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„Ich spiele bei einem der besten Vereine Europas“
Darko Stanic im Interview
Er war gemeinsam mit Alexander Petersson am gestrigen Abend der Matchwinner beim Auswärtssieg der Löwen in Magdeburg. Darko Stanic, der Torhüter der Löwen hatte in den ersten zehn Minuten keinen Ball gehalten. In der letzten Minute kam der Serbe für einen Starfwurf der Gastgeber zurück auf das Feld – und hielt den Wurf von Robert Weber. Im Gegenzug traf Alexander Petersson für die Löwen zum Sieg. Seit dieser Saison bildet Darko Stanic das Torhüterduo der Rhein-Neckar Löwen mit Mikael Appelgren. Im Interview spricht Stanic über seine Anfangszeit bei den Löwen, seine Gründe für die Rückkehr in die Bundesliga, über seine bisherigen Stationen und über seine persönlichen Ziele.
Darko, du bist jetzt seit drei Monaten bei den Löwen. Welchen Eindruck hast du von deinem neuen Klub?
DARKO STANIC: Die Löwen sind ein sehr professionell geführter Verein, und ich habe mich aus mehreren Gründen für diesen Klub entschieden. Seit Jahren gehören die Löwen zur nationalen und internationalen Spitze, ich spiele bei einem der besten Vereine Europas. Ich bin mit meiner jetzigen Karriere zwar sehr zufrieden, aber die Löwen bieten mir noch einmal eine ganz andere Perspektive.
Welche denn?
STANIC: Mit dieser Mannschaft ist es möglich, um die wertvollsten Titel im Klub-Handball zu spielen. Und das ist auch der wichtigste Grund, warum ich zu den Löwen gekommen bin!
Einen kleinen Titel hast du ja schon gewonnen, als du beim Turnier in Bremen zum besten Spieler der Begegnung gegen Hannover gewählt wurdest.
STANIC (lacht): Aber deswegen bin ich nicht zu den Löwen gekommen. Ich will richtige Titel gewinnen. Und: Für mich ist nicht wichtig, wer der beste Spieler ist, sondern wer das Spiel gewinnt.
Du sollst zusammen mit Mikael Appelgren den Abgang von Niklas Landin nach Kiel kompensieren. Es gibt leichtere Aufgaben…
STANIC: Niklas Landin ist sicherlich einer der besten Torhüter der Welt. Er spielt seit Jahren auf einem sehr hohen Level. Ich habe großen Respekt vor ihm und weiß, dass es nicht einfach ist, ihn bei den Löwen zu ersetzen. Aber sein Nachfolger hier zu sein, ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Motivation
für mich. Ich will noch besser als zuvor werden. Ich denke, als Mannschaft werden wir seinen Weggang auffangen. Denn wir haben viele gute Spieler.
Dazu zählt auch dein Torwart-Kollege Appelgren.
STANIC: Mikael ist ein großartiger Torhüter. Wir sind ein Team, stehen immer in Kontakt, helfen uns und tauschen Informationen aus. Wir befinden uns ständig im Dialog: vor dem Spiel, während des Spiels, nach dem Spiel, im Training, im Hotel. Das muss auch so sein, denn die Torhüter gehören zu den wichtigsten Säulen einer Mannschaft. Sie tragen eine große Verantwortung, weil sie ein Spiel praktisch wie kein anderer beeinflussen können. Ich bin mir sicher, dass Mikael und ich uns perfekt ergänzen.
Du hast dir zuletzt noch ein Wüstenabenteuer gegönnt. Erzähl’ uns davon.
STANIC: Ich habe in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten für das Team Kuwait beim Gulf-Cup gespielt. Das waren nur zehn Tage, aber es war eine großartige Erfahrung. Handballerisch ist das im Nahen Osten allerdings eine andere Welt. Das kann man nicht erklären, wie die spielen.
Hat es sich denn auch in sportlicher Hinsicht gelohnt?
STANIC: Eher nicht. Wir waren der Favorit, aber ein Tor fehlte für den Einzug in die nächste Runde.
Du hast deine bislang beste Zeit bei Metalurg Skopje erlebt. Was war so besonders an diesem Klub?
STANIC: Ich bin nicht umsonst drei Jahre dort geblieben. Metalurg ist eine der größten Sportmarken in Mazedonien, die Spieler werden von den Fans verehrt. Es war einfach schön, dort zu spielen – noch dazu in einer gigantischen Atmosphäre.
Dennoch hattest du 2012 – nach nur einem Jahr in Skopje – einen Vertrag beim nächsten Löwen-Gegner Frisch Auf Göppingen unterschrieben. Warum wolltest du dann plötzlich doch in Skopje bleiben?
STANIC: Skopje war in der damaligen Situation einfach die interessantere Herausforderung. Der Verein gab mir das Gefühl, mich unbedingt halten zu wollen. Ich fühlte mich nicht nur wohl, sondern heimisch. Noch dazu stimmten die finanziellen Rahmenbedingungen. Skopje war einfach der richtige Klub für mich, deswegen habe ich den Vertrag mit Frisch Auf wieder
aufgelöst.
Der Handball in Mazedonien wurde in den vergangenen Jahren von Metalurg und Vardar, den Klubs aus Skopje, dominiert. Wie sehen die Stadtduelle denn aus?
STANIC: Ein Spiel zwischen Vardar und Metalurg ist nicht nur ein Derby. Diese Duelle können, was die Brisanz angeht, mit den größten Klassikern im Weltfußball verglichen werden. Es gibt eine enorme Rivalität zwischen den Fans – und es wird ein echtes Spektakel auf den Rängen veranstaltet. Wenn ein Derby ansteht, redet nicht nur Skopje über Handball, sondern dann interessiert das ganz Mazedonien und sehr viele Menschen auf dem gesamten Balkan. Metalurg und Vardar sind einfach echte Attraktionen, beide Vereine haben mit ihren Erfolgen in den vergangenen Jahren auch in der Champions League für frischen Wind gesorgt.
Metalurg geriet vergangenes Jahr in eine finanzielle Schieflage. Wie kam es dazu?
STANIC: Es ist sehr schwierig für mich, diese Frage umfassend und richtig zu beantworten. Es gibt einfach viele Dinge, warum das passiert ist. Der vielleicht wichtigste Grund ist, dass der Verein praktisch nur durch einen Mann finanziert wird (Anmerkung der Redaktion: Minco Jordanov gilt als einer der reichsten Männer Mazedoniens). Als er das Projekt nicht mehr wie gewünscht
finanziell unterstützen konnte, hoffte er auf weitere Geldgeber. Doch daraus entstanden nur weitere Probleme. Für eine tiefergehende Analyse wäre es aber besser, die Klubverantwortlichen zu fragen. Ich kann nur eines sagen: Es tut mir sehr leid für die Fans und alle Menschen, die den Handball in Mazedonien lieben, was mit Metalurg passiert ist. Ich hoffe, dass dieser großartige Verein diese Krise überwindet.
Balkan-Klubs spielen regelmäßig eine gute Rolle in der Champions League: Skopje aus Mazedonien, Velenje und Celje aus Slowenien, Zagreb aus Kroatien. Was ist mit deinem Heimatland Serbien?
STANIC: Dort ist die Situation grundlegend anders. Handball hat eine große Tradition in meiner Heimat, die Menschen verehren diesen Sport. Aber den Vereinen fehlt es ganz einfach an den notwendigen finanziellen Mitteln, um international eine bessere Rolle zu spielen. Das Interesse an der serbischen Nationalmannschaft ist aber weiterhin riesengroß. Ich hoffe deshalb, dass
auch die Vereine die Kurve bekommen. Der serbische Handball verdient es, dass auch die Klubs auf der europäischen Handball-Karte eine Rolle spielen.
Nachdem du Skopje im vergangenen Herbst verlassen hast, bist du in die Bundesliga zum Abstiegskandidaten SG BBM Bietigheim gewechselt. Es hat viele überrascht, dass du zu keinem größeren Klub gegangen bist.
STANIC: Die wirtschaftliche Krise von Metalurg kam zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. In praktisch allen Ländern Europas hatte die Saison schon begonnen und die Vereine hatten deswegen natürlich auch ihre Personalplanungen abgeschlossen.
Außerdem stand ich in der Champions League schon für Skopje zwischen den Pfosten, weshalb ich für keinen anderen Klub mehr in diesem Wettbewerb spielberechtigt war.
Du hättest ja auch in Skopje bleiben können.
STANIC: Das stimmt, zumal ich um die Probleme bei der Vereinssuche wusste. Aber in Skopje gab es keine Zukunft mehr für mich, deswegen habe ich mich zu diesem klaren Schnitt entschlossen. Die Zeit war reif, etwas anderes zu machen –
auch wenn es eben nicht viele Vereine gab, die einen Torwart suchten.
Warum dann Bietigheim?
STANIC: Dieser Verein wollte mich unbedingt und bemühte sich am meisten von allen interessierten Klubs. Und nicht zuletzt war es auch für mich eine große Herausforderung, Bietigheim zu helfen. Der Verein stand auf dem letzten Platz in der stärksten Liga der Welt und wollte den Klassenerhalt schaffen.
Doch die Bietigheimer blieben Letzter bis zum Saisonende…
STANIC: Der Abstieg der SG BBM stimmt mich traurig. Aber ich bin mir sicher, dass dieses Erstligajahr nicht nur eine einmalige Stippvisite der Bietigheimer war. Die Verantwortlichen in diesem Verein sind sehr ehrgeizig, sie werden aus der vergangenen Saison gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen haben. Mittelfristig wird Bietigheim in die Bundesliga zurückkehren. Und ich
traue es dem Klub auch zu, sich dort zu etablieren.
2012 wurdest du zum besten Torwart der Europameisterschaft gewählt, mit Serbien bist du bei dieser Heim-EM überraschend ins Finale von Belgrad gegen Dänemark eingezogen. Was blieb dir von diesem Turnier neben der Silbermedaille?
STANIC: 2012 war ein großartiges Jahr. Ich wurde Meister mit Metalurg – und dann diese unglaubliche Europameisterschaft. Es war ein tolles Erlebnis, im eigenen Land von 20 000 Zuschauern angetrieben zu werden und zu wissen, dass die ganze Nation zuschaut. Ich kann es eigentlich kaum in Worte fassen, wie sehr mich diese EM emotional berührt hat. Dieses Turnier so erleben zu dürfen, war eine Belohnung für den ganzen Aufwand, den ich betrieben habe, um meinen Traum von der Profikarriere zu verwirklichen. Die Erinnerungen an diese Europameisterschaft treiben mich täglich an, ein noch besserer Torwart zu werden.
Für jeden Handballer ist die Bundesliga das Ziel aller Träume. Bedauerst du es, dass du in Deutschland nicht früher Fuß gefasst hast?
STANIC: Die Bundesliga ist fraglos die stärkste Liga der Welt und es ist eine große Ehre, hier zu spielen. Aber jeder trifft seine eigenen Entscheidungen, und ich bin meinen Weg gegangen. Wie gesagt: Bislang bin ich mit meiner Karriere sehr
zufrieden. Ob es ein Fehler war, nicht früher nach Deutschland gekommen zu sein, kann ich noch nicht beantworten. Was ich aber jetzt schon sagen kann: Die Löwen sind momentan der richtige Klub für mich.