Veröffentlichung:

Mannheimer Übermacht (GAZ)

Es war das Spitzenspiel der Handball-Bundesliga, das seinen Namen durchaus verdiente. Beim 18:26 (11:10) bei den Rhein-Neckar Löwen zeigte die HSG Wetzlar zumindest eine Halbzeit lang, warum sie auch am elften Spieltag noch zur Spitzengruppe der Liga zählte.

Nach der Halbzeit allerdings setzte sich der Favorit aus Mannheim durch und bleibt weiterhin ungeschlagen mit nunmehr 22:0 Punkten Tabellenführer. »Mit der ersten Halbzeit war ich mehr als zufrieden«, lobte HSG-Trainer Kai Wandschneider. »Das war eine bärenstarke Abwehrleistung von uns und eine starke Torwartleistung von Andi Wolff. Das war großartig.«

Beide Mannschaften überzeugten von Beginn an mit aggressiver Abwehrarbeit. Die Löwen agierten sehr offensiv, empfingen den Gegner teilweise bereits an der Neun-Meter-Linie. Da war viel Bewegung, auch ohne Ball, von der Angriffsreihe um Mittelmann Florian Laudt gefragt, der die Verantwortung im Spielaufbau allein tragen musste. Filip Mirkulovski war aufgrund seiner Leistenverletzung nicht dabei.

Wetzlar versuchte aus der Abwehr heraus, vermehrt mit Gegenstößen zum Ziel zu kommen. Langer Pass von Torhüter Andreas Wolff, der in der ersten Hälfte das Duell gegen Mikael Appelgren für sich entscheiden konnte, auf Maximilian Holst. Der angelte das Leder artistisch aus der Luft und netzte zum 2:2 in der sechsten Minute ein. Die kommende Unterzahl meisterten die Grün-Weißen mit nur einem Gegentor, Steffen Fäth glich in der zehnten Minute zum 4:4 aus. Am Kreis war Löwen-Neuzugang Rafael Baena kaum zu bändigen, zog zwei Siebenmeter, die Uwe Gensheimer sicher verwandelte.

Laudt markierte in der 15. Minute die erste Wetzlarer Führung, tankte sich zum 6:5 durch. Wandschneider fing bereits jetzt an, zu wechseln, brachte Vladan Lipovina für den angeschlagenen Joao Ferraz und Jannik Kohlbacher für Sebastian Weber am Kreis. Holst erhöhte per Siebenmeter, Hendrik Pekeler musste für zwei Minuten vom Feld. Wetzlar kam in Überzahl sehr weit aus der Abwehr, zwang die Löwen zu technischen Fehlern. Der daraus resultierende Ballgewinn konnte jedoch nicht genutzt werden.

Nach einer Auszeit von Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen kamen Harald Reinkind und Mads Mensah Larsen ins Spiel und belebten den Angriff merklich. Doch dank eines gut aufgelegten Wolff blieb Wetzlar weiterhin mit zwei Treffern in Führung. Nach Holsts 9:6 ermöglichten es einige Fehlwürfe den Gastgebern, bis zur Pause auf 10:11 heranzukommen.

Abwehrchef Evers Klesniks kassierte nach der Pause seine zweite Zeitstrafe, Laudt hatte Pech, knallte die Kugel an die Unterkante der Latte und Gensheimer markierte das 11:11. Fortan spielten nur noch die Löwen. Mit einer offensiven Abwehr setzten die Hausherren Wetzlar unter Druck, provozierten technische Fehler und Fehlwürfe. Gensheimer traf zum 14:12, Wandschneider rief seine Mannschaft sogleich zur Besprechung. Sein Team schien völlig von der Rolle, hatte große Probleme gegen die gut aufgestellte Löwen-Abwehr. Die rechte Wetzlarer Seite war weitgehend wirkungslos. Appelgren nagelte zudem seinen Kasten zu, Reinkind ballerte aus dem Rückraum, Andy Schmid zog in bewährter Manier die Fäden und auch Larsen kam langsam in Wallung. »Wir haben bis zur 48. Minute in der zweiten Halbzeit nur vier Tore erzielen können«, monierte Wandschneider.

Kohlbacher vergab völlig frei, Kristian Bliznac mähte im Gegenstoß zwei Löwen um und übersah den völlig freien Holst. »Wir machen einfach keine Tore«, musste Bliznac eingestehen. »Sieben Tore in der zweiten Halbzeit ist zu wenig. Wir haben die zweite Welle nicht gut gespielt.« Egal was Wandschneider ausprobierte, der Spitzenreiter war nicht zu bezwingen. Durch die vielen Fehler kam bei Wetzlar kaum noch Spielfluss auf und auch die offensiver eingestellte Abwehr konnte nun nichts mehr gegen Schmid & Co. ausrichten.

»Die erste Halbzeit war überragend von uns und wir gehen mit einem in die Pause. In der zweiten verschießen wir zu viel, werfen fünf, sechs Bälle weg. So hat man keine Chance in Mannheim«, erklärte Holst. »Wir waren in der ersten Halbzeit zu ungeduldig«, meinte Löwen-Trainer Jacobsen. »Wir wollten zu schnell nach vorne und haben leichte Fehler gemacht.« Wandschneider sagte: »Wir müssen die Köpfe nicht hängen lassen.«