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„Ich spiele dort, wo mich der Trainer aufstellt“

Filip Taleski im Interview

Nach der schweren Verletzung von Gedeon Guardiola hat Filip Taleski plötzlich eine tragende Rolle im Spiel der Rhein-Neckar Löwen. Der mazedonische Nationalspieler ist nun im Innenblock gefordert, die Abwehr der Löwen weiterhin zusammenzuhalten. Im Interview spricht Taleski über das kommende Spiel in der VELUX EHF Champions League gegen Kielce, den Reiz der Bundesliga, das Osterfest in Mazedonien und seine Ziele mit den Löwen.

Hallo Filip, gestern noch in Hüttenberg im Einsatz kommt am Sonntag schon wieder Kielce in die SAP Arena. Wie kannst du am besten vom Handball abschalten, wie bekommst du zwischen den ganzen Terminen den Kopf wieder frei?

Taleski: Am liebsten gehe ich dann in die Stadt, nach Mannheim oder Heidelberg, treffe mich mit Freunden und gehe auch mal in ein nettes Restaurant zum Essen.

Viel Gelegenheit zum Durchatmen bleibt nun aber nicht mehr. Die Saison geht in die Endphase und ihr seid in allen drei Wettbewerben noch mit dabei. Eine spannende Zeit?

Taleski: Ja, absolut. Vor allem in der Bundesliga wird man immer gefordert. Egal ob auswärts oder zuhause – in dieser Liga kannst du dir nie sicher sein, dass du gewinnst. Das ist anstrengend, macht aber auch den Reiz aus. Und im Pokal und in der Champions League wollen wir natürlich auch das Maximale erreichen und jedes Spiel gewinnen. Alle sind hier, um Titel zu gewinnen, wenn sich die Möglichkeit ergibt.

Und welche Schlagzeilen würdest du gerne am Ende der Saison lesen?

Taleski: Den dritten Meister-Titel in Folge zu holen wäre sensationell und auch der Pokalsieg zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte – das wäre eine weitere Marke.

Schauen wir mal auf die Champions League, in der du 2014 als 18-Jähriger im Trikot von Metalurg Skopje in Kiel debütiert hast. Wie sind deine Erinnerungen daran?

Taleski: Sehr gut und das wird immer in meinem Kopf bleiben. Ich konnte mich damals als 18-Jähriger in Kiel bei einer der besten Mannschaften in Europa gleich dreimal in die Torschützenliste eintragen. So etwas zu erleben ist großartig und das vergisst man nicht.

Damals hast du Kiel zu deinen Lieblingsklubs in Europa gezählt. Das dürfte sich geändert haben, seit du das Löwen-Trikot trägst, oder?

Taleski (lacht): Ja, klar. Damals haben mit Blick nach Deutschland alle zuerst nach Kiel geschaut, aber bei den Löwen hat sich in der Vergangenheit ja auch viel entwickelt. Mittlerweile ist das hier eine Top-Adresse in Europa und ich bin froh, dass ich ein Teil davon sein darf. Alles hier ist perfekt organisiert, die Fans sind klasse, alle sind nett zu mir – ich fühle mich hier richtig wohl und hoffe, dass das noch lange so bleiben wird.

Jetzt geht es am Sonntag im Achtelfinal-Rückspiel gegen den polnischen Meister KS Vive Kielce und eigentlich nur noch darum, den Rückstand aus dem Hinspiel zu verringern, weil ihr im Hinspiel wegen der Terminüberschneidung nicht mit der ersten Mannschaft antreten konntet. Ist das nach 14 kräftezehrenden Vorrundenspielen nicht frustrierend? Ein Weiterkommen ist nach 24-Tore-Niederlage der zweiten Mannschaft ja nicht mehr realistisch.

Taleski: Ja, für uns Spieler ist es natürlich schade, dass keine andere Lösung gefunden werden konnte. Wir hatten eine schwere Vorrundengruppe und haben viel investiert, um eine bestmögliche Ausgangssituation zu erreichen. Da ist es schon ärgerlich, dass das Hin- und Rückspiel des Achtelfinales nun unter solch ungleichen Bedingungen stattfinden muss. Aber ich stehe voll hinter der Entscheidung des Vereins und für unsere zweite Mannschaft war das Hinspiel in Kielce sicher eine besondere Erfahrung.

Entspricht das noch dem Stellenwert, den die Königsklasse des europäischen Handballs haben sollte?

Taleski: Die Champions League sollte der hochwertigste Wettbewerb mit den besten Vereinen sein. Von unserem Achtelfinale kann man das leider nicht behaupten. Aber das können wir Spieler nicht ändern. Es ist jetzt so, wie es ist.

Wie wird also die Zielsetzung für diese Partie am Sonntag lauten?

Taleski: Wir wollen natürlich unser Heimspiel gewinnen. Wenn es am Ende nicht reicht, konnten wir das vielleicht nur zu einem Teil selbst beeinflussen. Aber wir wollen unseren Fans alles zeigen.

Das Spiel wird am Ostersonntag ausgetragen,morgens werden noch viele Zuschauer mit ihren Kindern Ostereier gesucht haben. Wie sind deine Erinnerungen an Ostern in Mazedonien?

Taleski: Bei uns in Mazedonien wird das orthodoxe Osterfest ja immer erst eine Woche später gefeiert. Aber es ist ziemlich ähnlich wie hier. Man trifft sich mit der Familie, isst gut und dann werden die Ostereier gegeneinander geschlagen. Das ist wie ein kleiner Wettbewerb, die Schale des eigenen Ei sollte heil bleiben – und wenn nicht, nimmt man sich einfach ein neues. Das ist ein großer Spaß.

Wie bist du eigentlich zum Handball gekommen? Erst als du mit deiner Familie aus Prilep nach Skopje gezogen bist oder schon zuvor?

Taleski: In Prilep hatte ich tatsächlich noch nichts mit Handball am Hut. Als wir dann in Skopje gewohnt haben, hat ein Arbeitskollege meines Vaters bei Metalurg gesagt, ich soll doch mal ins Training kommen – und das hat dann ja auch prima funktioniert.

Du hast mal in einem Interview erzählt, dass du dann in Skopje mit dem Trainer immer der letzte in der Trainingshalle warst. Was hat dich angetrieben, immer ein bisschen mehr zu machen?

Taleski: Weil ich einfach gemerkt habe, dass ich immer ein Stückchen weiter komme, wenn ich mehr mache. Viele andere hatten auch Talent, haben aber vieles halbherzig gemacht oder sich vor bestimmten Übungen gedrückt. Ich konnte mich dagegen verbessern, habe mit dem Handball in den Jugend-Nationalmannschaften etwa neue Länder gesehen – das hat mich immer motiviert.

Du bist jetzt gerade einmal 22 Jahre alt geworden und wurdest schon immer als eines der größten Talente des mazedonischen Handballs gehandelt. Schnell gab es Vergleiche mit Kiril Lazarov oder Pepi Manaskov. Belastet das manchmal auch etwas, weil alle immer etwas Besonderes erwarten?

Taleski: Nein, das ist ein positiver Druck. Mit solchen Spielern verglichen zu werden, ist eine Ehre und das spornt mich noch mehr an, so gut wie sie oder sogar noch besser zu werden.

Eigentlich wurdest du zu den Löwen geholt, um viele Tore aus dem Rückraum zu werfen. Nach der Verletzung von Abwehrchef Gedeon Guardiola spielst du nun vor allem im Innenblock der Abwehr. Kannst du der Mannschaft da im Moment am besten helfen?

Taleski: Als junger Spieler, spielst du da, wo der Trainer dich hinstellt. Und: die Verletzung von Gedeon hat uns schon sehr getroffen, er gehört zu den besten Abwehrspielern der Welt. Ich versuche jetzt eben zu helfen, die Lücke so gut es geht, zu schließen. Und ganz neu ist die Rolle ja nicht, in der Nationalmannschaft spiele ich ja auch zentral in der Abwehr. Ich spiele dort, wo mich der Trainer aufstellt und möchte meiner Mannschaft so gut es geht helfen.