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30:30 gegen Lemgo

Löwen verlieren ohne Gensheimer einen Zähler

Mit Brachialgewalt hämmerte Karol Bielecki den letzten Wurf der Partie an der Mauer vorbei via Innenpfosten ins Netz. Der Jubel in der SAP Arena war groß, immerhin rettete dieses Tor des Polen den Rhein-Neckar Löwen einen Punkt. Doch das 30:30 (16:17) gegen den TBV Lemgo, bei dem Trainer Guðmundur Guðmundsson auf den Einsatz des angeschlagenen Kapitäns Uwe Gensheimer verzichtete, ist dennoch ein kleiner Rückschlag im Rennen um die direkte Champions-League-Qualifikation

Für Uwe Gensheimer reichte es nicht. Der Linksaußen der Löwen war am Samstag im EHF-Pokal-Halbfinale bereits in der Anfangsphase umgeknickt und mit schmerverzerrtem Gesicht am Boden liegen geblieben. Zwar biss der Linksaußen die Zähne zusammen, bis der 33:32-Erfolg gegen Frisch Auf Göppingen unter Dach und Fach war, doch im Nachholspiel gegen Lemgo entschieden die Verantwortlichen, den Kapitän hinter der Bank – und somit neben Patrick Groetzki und Børge Lund – Platz nehmen zu lassen. Dafür tauchten mit Torwart Jonas Maier und Linksaußen Denni Djozić zwei Spieler der zweiten Mannschaft zum ersten Mal auf einem Bundesliga-Spielberichtsbogen auf.

Ohne Gensheimer mussten also andere in die Bresche springen und mehr Verantwortung übernehmen. Von der Siebenmeterlinie tat das Ivan Čupić, der gegen Göppingen noch in der Schlusssekunde verwarf, und verwandelte dabei alle vier Versuche in Durchgang eins. Auch Karol Bielecki legte eine Schippe drauf und seine Distanzwurfqualitäten in die Waagschale. Zwar rannten die Gelbhemden in der Anfangsphase dauernd einem Rückstand hinterher, fingen sich dann aber und als Čupić mit einem sehenswerten Lupfer das 6:4 markierte (9.), schien die Guðmundsson-Sieben endlich in der Spur zu sein. Bjarte Myrhol war am Kreis nicht aufzuhalten und holte den einen oder anderen Siebenmeter heraus. Lemgo blieb allerdings geduldig, und obwohl TBV-Keeper Carsten Lichtlein bis zur 20. Minute gerade mal eine Parade auf dem Konto hatte, gingen die Lipperländer wieder durch Florian Kehrmann in Front (11:12, 19.), weil sie jeden kleinsten Fehler eiskalt bestraften, während sich die Löwen nun ein paar Unkonzentriertheiten leisteten. Diese Führung gaben die Lemgoer bis zur Pause nicht mehr her, was auch daran lag, dass die Aktionen der Hausherren mit zunehmender Spielzeit immer berechenbar wurden: 13 der 16 Tore gingen auf das Konto von Čupić, Myrhol und Bielecki.

Der Start in den zweiten Abschnitt ging in die Hose. Lemgo blieb cool, die Gelbhemden überstürzten hingegen ihre Angriffe und konnten nicht schnell genug zum Abschluss kommen. Čupić verwarf seinen ersten Siebenmeter, kurz darauf scheiterte auch Žarko Šešum von der Linie – und der TBV zog auf fünf Tore weg (19:24, 42.). Die Löwen kämpften, wurden aber zusehends müder und verrannten sich in Einzelaktionen. Immerhin haben sie mit dem polnischen Rückraum Bielecki/Lijewski zwei Wurfmaschinen im Kader, die wieder für den Anschluss sorgten (25:26, 49.). Der Ausgleich wollte aber zunächst nicht gelingen. Čupić verwarf zwei weitere Siebenmeter, gegen Bielecki wurde in Überzahl ein fragwürdiges Offensivfoul gepfiffen, Lijewski produzierte einen Fehlpass. Doch nun wurden auch die Lemgoer unruhig. Erst im x-ten Anlauf markierte Gensheimer-Ersatz Niklas Ruß das 28:28 (57.). Die Schlussphase hatte es dann zumindest spannungsmäßig in sich. Manuel Liniger traf per Siebenmeter, Čupić glich nochmal aus und Christoph Theuerkauf sorgte 14 Sekunden vor Schluss für die vermeintliche Vorentscheidung. Dann kam Bielecki und rettete zumindest einen Zähler.

Rückraumspieler Michael Müller brachte die Gründe für diesen kleinen Rückschlag auf den Punkt: „Wir haben uns vorne das Leben schwer gemacht und hinten Goran im Stich gelassen. Vier verworfene Siebenmeter sind zu viel, wir haben heute einen Punkt verschenkt.“ Guðmundsson beklagte die Hektik im Spiel seiner Sieben und die Probleme, die sie in der Abwehr offenbarte. „Aber ohne drei Stammspieler und nach einem Fünf-Tore-Rückstand müssen wir mit diesem Unentschieden zufrieden sein“, sagte der Isländer. Vor diesem Hintergrund sprach auch Manager Thorsten Storm von einem am Ende zwar glücklichen, aber verdienten Zähler. „Der Spielplan ist nicht unser Freund. Die Jungs waren nach dem Göppingen-Spiel sehr müde und das Fehlen von Uwe Gensheimer hat sich auch bemerkbar gemacht. Ich denke aber, dass wir uns jetzt schnell erholen und am Freitag in Göppingen gewinnen, um ins EHF-Pokal-Finale einzuziehen.“

Rhein-Neckar Löwen: Stojanović, Fritz (bei zwei Siebenmetern ), Maier (n.e.) – Müller (3), Schmid, Bielecki (6) – Čupić (11/5), Ruß (1) – Myrhol (5) – Roggisch, Šešum, Gunnarsson, Lijewski (4), Djozić (n.e.).
TBV Lemgo: Lichtlein, Dresrüsse (n.e.) – Johansson (4), Patrail, Dietrich (3) – Kehrmann (5), Bechtloff (4) – Preiß (4) – Theuerkauf (2), Strobel (3), Hermann (n.e.), Liniger (4/4), Lemke, Haenen (1).
Strafminuten: Müller (2), Šešum (2), Roggisch (4) – Preiß (4), Dietrich (4), Lemke (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Dirk Beuchler.
Zuschauer: 5.076.
Schiedsrichter: Lars Schaller / Sebastian Wutzler (Leipzig / Frankenberg).
Spielfilm: 2:3 (5.), 7:5 (10.), 10:8 (15.), 12:13 (20.), 14:15 (25.), 16:17 (Hz.); 18:20 (35.), 19:23 (40.), 22:25 (45.), 25:27 (50.), 27:28 (55.), 30:30 (Endstand).
Zeitstrafen: 4/5.
Siebenmeter: 9/5 – 5/4.
Rhein-Neckar Löwen: Čupić wirft über das Tor.
Rhein-Neckar Löwen: Šešum scheitert an Lichtlein.
Rhein-Neckar Löwen: Čupić scheitert an Lichtlein.
Rhein-Neckar Löwen: Čupić wirft an die Latte.
TBV Lemgo: Liniger scheitert an Fritz.
Beste Spieler: Čupić, Myrhol – Kehrmann, Strobel.

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