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Kommentar: In der Ruhe liegt die Kraft
Soll schon wieder alles besser werden? Die Rhein-Neckar Löwen halten sich mit forschen Ankündigungen zumindest zurück. Sie wissen: Die Ausgangslage ist schwierig, weil Haupt-Gesellschafter Jesper Nielsen im dänischen Meister AG Kopenhagen ein neues Spielzeug gefunden hat und die Finanzspritzen für die Badener nicht mehr so gezielt eingesetzt werden. Zudem lastet ein Fluch über dem Klub: das Verletzungspech. Insofern ist nur schwer einzuschätzen, ob nun alles besser wird. Zumindest stehen die Chancen aber gut, dass es in Zukunft ruhiger zugehen wird, womit eine Grundvoraussetzung für Erfolg erfüllt wäre.
Zuletzt schien es unvorstellbar, eine Geschichte über die Löwen zu schreiben, ohne von riesengroßen Zielen zu berichten. Ihrem Geldgeber Nielsen haben die Badener zwar ein zweistelliges Millionen-Engagement zu verdanken, andererseits polarisierte und provozierte der Däne ungemein. Der Blick für die Realität ging vollkommen verloren. Ganz schnell sollten ganz viele Titel her, ganz schnell wurden dann aber immer nur Trainer entlassen und viele neue Spieler geholt. Die Löwen wurden zum Synonym für große Versprechungen – und noch größere Enttäuschungen.
Gerede vom Titel als Last
Nun sind die Fronten zwischen Nielsen und Geschäftsführer Thorsten Storm geklärt, der Gesellschafter konzentriert sich fortan auf seinen Heimatklub Kopenhagen. Und die Löwen gehen in Ruhe die Saison an. Das Gerede vom Titel, es war in den vergangenen Jahren mehr Last als Lust.
Der Neuaufbau beginnt am Wochenende mit einer ersten großen Prüfung beim Wildcard-Turnier in Kielce. Verpassen die Badener die Qualifikation für die Champions League, wäre das angesichts der starken Konkurrenz keine Sensation – und die verdiente Quittung für den enttäuschenden vierten Bundesliga-Platz in der vergangenen Runde.
Ob es in dieser Spielzeit zu mehr reicht, wird allen voran von den Neuzugängen abhängen. Wie schnell ist Goran Stojanovic in Topform? Kann er Slawomir Szmal ersetzen? Und wie verändert sich das Spiel der Löwen ohne Leitfigur Ólafur Stefánsson? Außer Frage steht, dass sein Nachfolger Krzysztof Lijewski mehr Torgefahr ausstrahlt und stärker in der Abwehr ist. Aber kann er auch das Team führen?
Schon in Kielce und nach den frühen Bundesliga-Duellen mit den Titelfavoriten Kiel und Hamburg im September wird sich zeigen, wohin die Reise der Gelbhemden führt. Angst sollte vor der Saison aber niemand haben. Bei den Löwen geht es lediglich etwas ruhiger zu. Doch das kann eigentlich nur Gutes bedeuten.
Von Marc Stevermüer