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In der Defensive hakt’s

Flensburg. Als misslungen kann man den Auftritt der Rhein-Neckar-Löwen bei der SG Flensburg-Handewitt nicht bezeichnen. Aber nach dem Abpfiff überwog dennoch der Frust. Statt eines Signals für die anstehenden schweren Wochen stand unter dem Strich eine 31:32 (16:16)-Niederlage.

Mit dem Schlusspfiff kannte der Jubel in der Campushalle keine Grenzen. Während die Hausherren ihren ersten Sieg unter dem neuen Trainer Ljubomir Vranjes feierten, ließ ein großer Teil der Löwen-Spieler den Kopf vor Enttäuschung hängen.

Andere diskutierten mit den beiden Schiedsrichtern. Rund 20 Sekunden hatten die Unparteiischen beim letzten Flensburger Angriff die Hand oben, hätten längst wegen passiven Spiels abpfeifen müssen. „Irgendwie haben die Schiedsrichter den Flensburgern immer die Möglichkeit gegeben, im Ballbesitz zu bleiben“, ärgerte sich Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson. Als die Badener endlich den Ball in ihren Reihen hatten, waren nur noch vier Sekunden zu spielen. Mehr als ein Verzweiflungswurf von der Mittellinie durch Zarko Sesum war da nicht mehr möglich.

Den Grund für die Niederlage an den letzten Sequenzen festzumachen, würde einer kompakten Analyse nicht standhalten. Es summierten sich einige Faktoren, die in einer starken Anfangsphase noch nicht zu erahnen waren. Die 5+1-Abwehr mit Uwe Gensheimer begann gut, Karol Bielecki stach mit seiner Wurfkraft aus dem Rückraum heraus, und Bjarte Myrhol fand zunächst die Lücken in der Flensburger 6:0-Deckung. Ein Schwachpunkt befand sich schon bald hinten. „Torhüter und Abwehr haben nicht zusammengearbeitet“, drückte es Manager Thorsten Storm noch freundlich aus. Slawomir Szmal zeigte weit mehr Schatten als Licht. Auch wenn Routinier Chrischa Hannawald zwei Siebenmeter parierte, wurde Henning Fritz (Muskelfaserriss) vermisst. Sein Einsatz wäre ein „zu großes Risiko“ (Gudmundsson) gewesen.

Ein weiteres Manko: Da Ivan Cupic wegen einer Knieverletzung erneut passen musste und möglicherweise operiert werden muss, hatten die Löwen nur zwei Linkshänder an Deck. Einer von ihnen, nämlich Olafur Stefansson, hatte zu allem Überfluss einen gebrauchten Tag. Als sich auch seine Teamkollegen einige Male unkonzentriert agierten, gerieten die Badener mit 25:29 in Rückstand. Nach einer Auszeit kehrte Gudmundsson zum 5+1-Deckungssystem zurück. „Die Mannschaft hat Charakter gezeigt“, freute sich der Trainer über einen Aufwärtstrend. Allerdings nicht über ein Happyend. Den 31:31-Ausgleich (57.) durch Uwe Gensheimer beantwortete Lasse Svan Hansen mit dem entscheidenden Siebenmeter.

SG Flensburg-Handewitt: Beutler (bis 35. und bei einem Siebenmeter), Rasmussen – Carlén (4), Mogensen (3), Boesen (7) – Eggert (6/3), Svan Hansen (5/1), – Heinl (4) – Karlsson, Mocsai, Szilagyi (3), Fahlgren (n.e.), Djordjic (n.e.)
Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Hannawald (bei drei Siebenmetern, zwei gehalten, und 44. bis 50.) – Stefansson (1), Lund (3), Bielecki (7) – Groetzki (5), Gensheimer (10/4) – Myrhol (4) – Roggisch, Schmid (1), Sesum, Tkaczyk, Gunnarsson (n.e.), Ruß (n.e.)Spielfilm: 0:3 (3.), 5:5 (10.), 9:7 (15.), 11:10 (18.), 13:10 (21.), 13:13 (25.), 15:16 (30.), 19:17 (33.), 21:21 (39.), 25:23 (45.), 25:25 (46.), 29:25 (52.), 30:28 (54.), 31:31 (57.) – Siebenmeter: 5/3:4/4 – Zeitstrafen: 4/3 – Beste Spieler: Boesen, Heinl – Bielecki, Gensheimer – Zuschauer: 6300 – Schiedsrichter: Damian/Wenz (Bingen/Mainz)

Von Jan Kirschner

 15.11.2010