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HSG in Mannheim zu Gast (GAZ)

Mittelhessen treffen auf den Tabellenführer

Wer hätte schon zu Beginn der Saison der Handball-Bundesliga damit gerechnet, dass die Partie der Rhein-Neckar Löwen gegen die HSG Wetzlar am Sonntagnachmittag um 17.15 Uhr in der SAP-Arena Mannheim ein Spitzenspiel sein würde – die wenigsten. Dass der Vizemeister wieder oben in der Tabelle mitmischt, ist keine große Überraschung.

Doch dass sich die Grün-Weißen nach dem großen personellen Umbruch vor der Saison zu diesem Zeitpunkt auf dem vierten Platz wiederfinden, hätte wohl fast jeder ins Reich der Fabel verwiesen.

Dennoch ist die Ausgangsposition klar: Die Löwen sind mit 20:0 Punkten zu Recht an der Spitze der Bundesliga. »Bisher sind alle Mannschaften gegen die Löwen untergegangen, selbst Göppingen hat zweistellig verloren«, warnt HSG-Trainer Kai Wandschneider. »Lediglich Kiel hat relativ knapp verloren und auch nur 20 Tore erzielen können.« Womit Wandschneider sogleich auf das Prunkstück der Löwen anspielt: Die Abwehr mit Keeper Mikael Appelgren dahinter. In den letzten sieben Partien kassierte man nie mehr als 21 Tore und hat bereits jetzt ein Tor-Plus von 84. »Wir fahren da aber trotzdem hin und wollen die ärgern und herausfordern«, so Wandschneider.

Gedanken an die letzte Heimpartie gegen die Löwen verschwendet der Hamburger nicht. »Das Spiel aus der letzten Saison hat für uns mit dieser Saison nichts zu tun. Ich denke, die Löwen werden sich an das Spiel erinnern und entsprechend motiviert zu Werke gehen.« Im April hatten die Mannheimer in Wetzlar ihre letzte Chance auf den Titel mit einer Niederlage verspielt und dürften, vor allen im eigenen Haus, auf Revanche sinnen. Das Rudel ist auf allen Positionen mit Spitzenspielern ausgeglichen besetzt und strotzt nur so vor Selbstbewusstsein.

Das Ziel ist der Titel und es scheint kaum eine bessere Gelegenheit zu geben, als sich diesen in dieser Saison zu schnappen. Serienmeister Kiel schwächelt und auch die hochgehandelten Flensburger hinken mit 17:5 Punkten den Erwartungen hinterher. Doch Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen warnt: »Man weiß ja, was passieren kann, wenn sich eine Mannschaft in einen Rausch spielt. Und ich glaube, bei der HSG passt es zurzeit einfach. Sie spielen eine sehr gute 6:0-Abwehr, haben mit Andreas Wolff einen der besten Torhüter der Liga. Dazu kämpft jeder für den anderen. Ich traue der HSG wirklich zu, lange um die Europapokalplätze mitzuspielen.«

Dennoch sind die Karten klar verteilt. »Wir freuen uns auf diese Herausforderung, haben nichts zu verlieren«, so sein Gegenüber, der seine Mannschaft taktisch gut auf die Löwen einstellen wird. Mit Appelgren und Andreas Wolff treffen die momentan beständigsten Torhüter aufeinander, »Das wird bestimmt ein interessantes Duell.« Filip Mirkulovski wird bis Sonntag kaum wieder fit sein, sodass die HSG nur mit einem Mittelmann ins Spiel gehen wird. »Dafür habe ich mir ein paar Sachen einfallen lassen«, schmunzelte der Coach. Bangen muss er indes auch um Joao Ferraz, der beim Mittwochstraining mit einer Rückenblessur verletzt aussteigen musste. Kristian Bliznac ist nach wie vor am Sprunggelenk angeschlagen.

»Wir haben natürlich Respekt vor der Aufgabe, aber auch eine super Ausgangsposition. Wir haben jede Menge Selbstbewusstsein tanken können und bisher auch gezeigt, dass wir gerade als Mannschaft sehr gut funktionieren«, sagt Wandschneider, der gegen eine erneute Überraschung sicher nichts einzuwenden hätte.