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„Ich komme zurück in die Bundesliga“

Mannheim. Vorbild, Ikone, Lichtgestalt: Talant Duschebajew verkörperte vor ungefähr zehn Jahren im Handball das, was Zinedine Zidane für den Fußball bedeutete. Er war der Superstar seiner Sportart und sammelte reichlich Titel. Unvergessen bleibt sein unnachahmlicher Knickwurf, bei dem er oft quer in der Luft lag.

Diese Verrenkungen sind von Duschebajew mittlerweile nicht mehr zu sehen. Als Trainer des spanischen Spitzenklubs Ciudad Real muss er den Knickwurf auch nicht mehr zeigen. Trotzdem ist der in Kirgisistan geborene zweimalige Welthandballer (1994 und 1996) stets in Bewegung. Er kann einfach nicht ruhig auf der Bank sitzen, selbst wenn seine Mannschaft in einem Freundschaftsspiel deutlich führt – zuletzt gesehen beim Test gegen die Rhein-Neckar Löwen, den die spanische Welt-Auswahl mit 27:22 gewann. „Ich will ruhiger werden und würde gerne mit beiden Beinen auf dem Boden stehenbleiben. Aber es geht nicht. Im Gegenteil: Es wird immer schwieriger für mich, einfach am Rand nur zuzuschauen“, sagt der 41-Jährige.

Duschebajew ist und bleibt ein Vollblut-Handballer. Der Sport fasziniert und fesselt ihn, die Beobachterrolle ist nichts für den Ex-Profi. Der Mann mit der russischen und der spanischen Staatsbürgerschaft will mittendrin sein – und nicht nur dabei. Bislang ist er mit dieser Linie gut gefahren. Mit seinem Klub gewann er 2006, 2008 und 2009 die Champions League. Der Olympiasieger von 1992 (damals mit der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) hat in seiner jungen Trainerkarriere also schon alles erreicht – oder etwa doch nicht? „Ich stehe gerade erst am Anfang“, sagt der Coach, der mit Ciudad Real eine neue Ära im europäischen Handball einläuten will. Es geht um die totale Dominanz. Die drei Champions-League-Siege sollen nicht die letzten gewesen sein.

Mannschaft ist der Star

Der erneute Triumph in der Königsklasse dürfte in dieser Saison aber zu einem schwierigeren Unterfangen werden. Prominente Stars wie Ólafur Stefánsson (Rhein-Neckar Löwen) oder Siarhei Rutenka (FC Barcelona) haben den Verein verlassen. Das Vertrauen des Trainers in die Mannschaft ist trotzdem unerschütterlich. „Ich habe die 16 besten Handballer der Welt bei mir“, sagt Duschebajew, bei dem das Kollektiv höchste Priorität genießt: „Das Team steht über allem. Es geht nicht um einzelne Spieler.“

Und deshalb trauert er auch Stefánsson keine Träne nach. „Ólafur ist ein wunderbarer Mensch und wichtig für unseren Klub gewesen. Er hat mit uns Geschichte geschrieben. Aber ich bin nicht enttäuscht, dass er weg ist. Ich muss in die Zukunft schauen“, sagt der 41-Jährige, der sich trotz seiner vielen Erfolge noch in der Lernphase sieht: „Ich bin ein junger Trainer und mache nicht alles richtig.“

Titel hat er dennoch schon ausreichend gewonnen. Nur in der Bundesliga klappte es nicht mit einem nationalen Erfolg. Von 1997 bis 1998 spielte der Ciudad-Trainer für den heutigen Löwen-Gegner Nettelstedt (19 Uhr/SAP Arena), bis 2001 trug er das Trikot von GWD Minden. „Es schmerzt in meinem Herzen, dass ich nie deutscher Meister geworden bin und auch den Pokal nicht gewonnen habe.“ Diese Scharte in seinem Lebenslauf will er auf jeden Fall auswetzen. „Irgendwann“, verspricht Duschebajew, „werde ich in die beste Liga der Welt zurückkommen.“

Von Marc Stevermüer

 05.09.2009