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Missglückte Generalprobe für die Kieler Wochen
Flensburg/Karlsruhe (da). Der erhoffte Sprung an die Tabellenspitze war nach dem schlechteren Ende in einem wahren Handball-Krimi verpasst. Einige Spieler der Rhein-Neckar Löwen kauerten nach der 31:32(16:16)-Niederlage enttäuscht auf dem Parkett der Flensburger Campushalle, während sich das glückliche Heimteam vor der Tribüne aufreihte und die Ovationen der Fans genoss.
Gudmundur Gudmundsson war nach der ersten Pleite unter seiner Regie betrübt. Die Reise an die dänische Grenze zur SG Flensburg-Handewitt hatte sich der Löwen-Trainer anders vorgestellt. Sie war nicht zur erfreulichen Generalprobe für die „Kieler Wochen“ geworden, die er sich vorgestellt hatte. Ab Sonntag trifft sein Team innerhalb von nur elf Tagen drei Mal auf den Rekordmeister THW, dazwischen wartet noch die Aufgabe gegen den HSV Hamburg. Gudmundsson blieb in Flensburg als Trost die positive Erkenntnis, dass seine Mannschaft „eine tolle Moral und Charakter gezeigt“ hat. Den Knackpunkt in einer mitreißenden Bundesligapartie fand er in der Phase unmittelbar nach der Pause: „Nach dem Wechsel haben wir etwa fünf bis sieben Minuten sehr unkonzentriert geworfen.
Damit hat es am Ende nicht zu etwas Zählbarem gereicht.“ Mit einem Sieg wäre sein Team vorübergehend an der Bundesligaspitze gelandet. Nun waren es die Norddeutschen, die im ersten Spiel unter ihrem neuen Trainer Ljubomir Vranjes ihre Position verbesserten. „Ich bin kein Zauberer. Soviel habe ich gar nicht geändert. Das ist auch der Sieg von Per Carlen und natürlich der Mannschaft. Wir haben das Spiel heute alle zusammen gewonnen“, meinte Vranjes, der zwei Tage zuvor anstelle des entlassenen Schweden Carlen die sportliche Regie übernommen hatte.
Die Löwen hatten das Duell mit dem Tabellensechsten in der Schlussphase aus der Hand gegeben, nachdem es zwischenzeitlich einen Vier-Tore-Rückstand (26:30/53. Minute) wieder aufgeholt hatte und durch Uwe Gensheimer (57.) zum 31:31-Ausgleich gekommen war. Dann aber handelte sich Zarko Sesum eine Zeitstrafe ein, womit die Badener für die restliche Dauer des Spiels in Unterzahl agieren mussten. Den vom serbischen Nationalspieler verursachten Siebenmeter verwandelte Svan Hansen zur erneuten Flensburger Führung. Löwen-Spielmacher Andy Schmid ballerte beim nächsten Angriff in den Block der Gastgeber. Im Gegenzug zeigte Löwen-Schlussmann Slawomir Szmal gegen Thomas Mogensen eine glänzende Reaktion und ermöglichte seinem Team mit seiner Parade, dass es noch hoffen durfte.
37 Sekunden vor der Schluss-Sirene nahm Vranjes eine Auszeit. Auch danach wurde die Uhr noch zwei weitere Male gestoppt. Vier Sekunden vor Ende hatten die Löwen Ballbesitz, doch Sesums Wurf verfehlte den Flensburger Kasten deutlich.
Besonders ärgerlich war die zweite Saisonniederlage wegen des fulminanten Starts, denGudmundssons Team erwischt hatte. Bereits in der dritten Minute war sie mit 3:0 in Front gelegen, vergab dann aber in der Offensive zu viele Chancen und verlor in der Abwehr die Linie. Mit dem 6:5 (11.) für Flensburg war die Partie gedreht. Die SG baute diesen Vorsprung auf zwischenzeitlich drei Treffer aus (13:10/21.), worauf die Löwen, bei denen Gensheimer und Karol Bielecki herausragten, Zähne zeigten und kurz vor der Pause gar wieder mit 16:15 im Vorteil lagen.
SG Flensburg-Handewitt: Boesen (7), Eggert (6/3), Svan Hansen (5/1), Heinl (4), Carlen (4), Mogensen (3), Szilagyi (3).
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer (10/4), Bielecki (7), Groetzki (5), Myrhol (4), Lund (3), Schmid (1), Stefansson (1).
15.11.2010