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Hausgemachte Niederlage (BNN)

Rhein-Neckar Löwen verlieren mit B-Team bei Vardar Skopje erstes Pflichtspiel in der Saison / Rot für Kneer

Der Grundtenor der Kommentare von Nikolaj Jacobsen war nach allen 14 Saisonspielen der Rhein-Neckar Löwen immer ähnlich positiv und auch nach dem 15. Pflichtspiel sah der Trainer keinen Grund, den Zungenschlag zu ändern – trotz wettbewerbsübergreifend der ersten Niederlage. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft“, sagte Jacobsen am Samstagabend, „sie hat 52 Minuten lang alles richtig gemacht.“ Aber die letzten acht Minuten waren im Gruppenspiel der Champions League bei Vardar Skopje dann eben doch nicht mehr so ganz nach dem bewährten Erfolgsmuster verlaufen, weshalb die Löwen vor 5 500 Zuschauern im Hexenkessel Jane-Sandanski-Arena mit 19:25 (10:11) unterlagen und mit nun 5:3 Punkten auf Rang vier im Achterfeld zurückfielen.

„Diese Niederlage ist kein Drama“, sagte Jacobsen, der sie beim weiterhin verlustpunktfreien Tabellenführer einkalkuliert hatte. Zudem viel sie auch deutlich zu hoch aus. Bis zu jener 52. Minute hatten die mit ihrem zweiten Anzug angetretenen Badener dem favorisierten mazedonischen Meister ein Duell auf Augenhöhe geboten, zu diesem Zeitpunkt lagen sie nur mit 18:19 im Hintertreffen. „Am Ende haben wir uns aber selbst um den verdienten Lohn gebracht, hier wäre wirklich mehr drin gewesen“, sagte Jacobsen, der einem B-Team vertraut hatte.
Uwe Gensheimer wurde konkreter. „Zum Schluss hat auch die Stimmung in der Halle eine Rolle gespielt, wir haben da ein bisschen den Kopf verloren, uns ein paar technische Fehler zu viel geleistet und dann hat auch der Torwart einen guten Job gemacht“, analysierte der Kapitän den finalen Spielverlauf, als der zu Beginn der zweiten Halbzeit für Weltklasse-Keeper Arpad Sterbik eingewechselte Petar Angelov zum Erfolgsfaktor für die Gastgeber avancierte.
Gensheimer selbst hätte nicht die Wir-Form wählen müssen bei seiner Bewertung, denn er kam in den gesamten 60 Minuten nur bei zwei Siebenmetern zum Einsatz, die er auch gewohnt sicher verwandelte. Gänzlich geschont für die aus Löwen-Sicht bedeutendere Aufgabe am kommenden Mittwoch in der Bundesliga bei HBW Balingen-Weilstetten wurde Alexander Petersson, der noch an den Folgen eines Pferdekusses aus dem Kiel-Spiel laborierte. Patrick Groetzki löste erst in der 48. Minute Marius Steinhauser als Rechtsaußen ab und Andy Schmid spielte nur die finalen 18 Minuten. Der Regisseur musste ran, weil der diesmal auch im Angriff eingesetzte Abwehrspezialist Stefan Kneer nach einem Schlag ins Gesicht von Gegenspieler Igor Karacic direkt die Rote Karte gesehen hatte.
Schmid rückte auf seine Spielmacherposition, auf der Mads Mensah Larsen in der ersten Halbzeit brilliert hatte. Sechs seiner insgesamt sieben Tore erzielte der Däne vor der Pause und hatte damit maßgeblichen Anteil daran, dass die Löwen den Drei-Tore-Rückstand beim 5:8 nach einer Viertelstunde bis zum Wechsel auf einen Treffer verkürzten. Als weitere Stütze erwies sich wieder einmal Torhüter Mikael Appelgren, der in Abwesenheit des wechselwilligen Darko Stanic insgesamt auf 16 Paraden kam und die Reihe seiner großartigen Vorstelllungen fortsetzte. Erst als bei den Löwen am Ende die Kräfte schwanden und die Abwehr nicht mehr so entschlossen zu Werke ging wie zuvor, war auch Appelgren vor allem mit den Wuchtwürfen von Alex Dujshebaev überfordert.
Von Reinhard Sogl