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Interview Thorsten Storm: „Personalkosten herunterfahren“

Mannheim. Es wird ernst für die Rhein-Neckar Löwen: Beim Wildcard-Turnier in Kielce kämpft der Handball-Bundesligist am Wochenende um das Ticket für die Champions League. Vor dem Saisonstart sprachen wir mit Geschäftsführer Thorsten Storm.

Herr Storm, die Sommerpause neigt sich dem Ende entgegen. Wie lauten die Saisonziele der Löwen?

Thorsten Storm: Wir wollen in der Liga unter die ersten drei Mannschaften kommen, was uns in der vergangenen Saison nicht gelungen ist. In dieser Runde wird diese Aufgabe sicher nicht einfacher: Der HSV Hamburg und der THW Kiel sind wieder die Topfavoriten. Flensburg, Berlin und Göppingen haben starke Teams. Und wir haben mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen und ein sehr schwieriges Auftaktprogramm.

Was ist im Europapokal und im DHB-Pokal möglich?

Storm: Das hängt wie immer auch vom Losglück ab und welche Spieler man unverletzt zum entscheidenden Zeitpunkt zur Verfügung hat. Für die Champions League müssen wir uns erst einmal qualifizieren, darüber rede ich jetzt nicht.

Was erwartet die Löwen am Wochenende in Kielce beim Kampf um das letzte Ticket für die Königsklasse?

Storm: Zwei starke Gegner und eine ausverkaufte Halle, in der es für uns sehr, sehr schwer wird. Alle reden über Kielce, aber wir müssen zunächst einmal gegen Dunkerque gewinnen!

Vier Trainer in fünf Jahren – könnten die Löwen schon weiter in ihrer Entwicklung sein?

Storm: Sicherlich hat bei der Trainerfrage zuletzt die Kontinuität gefehlt. Aber eine Frage im Konjunktiv birgt häufig viel Raum für Spekulation. Auch diese. Wir konzentrieren uns auf das Hier und Jetzt.

Wie froh sind Sie, dass sich die gegen Ende der vergangenen Saison entstandene Unruhe mittlerweile gelegt hat?

Storm: Wir hatten bei den Löwen keine einfache Situation und sie ist es auch jetzt noch nicht. Aber wir arbeiten alle hart für den Klub. Die Spieler, der Trainer und alle Mitarbeiter. Wir haben keine Zeit, um über die Vergangenheit nachzudenken und konzentrieren uns auf den Saisonstart.

Welche Rolle spielt Jesper Nielsen bei den Löwen noch? Er hatte seinen Ausstieg nach der zurückliegenden Saison angekündigt …

Storm: Jesper Nielsen ist nach wie vor Gesellschafter bei den Löwen und im Aufsichtsrat. Er hat sich langfristig, mindestens bis 2015, mit wirtschaftlichen Verträgen an die Löwen gebunden. Und ohne seine finanzielle Unterstützung hätten wir auch nicht die Möglichkeiten, einen solchen Kader zu finanzieren. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Sind die fetten Jahre bei den Löwen denn vorbei?

Storm: So würde ich das nicht nennen. Wir haben eine tolle Mannschaft und nicht so viele Veränderungen wie in den Jahren zuvor. Es geht bei uns etwas ruhiger zu – und das ist auch gut so. Mittelfristig müssen wir aber die Personalkosten herunterfahren. Aber da sind wir nicht die Einzigen im Handball.

Mit Blick auf die gesamte Liga scheint die Zeit der großen Transfers aber vorbei.

Storm: Eigentlich macht der Handball nicht viel verkehrt, aber er muss auch aufpassen. Diese Sportart hat nicht die großen Einnahmepotenziale wie zum Beispiel der Fußball. Daher haben wir ein Kosten- und kein Einnahmeproblem. Die jetzigen Spielergehälter und Nebenkosten sind so langfristig nicht passend, diese Summen gibt der Sport nicht her. Ohne Mäzene geht es daher nicht, aus Ticketing und Sponsoring sind diese Spitzengehälter nicht zu bezahlen.

Müssen sich die Löwen beim Thema Gehälter nicht an die eigene Nase fassen?

Storm: Ich will jetzt nicht sagen, dass wir die Preise verdorben haben. Meistens werden wir angegriffen, weil wir neu in die Spitzengruppe gestoßen sind. Aber wir geben sicher nicht mehr Geld als Kiel oder Hamburg aus.

Wie sieht es mit Fernseherlösen aus?

Storm: Mit den derzeitigen TV-Einnahmen kann ich einen Nachwuchsspieler bezahlen. Der Fußball hingegen lebt sehr gut davon. Bis in die Dritte Liga. Selbst hier gibt es ein Vielfaches von dem, was ein Handball-Bundesligist erhält, für die Vereine. Ideal wäre es, wenn die Bundesliga nur am Wochenende spielt und die Europapokal-Begegnungen in der Woche stattfinden. Dann wäre das Tabellenbild sauberer und im Marketing einiges einfacher, weil wir bei festen Spielterminen nicht nur für Spartensender interessant wären. Wir brauchen eine klare Struktur, was den Spielplan angeht. Aber die Interessen in Europa und in Deutschland sind konträr, weil die anderen europäischen Ligen kaum Qualität haben und nur ein bis zwei Mannschaften stark sind.

Was bereitet Ihnen noch Sorgen?

Storm: Die immensen Nebenkosten, die im europäischen Vergleich nur schwer zu verstehen sind: zum Beispiel bei der Berufsgenossenschaft. Wir zahlen viel zu hohe Beiträge in einen Topf. Und wenn der Bedarfsfall bei einer Verletzung eintritt, wie zum Beispiel bei Karol Bielecki, gibt es noch eine zusätzliche Erhöhung des Klubbeitrags. Benötigen wir keine Gelder, gibt es aber nichts zurück.

Von Marc Stevermüer