Veröffentlichung:

Hoffen auf Blitzheilung bei Gigant Gensheimer (MM)

Mannheim. Michael Ballack schaffte es 2006 sogar in die Tagesschau. Kurz vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft sorgte sich ganz Deutschland um den „Capitano“ und seine „Wade der Nation“. Wird der Superstar im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica mitwirken können oder nicht? Zwischen Flensburg und Füssen gab es damals kein wichtigeres Thema.

Derartige mediale Dimensionen nimmt die Verletzung von Uwe Gensheimer zwar nicht an, zumindest aber die Handball-Fans in der Region zittern gewaltig mit dem Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen. Sein Fuß ist stark geschwollen, das Außenband zum Teil gerissen und sein Mitwirken heute (20.15 Uhr) in der Bundesligapartie gegen den TBV Lemgo extrem unwahrscheinlich.

Gestern Mittag klang Trainer Gudmundur Gudmundsson noch recht optimistisch und sprach davon, dass ein Einsatz des Rechtshänders durchaus möglich sei. Die abschließende Übungseinheit am Abend sollte Klarheit bringen – und gegen 20 Uhr hörte sich das dann ganz anders an. „Stand jetzt“, sagte Gudmundsson, „macht es keinen Sinn, Uwe spielen zu lassen. Es sieht nicht so toll aus und wir wollen kein Risiko eingehen, dass er sich noch schlimmer verletzt. Wir brauchen ihn am Freitag in Göppingen. Bis dahin sollte er einsatzfähig sein.“

Während die DFB-Elf gegen die Freizeit-Fußballer aus Costa Rica vor sechs Jahren gut auf Ballack verzichten konnte, würde ein Ausfall Gensheimers die Löwen schon ziemlich hart treffen. Die Zeiten, in denen ein zweiter Weltklasse-Linksaußen der Marke Gudjon Valur Sigurdsson parat steht, sind längst vorbei. Müsste der Torjäger passen, würde Niklas Ruß in die Bresche springen. „Ich habe volles Vertrauen in Niklas“, stärkt Gudmundsson dem 21-Jährigen schon einmal demonstrativ den Rücken.

Sollte Gensheimer wider Erwarten grünes Licht geben, dürfte er trotzdem nicht bei 100 Prozent sein. Dabei brauchen die Löwen gerade in dieser richtungsweisenden Woche jeden Mann in Topform. Innerhalb von nur vier Tagen könnten die zwei anvisierten Saisonziele verpasst werden. Ein Patzer heute gegen Lemgo – und die Badener dürften sich die Teilnahme an der Champions League abschminken. Dazu droht am Freitag im EHF-Cup-Halbfinale das Aus gegen Frisch Auf Göppingen. „Wir stecken mitten in einer eminent wichtigen Woche. Leider sind die Bedingungen für uns eher schwierig“, sagt Gudmundsson mit Blick auf seinen ausgedünnten Kader. Denn nicht nur Gensheimers Ausfall droht, Patrick Groetzki und Børge Lund fehlen auf jeden Fall.

Der Trainer ist erneut als Improvisationskünstler gefragt – und auch als Psychologe: „Wir müssen alle Gedanken an Göppingen auf Eis legen. Es geht nur um Lemgo. Diesen starken Gegner können wir nur besiegen, wenn wir uns zu 100 Prozent auf dieses Spiel konzentrieren.“ Gensheimers Mitwirken würde die Siegchance sicherlich noch einmal erhöhen. Die Fans werden schon beim Aufwärmen heute genau hinschauen, wie es dem „Fuß der Region“ so geht.

Von Marc Stevermüer