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Handballer der HSG Wetzlar schnuppert in Mannheim eine Halbzeit lang an Sensation (GA)

Hut ab vor der HSG Wetzlar. Bei den Rhein-Neckar Löwen, dem Tabellenführer der Handball-Bundesliga, fand die 13:1-Erfolgserie der Mittelhessen ein Ende. In einer hochklassigen Partie unterlagen die Lahnstädter vor 9606 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena nach einer überragenden ersten Halbzeit doch noch deutlich mit 18:26 (11:10). Entscheidend für den klaren Löwen-Erfolg waren nach der Pause eine deutliche Leistungssteigerung der Hausherren sowie mehrere technische Fehler der Grün-Weißen, die die Löwen zu einfachen Toren nutzten.

„Der Acht-Tore-Sieg hört sich wie eine klare Angelegenheit an, doch das war es heute wirklich nicht. Die HSG hat richtig gut gespielt, während wir uns erst nach dem Wechsel steigern konnten“, lautete das Fazit von Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen. Doch so ganz zufrieden konnte er nicht sein, denn seine Truppe fand zunächst überhaupt keine Einstellung zum Gegner und knüpfte an die schwache Partie in der Champions League von Kristianstad an.

In dem Löwen-Einlauf-Trailer vor dem Anpfiff demonstrieren die als römische Söldner verkleideten Löwen-Spieler Kraft und Durchsetzungsvermögen. Doch eben mit diesen Attributen konnten die Mannheimer Handballer im Spitzenspiel gegen Wetzlar in den ersten 30 Minuten der hochklassigen Partie nicht aufwarten. Die Mittelhessen waren es, die dem ungeschlagenen Spitzenreiter und Champions-League-Teilnehmer respektlos entgegentraten und mit viel Selbstvertrauen agierten. Auch wenn 125-Kilo-Mann Rafael Baena Gonzales die Hausherren bereits nach 36 Sekunden mit 1:0 in Führung brachte, die Gäste-Deckung wurde fortan zu einem kaum überwindbaren Hindernis der Löwen-Angriffe. Und im HSG-Angriff überraschten die Rückraumschützen Joao Ferraz, Steffen Fäth und besonders Florian Laudt. Der Wetzlarer Spielmacher, der 60 Minuten lang anstelle des verletzten Filip Mirkulovski die Fäden zog, avancierte neben Löwen-Regisseur Andy Schmid zum besten Akteur auf dem Feld. „In der ersten Halbzeit ist unser System gut aufgegangen, mit langen Angriffen die freie Wurfchance zu suchen und in der Abwehr gnadenlos zu decken“, sagte „Flo“ und erinnerte an die famose Leistung seines Teams, die in der 15. Minute mit einer 6:5-Führung belohnt wurde. Die bärenstarke Defensive hatte den wurfgewaltigen Rückraum des Spitzenreiters regelrecht kaltgestellt.

Sechs Minuten blieb der Tabellenführer ohne Torerfolg, sodass Kim Ekdahl du Rietz und Alexander Petersson ab der 20. Minute auf der Bank bis zum Schlusspfiff Platz nehmen mussten. Wetzlar dagegen zeigte regelrechten Spaß-Handball und ging gar mit 9:6 in Front, als Maximilian Holst per Strafwurf vollstreckte (24.). Erst die eingewechselten Mads Mensah Larsen und Harald Reinkind besorgten den Löwen die Resultatsverbesserung zum 10:11-Pausenstand. Als die Lahnstädter in Unterzahl nach Wiederanpfiff zwei Siebenmetertore von Uwe Gensheimer kassierten und Reinkind das 13:12 markierte, führten die Gastgeber erstmals wieder seit der elften Minute.

Auch wenn Andreas Wolff im HSG-Tor seinem Gegenüber Mikael Appelgren um nichts nachstand, die Mannheimer bekamen nun Oberwasser und profitierten von Fehlern der HSG-Recken. Überhastete Würfe gegen die jetzt besser postierte Löwen-Abwehr, Fehlabgaben und technische Fehler bei Tempogegenstößen verhinderten, dass Wetzlar auf Schlagdistanz blieb. Die Schützlinge von Trainer Jacobsen zogen mit der frenetischen Unterstützung der Zuschauer über 16:14 (41.) und 19:15 (48.) auf 23:16 (54.) davon – die Entscheidung war gefallen, wobei der 26:18-Erfolg der Badener doch zu hoch ausfiel.

„Das war großartig, was wir in der ersten Halbzeit gespielt haben. Nach der Pause konnten wir die Löwen-Defensive nicht mehr in Gefahr bringen, weil uns bis zur 48. Minute nur vier Treffer glückten. Bei uns ging von der rechten Seite überhaupt keine Torgefahr aus“, meinte später Kai Wandschneider und ergänzte: „Trotzdem können wir mit dem Auftritt heute zufrieden sein und müssen die Köpfe nicht hängen lassen.“

Von Ulrich G. Monz