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„Irgendwann ist das Quäntchen Glück auch auf unserer Seite“

Thorsten Storm vor der Bundesligapartie gegen Minden und dem Champions-League-Viertelfinale gegen Kiel im Interview

Das so unglücklich verlorene Finale beim Final Four in Hamburg wirkt immer noch nach, auch wenn ein großer Teil der Spieler im Moment mit den jeweiligen Nationalmannschaften unterwegs ist. Im Interview verrät Löwen-Manager Thorsten Storm seine Sicht der Dinge und sagt, warum er sich auf die Champions-League-Duelle gegen den THW Kiel freut.

Im fünften Anlauf beim Final Four setzte  es für die Löwen eine sehr unglückliche Niederlage nach Verlängerung gegen den großen Favoriten HSV Handball. Wie steckt die Mannschaft dieses Erlebnis weg?

Natürlich sind wir alle traurig. Mannschaft, Verein und auch unsere Fans. Wir alle hätten den ersten Titel am Wochenende in Hamburg verdient gehabt, weil wir das beste Turnier gespielt haben. Am Ende hat die glücklichere Mannschaft dann gewonnen. Aber auch die Hamburger waren stark und es bleibt uns nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren. Unser Team ist auf einem sehr guten Weg und hat sich weiter entwickelt. Wir messen uns mit den besten Mannschaften der Welt und es gibt einige Vereine, die mehr oder weniger auf dem gleichen Level investieren wie wir. Aber es ist schön zu sehen, wie eng es mittlerweile geworden ist.

Viele Spieler und auch Trainer Ola Lindgren fühlten sich nach dem Finale wie bei einem Auswärtsspiel und in entscheidenden Situationen benachteiligt.

Wir hatten die Entscheidung in der regulären Spielzeit auf der Hand und hätten es trotzdem am Ende fast gewonnen. Es war eines der besten Spiele, die ich bisher gesehen habe. Hoher Einsatz, große Spannung und viel Leidenschaft. Und Emotionen auf beiden Seiten. So ein Spiel ist auch für Schiedsrichter nicht einfach. Es gibt Referees, die an einem guten Tag ein solches Spiel auch gut leiten können. Aber es gibt auch schlechte Tage bei Schiedsrichtern. Darüber darf man nicht lange nachdenken. Das ist nicht zu beeinflussen und letztlich macht keiner etwas mit Absicht falsch. Ich nehme das Positive mit und sehe eine gewachsene Löwenmannschaft. Wir waren in den zurückliegenden drei Jahren zwei Mal kurz vor einem Titel in einem Endspiel und haben zwei Mal knapp gegen ein Spitzenteam verloren. Irgendwann in der nächsten Zeit ist das Quäntchen Glück dann auch einmal auf unserer Seite und es klappt. Da bin ich mir sicher.

Viele Spieler sind in dieser Woche direkt nach dem Final Four zu ihren Nationalmannschaften aufgebrochen. Ist das gut oder schlecht?

Ola Lindgren hätte natürlich am liebsten gleich weiter gemacht. Gerade nach den jüngsten Top-Leistungen gegen Valladolid, Gummersbach oder beim Final Four in Hamburg. Aber wir müssen bisher mit diesem Kampf um Termine leben. Es graut mir allerdings vor der Sommerpause nach der Saison, die für die meisten Spieler keine Erholung bringen wird. Einige haben gerade mal zwei Wochen frei. Das wird Überlastung, ein sogenanntes „Überspielen“ oder Verletzungen nach sich ziehen. Das wird alle Spitzenvereine treffen und es tut mir für die Spieler leid.

In der Bundesliga gegen Minden und Lemgo sowie im Champions-League-Viertelfinale  gegen Kiel – so lauten die nächsten Aufgaben. Wie sind die Ziele der Löwen?

In der Bundesliga bleibt es dabei: Wir werden alles versuchen, um noch Platz drei anzugreifen. Also müssen wir jede Bundesligapartie wie ein Endspiel angehen. Es ist möglich, aber es wird verdammt schwer, Flensburg noch abzufangen. Gegen Kiel ist es wie immer: Wir sind der Außenseiter und der THW ist der Favorit, der das Final Four in Köln fest eingeplant hat. Der Vorverkauf für das Hinspiel läuft klasse. Die Mannschaft und wir hoffen auf eine ausverkaufte SAP ARENA. Kiel ist nach wie vor die Top-Mannschaft in Deutschland, aber in dieser Saison gab es Schwankungen, die es zuvor nicht gegeben hat. Wenn wir zwei Mal eine Top-Leistung abrufen können, haben auch wir eine gute Chance das Final Four in Köln zu erreichen. Ich freue mich auf diese Spiele, denn so oder so bringen sie die Löwen weiter.