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„Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen“ (MM)
Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Kim Ekdahl du Rietz liegt bei den Löwen nun die Hauptlast im linken Rückraum auf Zarko Sesum
KOPENHAGEN. Zarko Sesum zog sich schnell ein frisches T-Shirt an. Mit seinem durchgeschwitzten Trikot mochte er nicht die Kabine in der Brøndby-Halle verlassen. Bloß kein unnötiges Risiko wollte der Rückraumspieler der Rhein-Neckar Löwen eingehen, eine Erkältung des Rechtshänders und einen weiteren Ausfall würde der Handball-Bundesligist nicht mehr verkraften. Dass bei Sesum zuvor während des 23:25 im EHF-Cup-Gruppenspiel bei KIF Kolding-Kopenhagen viel Schweiß geflossen war, stand außer Frage. Er spielte praktisch durch.
„Ich bin ganz schön kaputt“, pustete der 26-Jährige erst einmal kräftig durch. Die Löwen hatten dem dänischen Topklub mit ihrem gerade einmal 13 Spieler umfassenden Kader einen großen Kampf geboten, mussten sich aber dennoch geschlagen geben. Und am Mittwoch (20.15 Uhr) steht daheim schon wieder die nächste Bundesligapartie gegen den TV Großwallstadt an. Der enge Spielplan lässt keine Pausen zu, es geht Schlag auf Schlag. „Aber ich regeneriere schnell“, versicherte Sesum und schmunzelte.
Die Löwen setzen darauf, dass sich der Serbe zügig erholt. Denn nach dem Ausfall von Kim Ekdahl du Rietz ist er der einzige gelernte Halblinke im Kader, nur Talent Kevin Bitz könnte ihn ein wenig entlasten. In Kopenhagen kam der Youngster zumindest zu einem Kurzeinsatz.
„Kim wird uns fehlen und es tut mir leid, dass er sich verletzt hat. Natürlich will ich auch spielen. Aber dabei möchte ich nicht von einer Verletzung eines Kollegen profitieren. Ich hoffe, dass Kim schnell zurückkommt“, sagte Sesum, der in den nächsten Wochen eine zentrale Rolle einnehmen muss. Seine Tore sind ebenso gefragt wie seine Abwehrqualitäten. Dass er den Löwen helfen kann, hat der Rechtshänder oft bewiesen – auch wenn er schon seit längerer Zeit nicht mehr in jener Gala-Form agiert, mit der einen riesigen Anteil am Einzug ins Final Four der Champions League 2011 hatte. Damals musste der Serbe als Regisseur ran, er kann aber auch auf beiden Halbpositionen agieren. Als Uwe Gensheimer verletzt war, musste er sogar mal notgedrungen als Linksaußen einspringen: „Aber das ist nichts für mich. Da gibt es Leute, die das besser können.“ Sesum fühlt sich wohl im Rückraum – und schaut den nächsten Wochen mit Entschlossenheit entgegen: „Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen. Zuletzt habe ich nicht so viel gespielt, deswegen bin ich noch heißer.“
In Kopenhagen legte der 1,95-Meter-Mann gleich prächtig los: Er agierte aggressiv in der Abwehr, erzielte drei Treffer in den ersten 20 Minuten, sorgte mit Dynamik und feinen Anspielen für Akzente in der Offensive. „Er hat überragend begonnen“, lobte Trainer Gudmundur Gudmundsson, „und hatte auch in der zweiten Halbzeit ein paar gute Aktionen. Den Kräfteverschleiß hat man ihm allerdings angemerkt. Aber was soll ich machen? Unser Kader ist dünn.“
Ihm wird nichts anderes übrigbleiben, als auf Sesums kurze Regenerationszeit zu vertrauen. Der Serbe ist auf jeden Fall an eine extreme Belastung gewöhnt. Richtig entspannen konnte er zuletzt im Sommer 2011, danach standen zwischen den Bundesligapausen eine EM, Olympische Spiele und eine WM an: „Ruhe hatte ich in den vergangenen eineinhalb Jahren nur einmal, als ich verletzt war. Aber das ist noch schlimmer als dieser Terminplan.“
Von Marc Stevermüer