Nielsen treffend als „Handballgenuss pur“. „Solche unglaublichen Spiele wollen die Leute doch sehen. Man hat gesehen, was in unserer Mannschaft steckt“, meinte der Aufsichtsratsvorsitzende der Löwen.

Für die Badener jedenfalls fühlte sich die Punkteteilung gegen „eine der besten Mannschaften der Welt“ (Gudmundsson) wie ein Sieg an. „Wir haben es selbst in der Hand, einen der ersten beiden Plätze in unserer Gruppe zu erreichen. Das sollte für jeden Motivation genug sein“, sagte Torwart Henning Fritz, der zusammen mit seinen Teamkollegen und den Löwen-Fans ein Wechselbad der Gefühle durchlebte. In der ersten Halbzeit spielten die Badener wie entfesselt und lagen zwischenzeitlich mit acht Toren in Führung. „Wir haben vor der Pause wirklich alles getroffen“, meinte Fritz. Abwehrstratege Oliver Roggisch, der in der Offensive zweimal als Vorlagengeber glänzte, sprach nach dem Duell mit dem Rekordgewinner der Königsklasse sogar von „der besten Angriffsleistung, seit Gudmi hier Trainer ist“. Gudmundsson hatte am 23. September Ola Lindgren als Löwen-Coach abgelöst und die Badener nur zwei Tage später zum 31:30-Hinspielerfolg geführt.

„Nach dem Spielverlauf kann man sicherlich von einem verlorenen Punkt sprechen. Durch unseren Erfolg in Barcelona ist dieses Unentschieden aber wie ein Sieg“, sagte Uwe Gensheimer, der mit 15 Treffern bei 17 Versuchen einmal mehr brillierte. Zudem bewies der Nationalspieler 32 Sekunden vor der Schlusssirene Nervenstärke, als er mit einem verwandelten Strafwurf gegen den in der zweiten Hälfte überragenden Barça-Keeper Danjel Saric den Hausherren das Remis rettete. Nach dem Seitenwechsel übernahmen die Gäste das Kommando, machten ihren Pausenrückstand wett und gingen beim 31:30 in der 46. Minute durch den kantigen Konstantin Igropulo erstmals seit der dritten Minute wieder in Führung.

Die Löwen hielten dagegen und hatten nach Gensheimers 15. Tor sechs Sekunden vor Spielende in doppelter Überzahl sogar die Möglichkeit zum Siegtreffer. „Wir wollten unbedingt gewinnen“, sagte Gudmundsson, der Karol Bielecki als siebten Feldspieler aufbot. Dieser Schuss ging beinahe nach hinten los, da die Badener den Ball verloren und Victor Tomas die Harzkugel ins leere Löwen-Tor beförderte – allerdings erst nach Ablauf der Spielzeit. „Der Ball war erst nach der Schlusssirene im Tor“, erklärte Gudmundsson. Sein spanischer Kollege Xavier Pascual kündigte dagegen an, dass die Katalanen Protest bei der europäischen Handball-Föderation einlegen werden. „Diese Partie hatte auf jeden Fall einen großen Unterhaltungswert – für alle in der Halle“, fasste der starke Löwen-Kreisläufer Bjarte Myrhol treffend zusammen. Widersprechen wollte dem norwegischen Kraftpaket ohnehin keiner.

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 15/5, Myrhol 9, Cupic 5, Bielecki 3, Schmid 2, Stefansson 2, Sesum 1, Gunnarsson 1.
FC Barcelona: Romero 10/6, Enterrios 6, Igropulo 4, Noddesbo 3, Tomas 3, Ugalde 3, Sorhaindo 2, Nagy 2, Rutenka 2/1, Garcia 1, Rocas 1, Oneto 1.

Von Christof Bindschädel

 21.02.2011