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Ambitionierter Herausforderer
Löwen empfangen FRISCH AUF! Göppingen
Einmal Elfter, einmal Zwölfter: Zwei Jahre lang blieb FRISCH AUF! Göppingen hinter den eigenen Erwartungen zurück, doch in der vergangenen Saison ging es für den schwäbischen Traditionsverein endlich wieder nach oben. Platz fünf in der Abschlusstabelle – der neue Trainer Magnus Andersson vollzog beim EHF-Pokalsieger von 2011 und 2012 erst den Umbruch und stand dann symbolisch für den Aufbruch. „Ich bin stolz auf mein Team, das teilweise wirklich schönen Handball gespielt hat. Vergangenen Sommer habe ich von dieser Platzierung noch geträumt“, sagt der Schwede, der mit Erfolg am Abwehrverhalten tüftelte: Göppingen stellte nach 36 Spieltagen die fünftbeste Defensive. Kein Wunder, dass sich der Verein beeilte, den Vertrag mit dem Trainer vorzeitig um zwei weitere Jahre bis 2018 zu verlängern.
In dieser Saison wollen die Göppinger den Erfolg der vergangenen Saison bestätigen und sich in der Spitzengruppe etablieren. Geschäftsführer Gerd Hofele weiß allerdings um die Besonderheiten dieser großen Herausforderung: „Die Saison wird schwieriger, weil die Füchse Berlin, die MT Melsungen und der HSV Hamburg auch den fünften Platz anstreben. Aber zwischen Rang fünf und acht ist alles möglich. Wir sind uns mit unserer Mannschaft einig, dass der Zielkorridor Platz
fünf bis acht lautet.“ Zudem ist Göppingen im EHF-Cup am Start, die Qualifikation für die lukrative Gruppenphase wird angestrebt. Die Schwaben gehen davon aus, dass der Europapokal ein wenig Geld in die Kasse spülen wird. Der Etat, der in den vergangenen beiden Jahren aufgrund der fehlenden Europapokal-einnahmen auf 4,7 Millionen Euro gesunken war, liegt jetzt wieder bei 5 Millionen Euro.
Investiert wurde gleich in sechs neue Spieler: Andreas Berg (Önnereds HK/Schweden), Niclas Barud (Aalborg HB/Dänemark), Lars Kaufmann (SG Flensburg-Handewitt), Marco Rentschler (SG BBM Bietigheim), Bastian Rutschmann (Rhein-Neckar Löwen) und Thomas Kristensen (Ademar Leon) kamen zum baden-württembergischen Derby-Rivalen der Löwen. Diesem Sextett stehen die Abgänge von Bojan Beljanski (Bregenz Handball/Österreich), Nikola Marinovic (Kadetten
Schaffhausen/Schweiz), Dragos Oprea (TV Steinheim) und Evgeni Pevnov gegenüber.
Der ehemalige Kreisläufer der TSG Friesenheim, der beim TV Hemsbach das Handball-ABC erlernte, schloss sich dem VfL Gummersbach an. Zudem hat Christian Schöne aufgehört. Der langjährige Spielführer ist nach seinem Karriereende nun als Nachwuchskoordinator in Göppingen tätig, Manuel Späth ist sein Nachfolger als Kapitän, Ex-Löwe Zarko Sesum rückte nach einem starken ersten Jahr bei den Schwaben zum Stellvertreter auf.
Rückkehrer Kaufmann soll mit seiner Wurfgewalt für mehr Durchschlagskraft von der halblinken Königsposition sorgen, Ex-Löwe Rutschmann bildet das Torwartduo mit Primoz Prost. „Bastian erhielt vergangene Saison nicht viel Spielzeit, aber er bekommt bei mir die gleiche Chance wie Primoz. Wir hatten ein Super-Duo im Tor und brauchen auch wieder eines“, sagt Andersson, der auch an keine größeren Eingewöhnungsprobleme von Berg und Barud glaubt – auch wenn sich Letzterer in der Vorbereitung am Innenband verletzte: „In Schweden ist das Spielfeld gleich groß und es spielen auch sechs gegen sechs, die beiden werden den Sprung schaffen. Wenn man jung ist, denkt man nicht so viel. Mit neuen Kräften kommt auch neue Kompetenz. Aber natürlich kommt viel Arbeit auf mich zu.“ Sehr zum Ärger des Trainers zog sich Rentschler einen Kreuzbandriss zu, auf den monatelangen Ausfall des Rechtsaußen reagierte Frisch Auf mit der Verpflichtung von Kristensen. Keine Frage: Göppingen ist trotz der Verletzungen gut aufgestellt, das sieht auch der Coach so. „Wir versuchen jetzt, die
Konkurrenzsituation zu unserem Vorteil zu nutzen. Bei Verletzungen kann ich jetzt flexibler reagieren“, sagt Andersson.
Ex-Löwe Rutschmann denkt indes gerne an seinen einjährigen Abstecher zu den Badenern zurück. „Ich durfte bei einem Top-Verein spielen, sowohl in den nationalen Wettbewerben wie auch international in der Champions League. Das war für mich eine neue, sehr spannende Erfahrung mit Spielen in sehr lautstarken Arenen wie in Veszprem, Skopje oder Szeged“, sagt Rutschmann und schickt mit einem Augenzwinkern einen besonderen und dankenden Gruß an Löwen-Betreuer Conny Hoffmann: „Das Angenehmste war, dass er uns alle Trainingsklamotten vor Ort gewaschen und einem so sehr viel Hausarbeit abgenommen hat.“
Bei FRISCH AUF! hat sich der Torwart mittlerweile gut eingelebt – was auch nicht allzu schwierig war, schließlich trug er schon von Sommer 2011 bis Februar 2014 das Trikot der Göppinger. „Da ich die meisten Jungs ja kenne, war die Integration sowieso kein Problem. Aber auch die Neuzugänge ermöglichen eine schnelle Integration. Wir lachen viel, aber wir arbeiten im Training auch hart und sind fokussiert. Wir haben sowohl menschlich als auch sportlich eine Super-Truppe, mit der es sehr viel Spaß macht, täglich zu arbeiten.“ Auch mit seinem Keeper-Kollegen Primoz Prost verstehe er sich sehr gut, berichtet Rutschmann: „Die Zusammenarbeit ist sehr professionell. Natürlich will jeder besser sein als der andere, das muss im Leistungssport auch so sein, aber wir helfen uns gegenseitig im Training und auch im Spiel, geben uns Tipps und analysieren den Gegner. Ich denke, wir werden ein sehr gutes Gespann bilden, das wollen wir auch direkt in Mannheim zeigen“, freut sich der Torhüter auf seine morgige Rückkehr in der SAP Arena. Anwurf zum Derby ist um 19 Uhr, Eintrittskarten gibt es noch an der Abendkasse.