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Hoffen auf eine Trotzreaktion

Heidelberg. Vorwärts, weiter, immer weiter. Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, ist keiner, der sich allzu lange mit der Vergangenheit beschäftigt. Der Isländer lebt im Hier und Jetzt, ist ständig auf der Suche nach dem Optimum, nach der ultimativen Leistung. Und von der waren seine Handballer am vergangenen Wochenende bekanntlich meilenweit entfernt. Sie gingen an der Elbe unter, versanken im Pokalchaos. Die 20:22-Halbfinalpleite beim Final Four in Hamburg kam einem Erdrutsch gleich. Emotionslos, orientierungslos, körperlos – so präsentierte sich das Rudel ausgerechnet beim prestigeträchtigen Pokal-Gipfeltreffen. „Da ist sehr, sehr viel schief gelaufen“, erklärt Gudmundsson, „es wird Zeit, dass wir das wieder gut machen.“

Heute besteht die Möglichkeit dazu: Um 20.15 Uhr gastiert die TuS N-Lübbecke in der Mannheimer SAP Arena. Ein unbequemer Gegner. Einer, der den Löwen alles abverlangen wird. „Gudmi“ nickt und schnauft: „Gerade ihre aggressive Abwehr könnte uns Probleme bereiten und natürlich die schnellen Gegenstöße.“ Unterschätzt wird der Gegner aber sicher nicht. Im Gegenteil. Schon im Hinspiel mussten sie richtig zu beißen, die Löwen: „Puh, das Hinspiel“, pustet Gudmundsson tief durch, „da haben wird den Grundstein zum 34:30_Sieg erst in der zweiten Halbzeit legen können.“

Uwe Gensheimer und Co. sind also gewarnt. Eines ist sowieso klar: Ausrutschen ist diesmal verboten. Die Erwartungshaltung ist groß. Auch bei Thorsten Storm. Der Manager: „Bei dem Bockmist, den wir in Hamburg gebaut haben, erwarte ich gegen Lübbecke natürlich eine Trotzreaktion.“

Personell sieht es weiterhin nicht sonderlich gut aus: Börge Lund (Rückenbeschwerden) fällt aus, Grzegorz Tkazcyk plagt sich nach wie vor mit Wadenschmerzen herum und Bjarte Myrhol setzen muskuläre Probleme zu. Gudmundsson: „Bjarte wird wohl spielen können, aber nur bedingt einsatzfähig sein.“ Im Klartext: Entweder der norwegische Kreisbär rackert im Angriff oder in der Abwehr. Beides zusammen ist ausgeschlossen.

Neuigkeiten gibt es in Sachen Momir Ilic vom THW Kiel. Sein Transfer ins Badische hat sich zerschlagen – vorerst zumindest. Storm zur RNZ: „Es wurden Gespräche mit allen Beteiligten geführt, aber finanziell ist es Stand heute für uns nicht darstellbar. Der THW hat damals für Ilic tief in die Tasche greifen müssen.“ Rund 500.000 Euro sollen es gewesen sein, die vor zwei Jahren von Kiel nach Gummersbach gewandert sind. Doch wer Storm kennt, der weiß: Aufgeben ist für ihn ein Fremdwort. Er wird weiter Gas geben, alles versuchen, um den serbischen Rückraum-Star, der sowohl vorne als auch hinten eine Bank ist, doch noch zu den Löwen zu lotsen.

Denn auch Ilic scheint ins Löwengehege zu wollen. Den Kieler Nachrichten sagte er: „Ich werde meinen Vertrag beim THW bis 2013 erfüllen.“ Aber auch: „Wenn sich eine andere Situation ergeben sollte, dann muss man reden.“ Ein klares Bekenntnis zu Kiel hört sich anders an.

Von Daniel Hund

 11.05.2011