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Spielverderber beim Familienfest? (WNZ)

Die HSG Wetzlar reist selbstbewusst in die SAP-Arena der Rhein-Neckar Löwen

An diesem Sonntag ist in der SAP-Arena Familienfest. Kinder können sich schminken lassen, Mama und Papa etwas über gesundes Essen und ausgewogenes Kochen erfahren. Und danach (Anwurf 17.15 Uhr) dürfen alle gut gelaunt, bestens informiert und obendrein zu reduzierten Preisen ihre Rhein-Neckar Löwen im Gipfeltreffen der Handball-Bundesliga live erleben. Wenn da nicht Spielverderber HSG Wetzlar warten würde.

„Wir fahren nicht nach Mannheim, um uns mit den dortigen Topstars fotografieren zu lassen“, gibt sich Björn Seipp, der Geschäftsführer der Grün-Weißen, vor dem Duell des Ersten gegen den Vierten äußerst selbstbewusst. „Unsere Jungs haben keinen Druck, sie wollen Vollgas geben, ihre beste Leistung abrufen und die Partie einfach nur genießen.“

Dass die Truppe aus Dutenhofen und Münchholzhausen mit breiter Brust im Badischen antritt, verwundert nicht. Nach sechs Siegen und einem Remis aus den letzten sieben Partien steht die HSG inzwischen sogar auf einem Europapokalplatz, was sich angesichts der kommenden Aufgaben unter anderem in Mannheim und Göppingen sowie gegen den THW Kiel, den HSV Hamburg und die MT Melsungen auch leicht wieder ändern könnte. Das weiß Trainer Kai Wandschneider: „Bei allem Respekt: Die Rhein-Neckar Löwen sind derzeit noch eine andere Hausnummer als wir – und dann vor allem auch noch in deren eigener Halle. Von allen Spitzenteams verfügen sie über die eingespielteste Mannschaft und die beste Abwehr“, so der 55-Jährige. „Dazu haben die wenigen Neuzugänge wie Mikael Appelgren im Tor und Rafael Baena am Kreis sehr gut eingeschlagen. Die Löwen steht vollkommen zurecht an der Tabellenspitze.“

Und Rückraum-Kanonier Steffen Fäth, selbst in der Saison 2008/09 in Mannheim am Ball, ergänzt: „Die Löwen haben ein sehr ausgeglichenes Team mit Spitzenspielern auf allen Positionen. Sie sind über die Jahre gewachsen und stellen derzeit die beste Abwehr der Liga, wenn nicht sogar in Europa! Die Defensive ist ihr Prunkstück, mit der sie jedem Gegner große Probleme bereiten können.“

Nicolaj Jacobsen ist nach der Niederlage in Schweden sauer: „Das war peinlich“

Kai Wandschneider erklärt: „Nur mit einer aggressiven Abwehr, einem hervorragenden Torhüter und einem konzentrierten Angriffsspiel haben wir in Mannheim eine Chance, zu bestehen. Ich merke meiner Mannschaft an, dass sie sich enorm auf dieses Spiel freut. Die Stimmung ist gut, aber wir sind auch sehr konzentriert. Wir werden auf das variable Angriffs- und Abwehrspiel der Löwen gut vorbereitet sein. Dann ist es an jedem Einzelnen von uns, in den 60 Minuten am Sonntag seine beste Leistung abzurufen.“

Was den Rhein-Neckar Löwen am Donnerstagabend in der Champions League beim schwedischen Vertreter IKF Kristianstad nicht gelungen ist. Während Wandschneider, Seipp und Co-Trainer Jasmin Camdzic im „Bolero“ in Gießen lecker speisten, blamierten sich die Badener, die auf ihre beiden Nationalspieler Uwe Gensheimer (Grippe) und Stefan Kneer (Probleme mit dem rechten Oberschenkel) freiwillig verzichteten, bei der 29:32 (12:20)-Niederlage bei ihrem Ex-Trainer Ola Lindgren bis auf die Knochen und verpassten damit den Sprung an die Tabellenspitze der Vorrundengruppe B. „Wie wir uns in der ersten Halbzeit präsentiert haben, das geht einfach nicht, und das war peinlich“, ärgerte sich Löwen-Bändiger Nikolaj Jacobsen.

Um zugleich auf die kommende Aufgabe gegen die HSG Wetzlar zu blicken: „Ich weiß nur zu gut, was passieren kann, wenn sich eine Mannschaft in einen Rausch spielt. Bei der HSG passt es zurzeit einfach. Ich traue dem Team zu, lange um die Europapokalplätze mitzuspielen.“ Was Kai Wandschneider ehrt: „Mein Kollege hat offenbar erkannt, welch gute Arbeit wir in Wetzlar leisten. Er spricht uns ein großes Kompliment aus und will quasi sagen: Hut ab vor denen.“

Vielleicht werden die Grün-Weißen beim Familienfest wirklich zum Spielverderber …