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„Jeder will sich beweisen“

Heidelberg. Wer Ola Lindgren, 46, kennt, der schätzt vor allem eines an ihm: seine lockere und höfliche Art. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen ist ein echter Sympathieträger. Einer, den man eigentlich nur mögen kann. Eine weitere Stärke des Schweden: Ihn bringt so schnell nichts aus der Ruhe, er zieht sein Ding durch, fokussiert sich stets auf das Wesentliche. Immer und überall. Dem morgigen Champions-League-Knaller gegen den THW Kiel (SAP Arena, 19 Uhr), dem Viertelfinal-Duell mit dem Handball-Branchenführer, blickt er entspannt entgegen. Nervosität ist für ihn ein Fremdwort, was sich im RNZ-Interview zeigte.

> Ola Lindgren, wie sehen Sie die Chancen im Kräftemessen mit dem THW Kiel?

Dieser Gegner zählt seit Jahren zu den besten Mannschaften der Welt. Klar ist, dass wir nur gewinnen können, wenn wirklich alles passt. Wir müssen an unsere Grenzen gehen. Das gilt für unsere Torhüter, die Abwehr und den Angriff.

> Es gibt Leute im Umfeld der Löwen, die im THW Kiel eine Art Angstgegner sehen. Wie beurteilt das der Trainer?

Ich glaube nicht an so etwas. Jedes Spiel beginnt wieder bei  Null. Außerdem ändert sich ja auch die Besetzung der Mannschaften. Da wird Jahr für Jahr durchgemischt. Mich persönlich hat es noch nie interessiert, was vorher war.

> Beim Final Four haben sich die Löwen in einer Topform präsentiert, waren sozusagen die Sieger der Herzen. Diese Leistung macht Mut…

Natürlich. Wir haben in der letzten Zeit mehrere starke Partien abgeliefert. Auch unser Auftreten gegen Valladolid fällt mir da ein. Leider wissen wir derzeit nicht so genau, wo wir stehen. Was mit der Länderspielpause zusammenhängt. Und das Bundesligaspiel gegen Minden war diesbezüglich wenig aufschlussreich. Ich hoffe einfach, dass wir gegen Kiel wieder an die Auftritte vor der Pause anknüpfen können.

> Kiel ist in dieser Saison nicht mehr völ_ lig unantastbar. Sie haben ihre Dominanz etwas eingebüßt. Woran liegt das?

Ich sehe das anders. Kiel hat nur sechs Minuspunkte auf dem Konto. Aber natürlich war da auch noch dieser Ausrutscher in Gummersbach, durch den sie aus dem Pokal geflogen sind. Trotzdem: Aus meiner Sicht sind sie immer noch so stark wie in den Vorjahren.

> Apropos Stärken, wo liegen die beim THW Kiel?

Das gesamte Team ist die Stärke. Wobei sie der Ausfall von Kim Andersson, der einer der absoluten Leistungsträger in Kiel ist, schon schwer trifft. Er wurde am Freitag operiert. Für ihn ist die Saison beendet. Aber Kiel kann das kompensieren – ganz sicher. Für uns ist es deshalb wichtig, dass wir an uns glauben. Und falls uns das gelingen sollte, ist ein Sieg sehr realistisch.

> Hat Ola Lindgren ein Wunschresultat für das Hinspiel?

Nein! Selbst eine Niederlage wäre nicht so tragisch. Schließlich kann man auch auswärts noch gewinnen. Es sind zwei Spiele. Und die Entscheidung wird so oder so in Kiel fallen. Ich tippe auf zwei sehr enge und spannende Partien.

> Wie ist die Stimmung bei Henning Fritz und Co.? Freuen sie sich auf das Topduell?

Sie sind heiß, sehen es als große Herausforderung. Jeder ist fokussiert auf den Sonntag, will sich beweisen. Die nötige Spannung ist wichtig. Doch gerade eines darf nicht passieren: Keiner darf übermotiviert an die Sache herangehen.

Von Daniel Hund

 24.04.2010