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Ein Kämpfer der Extraklasse

Mannheim. (dh) Karol Bielecki saß oben, nahm auf dem Pressepodium in der Mannheimer SAP Arena Platz. Der Rhein-Neckar Löwe kam, um zu reden, sprach erstmals über seinen persönlichen Alptraum, den Verlust seines linken Auges. Zur Erinnerung: Während eines Testspiels der polnischen Nationalmannschaft gegen Kroatien griff ihm Josip Valcic ins Auge, zerstörte es für immer. Seine Erinnerungen sind noch frisch: „Das war ein Unfall. Meinen Gegenspieler trifft da keinerlei Schuld.“

Wie auch immer, seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war. Bieleckis Karriere hängt am seidenen Faden. Keiner weiß, ob der 28-Jährige jemals wieder auf einem Toplevel Handball spielen kann. Bielecki auch nicht, aber er ist zuversichtlich, kämpft und beißt: „Es läuft mit jedem Training besser. Die Sicherheit wächst. Bald möchte ich wieder so spielen können wie früher – wenn nicht sogar besser.“

Starke Worte, aber auch angebrachte Worte? Offenbar schon: „Das Ganze entwickelt sich besser, als wir es alle für möglich gehalten hätten“, erklärt Mannschaftsarzt Dr. Andreas Klonz. Dr. Thomas Katlun, Augenarzt aus Heidelberg, nickt: „Dass er nun sogar schon wieder Handball spielen kann, stellt uns sehr zufrieden.“ Ausschlaggebend für die schnelle Rückkehr auf die Platte ist das Reha-Programm. Hier wird Super-Arbeit geleistet. Insbesondere an der Wahrnehmungsfähigkeit wird gefeilt.

Denn selbst Treppen steigen war unmittelbar nach dem Unfall ein Kraftakt. Klonz berichtet: „Karol suchte jede Stufe und jeden Schritt.“ Und wie ist das im Umgang mit dem Ball? „Das Fangen ist nun schon etwas völlig anderes“, räumt Bielecki ein. Doch die Lösung hat der Rückraum-Riese längst gefunden: „Ich bewege nun einfach häufiger meinen Kopf – und denke mehr als früher.“ Ein echter Kämpfer, dieser Bielecki.

 27.07.2010