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„Ich freue mich riesig auf Mittwoch“

Nikolaj Jacobsen vor letztem Heimspiel mit den Rhein-Neckar Löwen

Coach Jacobsen mit Ilija Abutovic. Selbst im Leben von Profi-Handballern gibt es Spiele, in denen die sportliche Bedeutung zurücktritt hinter das, was sich hinter Toren und Punkten verbirgt. Und so muss man vor dem Heimspiel der Rhein-Neckar Löwen am Mittwochabend nicht lange um den heißen Brei herumreden: Es ist ein Abschiedsspiel – und ein ganz besonderes dazu. Denn anders als in den letzten Jahren sagen die Löwen und ihre Fans in der SAP Arena nicht nur Spielern „Goodbye“, sondern auch ihrem mit Abstand erfolgreichsten Trainer. Karten gibt es noch an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter der Hotline 0621/18190333 und online im Arena-Ticketshop.  

Das Derby zwischen Rhein-Neckar Löwen und Eulen Ludwigshafen, das am Mittwochabend um 20.30 Uhr angeworfen wird, es ist das letzte Heimspiel in der Löwen-Laufbahn von Nikolaj Jacobsen. „Ich freue mich riesig auf nächsten Mittwoch“, sagte der dänische Weltmeister-Trainer auf der Pressekonferenz nach dem vorletzten Heimspiel der Saison gegen Göppingen. Sein Blick verriet dabei, dass er eine Ahnung hat, was dabei emotional auf ihn zukommen wird.

Sechs Titel in fünf Jahren

Die Mannschaft feiert ihren Meistermacher. Nikolaj Jacobsen steht für die Entwicklung der Rhein-Neckar Löwen von einem Klub mit großen Ambitionen zu einem Klub mit großen Titeln. Als er 2014 zu den Badenern kam, hatten sie folgende Trophäen geholt: einen EHF-Pokal. Nun, fünf Jahre später, steht das auf dem Briefkopf: ein DHB-Pokal-Sieg, zwei Deutsche Meisterschaften, drei Supercup-Triumphe. Sechs Titel in fünf Jahren – auf diese Ausbeute ist der ehrgeizige Erfolgscoach stolz. Und das vollkommen zurecht.

Nun also gilt es, Abschied zu nehmen. Für Nikolaj Jacobsen, der stets betont, wie wichtig es ihm ist, den Fans etwas zurückzugeben für deren Support, wird das sicherlich alles andere als leicht. Schon nach dem Göppingen-Spiel richtete er ein paar Worte an die Löwen-Fans in der SAP Arena: „Vielen Dank für die Unterstützung. Es war das vorletzte Mal für mich hier. Ich genieße den Augenblick.“ Weggefährte Oliver Roggisch verwies wiederum auf den Anspruch seitens der Mannschaft, ihrem Trainer einen „schönen Abschied zu bereiten“.

Auch ein Spieler-Trio wird verabschiedet

Sechs Jahre war "Gudjon9" ein Löwe. Löwen-Fans sollten so oder so ein bisschen mehr Zeit einplanen für den Arena-Besuch am Mittwoch. Nach der Partie wird neben Coach Jacobsen das Spieler-Trio Gudjon Valur Sigurdsson, Bogdan Radivojevic und Vladan Lipovina verabschiedet. Auch diese Jungs haben für die Löwen immer alles gegeben, Kollege Sigurdsson hat insgesamt stolze sechs Löwen-Jahre auf dem Buckel. Alle drei werden am Mittwoch noch einmal zeigen wollen, dass sie das Löwen-Trikot immer gerne getragen haben. Bei den Fans stehen sie – absolut verdientermaßen – hoch im Kurs.

Beim Blick auf die sportliche Ausgangslage könnten die Voraussetzungen nicht unterschiedlicher sein. Die Löwen kommen mit einer bitteren 33:34-Niederlage in Berlin zum letzten Heimspiel und werden sich nach drei Jahren voller Erfolge dieses Mal ohne Titel von ihren Fans verabschieden müssen. Die Eulen Ludwigshafen kommen nach einer enormen Willensleistung und dem dadurch errungenen 23:22 gegen den Bergischen HC mit frischer Euphorie über den Rhein nach Mannheim. Inklusive des letzten Fünkchens Hoffnung auf den Klassenerhalt.

Eulen wollen Wunder schaffen

Daniel Hideg nimmt es mit Ilija Abutovic auf. Um sich doch noch sensationell in der Bundesliga zu halten, müssten die Eulen bei den Löwen und am letzten Spieltag zuhause gegen Minden gewinnen. Außerdem dürften weder Bietigheim noch Gummersbach aus den letzten beiden Spielen einen Sieg einfahren. Nur wenn beide am 33. Spieltag verlieren und dann am 34. Spieltag im direkten Duell ein Unentschieden fabrizieren, könnten die Eulen mit dem besseren Torverhältnis an beiden Konkurrenten vorbeiflattern. Es wäre eines der größten Wunder in der Geschichte der Handball-Bundesliga.

Weil sie in Ludwigshafen schon so manchen Coup in Sachen Klassenerhalt geschafft haben, demonstrieren Trainer Benjamin Matschke und seine Jungs absoluten Siegeswillen. Coach Matschke sagte schon kurz nach dem Comeback-Sieg über den BHC – die Eulen lagen zwischenzeitlich acht Tore hinten –, dass man auch am Mittwoch im Derby alles raushauen und versuchen werde, dem großen Nachbarn in dessen Arena ein Bein zu stellen. Klar ist: Erwischen die Eulen auch bei den Löwen eine Welle wie in der zweiten Halbzeit gegen die Bergischen, dann könnte auch beim Gastspiel in Mannheim einiges möglich sein.

Löwen ohne drei, Ludwigshafen komplett

Die Eulen kommen ohne Personalsorgen zu den Löwen. Dagegen spricht, dass sich die Löwen unbedingt mit einem Sieg im letzten Heimspiel von ihren Klasse-Fans verabschieden wollen. Dabei fehlen wird wie zuletzt auch das Trio Palicka, Petersson, Nielsen. Immerhin kehrt Jerry Tollbring nach überstandener Fußverletzung wieder in den Löwen-Kader zurück. Die Eulen werden, Stand jetzt, mit voller Mannschaftsstärke nach Mannheim kommen. Die bisherige Bilanz der beiden Teams: acht Duelle – acht Löwen-Siege.

Im Hinspiel allerdings hielten die Eulen lange mit, eine Viertelstunde vor Schluss stand es in der „Eberthölle“ 18:16 aus Löwen-Sicht. Erst danach zogen die Gelben gegenüber den Roten entscheidend weg, gewannen 28:21. Bester Werfer an diesem Abend: Gudjon Valur Sigurdsson mit zehn Toren.