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Immer wieder die „Zebras“

Mannheim. Sie wirkten frustriert, sichtlich verunsichert, die Rhein-Neckar Löwen. So als ob sie gerade aus einem bösen Traum erwacht wären. Ein Traum, der immer wieder kommt, der nie ein gutes Ende hat. Ein Albtraum! Und der hat in Handball-Kreisen einen klangvollen Namen: THW Kiel. Gestern Abend wurde nun ein neues, ein weiteres ernüchterndes Kapitel geschrieben. Das 28:29 im Prestigeduell wurmte jeden aus dem Rudel. Manche waren sprachlos, stürmten regelrecht durch die Mixed Zone, dem Treffpunkt für Journalisten und Spieler, wollten einfach nur noch weg.

Bei Kasa Szmal war das anders. Der Torhüter der Badener stellte sich, übernahm Verantwortung. Sein Schweiß tropfte, sein Trikot klebte, seine Analyse folgte: „Wir haben richtig gut gekämpft. Aber leider haben wir aus Kiels Thierry Omeyer wieder einen Weltklasse-Tormann gemacht. Man darf einfach nicht so viele freie Würfe vergeben.“

Wobei Szmal seinem Gegenüber in nichts nachstand. Der Pole „hexte“, brillierte, trumpfte groß auf. Ihm hatten es seine Kollegen zu verdanken, dass es kein ganz bitterer Abend wurde, dass im Rückspiel noch viele Möglichkeiten existieren. Szmal beurteilt die Ausgangslage ähnlich. Er ist Optimist – und zwar kein Zweckoptimist: „Wir sind auswärts zu allem fähig. Außerdem war es klar, dass die Entscheidung in Kiel fallen wird.“

Auch dank Bjarte Myrhol, dem Norweger, dem Giganten am Kreis. Der sympathische Nordmann hat’s drauf. Gestern traf er sechs Mal – ohne Fehlversuch! Nach feiern war ihm trotzdem nicht zumute. Im Gegenteil: Wie ein gefallener Held saß er noch minutenlang nach der Schluss-Sirene am Spielfeldrand: die Schultern hängend, der Blick leer. Sein Fazit: „Noch ist alles möglich, wenn jeder alles gibt, wenn jeder an sich glaubt.“ Er grinste, als er das sagte. Es war ein gequältes Grinsen. Denn tief in ihm drin sah es anders aus. Selbstzweifel kamen auf: „Es ist nun schon das zweite Mal, dass wir in dieser Saison so knapp gegen Kiel verlieren. Das tut schon ein bisschen weh.“

Ehrliche Worte, klare Worte. Die kennt man auch von Kent-Harry Andersson, dem Sportlichen Berater der Löwen. Und der war gestern Abend voll in seinem Element, betätigte sich als Motivator, als Fels in der Brandung: „Gerade die Auswärtsstärke macht uns doch so stark. Folglich ist unsere Ausgangsposition doch eigentlich richtig gut.“ Nun gilt es, in Kiel Taten folgen zu lassen …

Von Daniel Hund

 26.04.2010