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Immer wieder Melsungen

Löwen treffen bereits zum vierten Mal in dieser Saison auf die Nordhessen

Aller guten Dinge sind drei, heißt es so schön: Doch da das Viertelfinale um den DHB-Pokal aus dem vergangenen Dezember bekanntermaßen wegen eines Regelverstoßes der Unparteiischen in der letzten Woche wiederholt werden musste, kreuzen die Rhein-Neckar Löwen und die MT Melsungen in dieser Saison sogar viermal die Klingen. Nach dem 26:23-Sieg der Löwen im Pokal sind die Nordhessen am kommenden Donnerstag schon das zweite Mal innerhalb von nur acht Tagen in der SAP Arena zu Gast. Anwurf ist um 20:15 Uhr, Eintrittskarten gibt es noch an der Abendkasse.

Das hart umkämpfte Ringen um den Einzug ins Final-Four-Turnier in Hamburg ist allen Beteiligten noch in bester Erinnerung. „Das war ein super Pokalfight, der alles hergab, was so eine Begegnung verspricht“, blickt Melsungens Trainer Michael Roth auf die Partie aus der vergangenen Woche zurück. „Die Löwen haben dieses Spiel verdient gewonnen, weil wir nicht in der Lage waren, besser Handball zu spielen und uns in zu vielen Zweikämpfen aufgerieben haben. Aber jetzt haben wir ja nochmals die Gelegenheit, es besser zu machen, und werden wieder versuchen, alles zu geben“, verspricht der gebürtige Heidelberger eine gewohnt engagierte Leistung seines Kaders. So und nicht anders kennt man die Auftritte der Nordhessen, was auch den Verantwortlichen der Löwen jede Menge Respekt abnötigt. „Ehrlich gesagt, freue ich mich nicht besonders auf dieses Spiel“, sagt beispielsweise Geschäftsführer Lars Lamadé mit einem Augenzwinkern. „Wir werden wieder alles reinwerfen müssen“, weiß der Löwen-Manager. Und auch Trainer Nikolaj Jacobsen verdeutlicht, wie eng die Spiele gegen Melsungen immer sind. „Im Wiederholungsspiel des Pokal-Viertelfinales waren wir in der zweiten Halbzeit vielleicht drei Prozent besser in der Abwehr und hatten einen Tick mehr Willen. Deshalb haben wir gewonnen.“

Auch die bisherigen Ergebnisse in dieser Saison machen deutlich, was auf die Löwen zukommt. Im Liga-Spiel bei der MT setzte es mit dem 23:25 die erste Saison-Niederlage, dem 22:21 im ersten Pokalspiel folgte vor Wochenfrist das 26:23. Nun geht es also in der Liga erneut gegeneinander, und die Ausgangslage ist klar. Die Rhein-Neckar Löwen wollen keine Punkte mehr abgeben, um den Traum vom ersten Meister-Titel wahr machen zu können. Die MT Melsungen kommt dagegen mit dem Selbstbewusstsein, endgültig zu den Spitzenteams der Liga aufgeschlossen zu haben. Als Tabellenvierter sind die Nordhessen so gut wie noch nie in ihrer Vereinsgeschichte und wollen diesen Rang bis zum Saisonende verteidigen. „Das wäre dann auch ein sensationelles Ergebnis. Es wäre eigentlich wie eine Deutsche Meisterschaft für uns, denn mit den Top-Drei können wir uns sicherlich nicht messen. Zudem müssen wir sehen, dass wir derzeit Teams wie Magdeburg, Hannover, Wetzlar oder auch Berlin hinter uns lassen. Wir sind daher mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr, sehr zufrieden“, sagte MT-Coach Roth kürzlich dem Internet-Portal „handball-world.com“. Und Grund zur Zufriedenheit hat der ehemalige Trainer der Löwen-Keimzelle SG Kronau/Östringen auf jeden Fall, da sein Team nach der EM-Pause blendend gestartet ist und zum Auftakt gleich beim direkten Konkurrenten Füchse Berlin einen 24:23-Erfolg feierte. „Das ist für eine Gastmannschaft im sogenannten Fuchsbau beileibe nicht selbstverständlich, noch dazu wenn man über 8000 Zuschauer gegen sich hat“, erinnert sich Roth gerne an den Auftritt in der Bundeshauptstadt, der allerdings nicht von ungefähr kam, wie Kreisläufer Felix Danner erklärt.

Während der EM-Pause seien alle Abwehrspieler an Bord gewesen, „wir haben sehr gut trainiert und unsere Systeme weiterentwickelt“, sagt der 30-Jährige, der die gegnerische Abwehr mit seinem Kreisläufer-Kollegen Marino Maric vor allem im 4:2-System der Melsunger immer wieder vor große Probleme stellt. Dass die aktuellen Überflieger nun allerdings die Realität aus den Augen verlieren, ist nicht zu befürchten. „Natürlich stehen wir im Moment auf Platz vier bestens da, aber wir schielen jetzt keinesfalls nach oben. Wir schauen hingegen weiterhin auf uns selbst und wollen einfach jeweils unser Spiel durchbringen. Wenn das dann möglichst oft gut klappt – umso besser“, bringt es etwa Rechtsaußen Johannes Sellin auf den Punkt.

Die Melsunger wissen schließlich ganz genau, wo sie herkommen: Im Oktober 2010 übernahm Michael Roth die Rot-Weißen mit 0:26-Punkten am Tabellenende und führte sie dann über die Jahre Schritt für Schritt bis in den Europa-Cup. Dass sein bis 2017 gültiger Vertrag vorzeitig bis 2020 verlängert wurde, war da nur die logische Konsequenz. Sollte am Ende tatsächlich Platz vier herausspringen, wäre das der bisherige Höhepunkt der Entwicklung vom Abstiegskandidaten
zur Spitzenmannschaft, die ganz eng mit dem Mann auf der Trainerbank verbunden ist. Und der kommt immer wieder gerne in die Heimat zurück – nicht nur, weil sein Team sich bei den Löwen stets bestens verkauft. Sentimentalitäten sind allerdings nicht Roths Sache. „Mit dem Verein, bei dem ich damals gearbeitet habe, hat das ja auch fast nichts mehr zu tun. Wenn am Saisonende auch noch Uwe Gensheimer den Klub verlässt, ist kein Spieler mehr da, der zu meinen Zeiten am Ball war“, hat der Trainer der Nordhessen inzwischen etwas Abstand zu seinem langjährigen Arbeitgeber gewonnen. Verzichten müssen die Nordhessen am Donnerstag ausgerechnet auf ihren Torhüter Johan Sjöstrand. Der Schwede, aktuell nach Paraden, bester Torhüter der Handball Bundesliga, zog sich am vergangenen Wochenende beim Derbysieg gegen die HSG Wetzlar einen Haarriss im Handwurzelknochen zu und wird der MT mehrere Wochen fehlen. „Melsungen wird erneut eine richtig schwere Aufgabe für uns, aber gemeinsam mit unseren Zuschauern wollen wir am Ende, wie schon in der vergangenen Woche, jubeln. Dann hätten wir nicht nur unsere Siegesserie ausgebaut, sondern auch einen direkten Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft auf Abstand gehalten“, weiß Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen.