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„Ich will nun Papa und Ehemann sein“ (MM)

Tomas Svensson kehrt zu seiner Familie nach Barcelona zurück

MANNHEIM. Er liebt den Wettkampf, den Handball und diesen Platz zwischen den Pfosten. Selbst als Tomas Svensson 43 Jahre alt ist, stellt sich der Schwede bei BM Valladolid noch ins Tor. Gewiss, das Knie schmerzt ab und zu. Doch mit den Besten mithalten, das kann er immer noch. Die Lust ist ungebrochen, die Gier sowieso. Sechs Triumphe in der Champions League, fünf spanische Meisterschaften, drei EM- und zwei WM-Titel haben ihn nicht satt, sondern noch hungriger gemacht. Doch Svensson ist intelligent genug, um zu wissen, dass seine Zeit als Spieler abläuft.

Im Frühjahr 2011 kommt dann das Signal, auf das er gewartet hat. Ein Angebot von den Rhein-Neckar Löwen. „Ich hatte immer Angst vor der Phase nach meiner Karriere, deswegen habe ich so lange aktiv gespielt. Ich wusste einfach nicht, wann ich aufhören sollte“, gibt der Schwede zu.

Bei den Gelbhemden plagt sich der zur Saison 2011/2012 verpflichtete Schlussmann Goran Stojanovic noch mit den Folgen einer Bandscheibenoperation herum. Die Löwen fragen bei Svensson an – und bieten ihm eine Perspektive. Erst ist er spielender Torwarttrainer, dann nur noch Coach der Torhüter und schließlich der Assistent von Cheftrainer Gudmundur Gudmundsson. „Er hat die Tür für mich langsam geöffnet“, blickt der heute 46-Jährige zurück. Längst hat er mit seiner aktiven Karriere abgeschlossen und konzentriert sich auf seine Aufgabe als Co-Trainer: „Ein Freund hat mir mal gesagt: Wenn du aufgehört hast mit deiner Profikarriere, ist ein Comeback nur noch innerhalb von zwei, drei Wochen möglich.“

Während Svensson bei den Löwen arbeitet, leben seine Ehefrau Montse sowie die drei Kinder Max, Teo und Julia in seiner Wahlheimat Barcelona. „Das ist nicht immer einfach“, gibt der Schwede im Dezember zu und bemüht ein anderes Beispiel: „Ich vergleiche das immer mit Fischern. Die fahren mit ihren Booten aufs Meer, sind drei, vier Monate weg und kommen dann wieder. Wie schaffen die das?“

Glücksfall Gudmundsson

Doch schon damals ist seinen Worten zu entnehmen, dass die Fernbeziehung keine Dauerlösung sein wird. Die lebende Torwart-Legende trifft schließlich ein paar Wochen später eine Entscheidung. Er geht zurück nach Katalonien. „Ich bin fast 30 Jahre lang für den Handball unterwegs gewesen und kenne eigentlich kein freies Wochenende. Jetzt ist es erst einmal genug. Ich will nun Ehemann und Papa sein.“

Svensson und die Löwen haben allerdings die Absicht, auch in Zukunft zusammenzuarbeiten. Sporadisch soll er als Torwarttrainer für den Bundesligisten tätig sein, im Detail ist allerdings noch nichts geklärt. „Ich denke, das wäre auch gut für Niklas Landin“, meint der zweifache Weltmeister, der jetzt erst einmal seinen Trainerschein zu Ende machen will und sich gut vorstellen kann, irgendwann einmal als Chefcoach zu arbeiten. „Ich habe in meiner Karriere mit vielen guten Trainern zusammenarbeiten dürfen“, blickt der Schwede auf ereignisreiche Jahre zurück. Der strenge Valero Rivera hat ihn beim FC Barcelona ebenso geprägt wie der väterliche Bengt Johansson bei der schwedischen Nationalmannschaft. Und nicht zuletzt ist da Gudmundur Gudmundsson, sein Ziehvater bei den Löwen: „Unter ihm habe ich in meiner Entwicklung als Trainer einen großen Schritt nach vorne gemacht. Die Zeit mit ihm war überragend, ein absoluter Glücksfall.“

Von Marc Stevermüer