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Rhein-Neckar Löwen kassieren in Skopje die erste Niederlage (RNZ)
In Skopje setzt es für die zweite Reihe der Badener ein 19:25
Es ist noch gar nicht so lange her, da überraschte Nikolaj Jacobsen mit einer Andeutung. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen erklärte doch glatt, dass man sich in dieser Saison mehr auf die Bundesliga konzentrieren wolle und die Champions League gleichzeitig etwas vernachlässigen würde. Im Klartext: Wenn Verschnaufpausen, dann eher in der Königsklasse. Schonen in der Liga der Besten, im Kräftemessen mit dem europäischen Handball-Adel? Eigentlich unvorstellbar! Aber trotzdem nachvollziehbar: bei dem dünnen Kader, bei den knapp verpassten deutschen Meisterschaften in den letzten beiden Jahren.
Und am Samstag war es tatsächlich soweit. Jacobsen ließ den Worten Taten folgen. Beim Gastspiel in Skopje schmiss der Däne die Rotationsmaschine an. Alles war anders: Reinkind für Petersson, Steinhauser für Groetzki, Sigurmannsson für Gensheimer, Mensah Larsen für Schmid. Selbst Hendrik Pekeler, der monatelang pausiert hatte, rückte erstmals in die Start-Sieben. Der Neuzugang stand für Kneer im Abwehrzentrum, Seite an Seite mit Gedeon Guardiola – Zwei-Meter-Riesen unter sich.
Das Verblüffende: Es klappte auch so. Denn die letztliche 19:25 (10:11)-Niederlage im Hexenkessel von Skopje fiel eindeutig zu hoch aus. Bis zur 53. Minute bewegten sich die Gelben auf Augenhöhe, stellten eine bombensichere Abwehr und bestachen am gegnerischen Kreis immer wieder mit perfekten Lösungsansätzen. Klar, dass dies auch dem Chef gefallen hat: „Ich habe meine Mannschaft gelobt, denn wir haben bis zur 53. Minute wirklich alles richtig gemacht“, schmunzelte der Trainerfuchs, um wenig später doch noch die Stirn in Falten zu legen: „Aber genau deshalb ärgert mich auch dieses Ergebnis so. Denn wir waren sicher keine sechs Tore schlechter.“
Sei’s drum, die erste Niederlage überhaupt in dieser Saison können die Löwen trotzdem in guter Erinnerung behalten. Denn sie hat gezeigt, dass man sehr wohl einen zweiten Anzug hat: Petersson, der aus dem Kiel-Spiel einen schmerzhaften Pferdekuss als Andenken mitgebracht hat, spielte gar nicht. Gensheimer brillierte nur bei zwei Siebenmetern, Spielmacher Schmid und Groetzki kamen erst in der Schlussphase.
Hauptdarsteller waren diesmal andere. Mads Mensah Larsen, 24, zum Beispiel. Unglaublich war’s, was der junge Däne im Rückraum abzog. Er übernahm die Rolle von Schmid, machte den Denker und Lenker. Doch er interpretierte die Rolle anders. Mit ganz viel Zug zum Tor. Sieben Tore ballerte er heraus, davon alleine sechs vor der Pause. Phasenweise erinnerte er an einen Alleinunterhalter, Skopje bekam ihn nie in den Griff. Ähnlich wie Reinkind, 23, den Petersson-Ersatz. Vier Mal knallte er den kleinen Harzball in die Maschen. Erst in der Schlussphase hatten beide einen kleinen Hänger. Jacobsen kennt die Gründe: „Sie waren einfach platt, das Spiel war sehr intensiv.“
Vorne ein Däne und ein Norweger, hinten ein Schwede: Mikael Appelgren, der mit dem Zopf und den langen blonden Haaren. Phasenweise schien der Löwen-Hexer die Bälle magisch anzuziehen. Sein Stellungsspiel beeindruckt. Als Ersatzmann war diesmal übrigens ein anderer dabei: Marco Bitz. Warum? Na, weil das passiert, was die RNZ bereits berichtet hatte: Darko Stanic wird die Löwen in Richtung Katar verlassen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es der Bundesliga-Tabellenführer offiziell macht. Richard Stochl soll ihn beerben.
Von Daniel Hund