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Handball-Stars setzten ein Zeichen

Mannheim. Es sollte ein Handball-Fest werden, eines, das man nicht mehr so schnell vergisst. Und das wurde es. Das gestrige Benefiz-Spiel zugunsten der Familie von Oleg Velyky, der im Januar einem Krebsleiden erlag, bot all das, was das Harzball-Herz begehrt: Es wurde gepasst und geschossen, geglänzt und getrickst. Am Ende gewann die Weltauswahl vor 8.451 Zuschauern mit 34:31 (16:17) gegen die Rhein-Neckar Löwen. Doch das interessierte niemanden.

Nicht an diesem Abend, nicht vor diesem Hintergrund. Die Stars kamen wegen etwas anderem. Sie wollten ihr Mitgefühl ausdrücken, ein Zeichen setzen. Was ihnen eindrucksvoll gelang. Eine derart gut aufgestellte Weltauswahl gab es wohl noch nie: Nikola Karabatic, Ivano Balic, Stefan Kretzschmar, Daniel Stephan, Mariusz Jurasik – Namen, die jeden Fan mit der Zunge schnalzen lassen.

Christian Zeitz vom THW Kiel, der verlorene Sohn, der Ex-Krösti, stand ebenfalls im „Allstar-Team“. Und der sprach stellvertretend für alle: „Es ist eine Selbstverständlichkeit bei solch einem Spiel dabei zu sein. Oleg hätte das genauso gemacht.“

Wenig später begann sie dann zu zaubern, die bunt zusammengewürfelte Künstler-Auswahl: Balic und Karabatic übernahmen die erste Schicht. Beide zogen geschickt die Fäden. Zuspiele wurden aus dem Unterarm geschüttelt, Ballstafetten eingeleitet.

Und die Löwen? Haben sie schon den nötigen Biss? Ansatzweise schon. Insbe_ sondere zwei neue Rudelmitglieder deuteten in der ersten Halbzeit an, wie wertvoll sie noch sein können: Ivan Cupic, der kleine Wirbelwind von der rechten Außenbahn, und Kreisarbeiter Robert Gunnarsson demonstrierten ihre Kaltschnäuzigkeit. Sie rasten hin und her, vor und zurück, narrten ihre Gegenspieler mehrfach.

Aber der größte Held des Abends war ein anderes Gelbhemd. Gemeint ist Karol Bielecki. Beeindruckend war’s, was er auf die Platte brachte. Rund sechs Wochen nach seinem tragischen Unfall lief er im Rückraum fast schon wieder zu Hochform auf. Bielecki, der erstmals in der SAP Arena mit seiner Schutzbrille, zockte, gab alles, traf drei Mal. Mit der Brille soll übrigens sein gesundes und sein erblindetes Auge, das bislang nicht entfernt wurde, geschützt werden. Karabatic staunte über den Bielecki-Auftritt: „Das war ja eigentlich wie immer. Aber es ist ja glücklicherweise sein Auge und nicht sein Arm, der verletzt wurde“, schmunzelte der Franzose.

In der SAP Arena dabei zu sein, war für „Niko“ eine Ehre: „Ich bin einfach nur froh, dass ich seinem Sohn und seiner Frau damit etwas helfen konnte“, betonte der sympathische Weltmeister. Wobei offenbar auch der Spaßfaktor extrem hoch war. „Wir kennen uns ja alle, das sind alles Klasse-Handballer und tolle Typen, mit denen du viel erleben kannst“, verriet Karabatic, der sich umgehend in die Kabine verabschiedete: „Dort geht die Party weiter.“

Rhein-Neckar Löwen: Schmid 2, Gensheimer 3/1, Roggisch, Rigterink, Tkaczyk 5/1, Bielecki 3, Gunnarsson 2, Ruß 4, Müller 4, Myrhol 3, Groetzki 1, Abt 1, Cupic 3/1.

Weltauswahl: Richardson, Ivancsik 4, Harbok 1, Schwarzer 5, Shelmenko, Filip 6/3, Jurasik 4/2, Stephan 1, Klimovets 3, Spellerberg, Zeitz, Karabatic 3, Hens, Kretzschmar 1/1, Nikolic 2, Balic 4.

Von Daniel Hund

 27.07.2010