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Jesper Nielsen: Die Zukunft gehört den Löwen

Hamburg. Der Ärger über die Leistung des Schiedsrichtergespanns Holger Fleisch/Jürgen Reber war bei den Rhein-Neckar Löwen groß. Auch Jesper Nielsen, Aufsichtsratsvorsitzender des Handball-Bundesligisten, konnte einige Entscheidungen des Duos nicht verstehen. Im Interview richtete der Däne den Blick nach der bitteren Pokal-Niederlage gegen Hamburg (33:34) aber schon wieder nach vorn.

Herr Nielsen, die Löwen haben das Endspiel verloren, doch mit der Leistung sind Sie zufrieden, oder?

Jesper Nielsen: Absolut. Ich kann nur Komplimente an meine Jungs verteilen. Sie waren bis zum Schluss auf Augenhöhe und haben gezeigt, dass sie Hamburg trotz einer einseitigen Spielführung durch die Schiedsrichter hätten schlagen können. Aber wir werden uns nicht zurücklehnen, denn die Löwen feiern keinen zweiten Platz. Das entspricht nicht unserer Mentalität. Wir feiern nur Siege, für unseren Verein zählen einzig und allein Titel – in der Bundesliga, in der Champions League und im DHB-Pokal.

Was nehmen die Rhein-Neckar Löwen Positives aus diesem Final Four mit?

Nielsen: Wir sind in der richtigen Spur. In der zweiten Halbzeit hat jeder gesehen, warum wir Ólafur Stefánsson verpflichtet haben. Er hat zwar zwei Siebenmeter verworfen, aber dennoch war er die zentrale Figur. Wir haben jetzt eine Mannschaft, die in wichtigen Spielen ihre Leistung abruft. Das ist der Unterschied zu den Vorjahren.

Wann gibt es den lange ersehnten ersten Titel?

Nielsen: Wir sind der Zukunftsverein in Deutschland und kommen immer näher an Hamburg und Kiel heran. Diese beiden Klubs spüren unseren Atem. Wir sind nicht mehr weit weg. Ich bin mir sicher: Die Löwen haben erfolgreiche Jahre vor sich. Das Pokalfinale haben wir gegen Hamburg, eine der drei besten Mannschaften auf der Welt, verloren. Das darf man nicht vergessen. Die Löwen gehören international aber auch schon zu den fünf Top-Klubs. Das haben wir in kurzer Zeit geschafft. Unser Ziel bleibt aber der erste Platz. Wir wollen die Besten der Welt werden – und das wird uns auch gelingen.

Was fehlt denn noch, um einen Pokal zu gewinnen?

Nielsen: Im Handball geht es um drei Komponenten, wenn man erfolgreich sein will. Erstens: Zu 70 Prozent kommt es auf die finanzielle Situation an. Zweitens: Zu 15 Prozent kommt es auf das Handwerk an. Damit meine ich, wie gut Spieler und Trainer ihren Job erledigen. Und Drittens: Zu 15 Prozent geht es darum, ob der Ball vom Pfosten ins Tor oder wieder herausspringt. Unsere finanzielle Situation ist gut, Trainer und Spieler machen einen guten Job. Nur leider ist der Ball gegen den HSV vom Pfosten nicht ins Tor gegangen.

Welche Ziele sollen in dieser Saison noch erreicht werden?

Nielsen: Wir wollen zum Final Four in der Champions League. Auf dem Weg dorthin müssen wir Kiel ausschalten, was möglich ist. Die Mannschaft hat einen Qualitätssprung gemacht. Priorität genießt bei uns aber der dritte Platz in der Bundesliga. Und dann nehmen wir einen neuen Anlauf Richtung Titel. In zehn Jahren sind wir ein Traditionsverein und haben vielleicht schon zehn Trophäen gewonnen. Ich habe keine Zweifel an unserem Projekt.

Von Marc Stevermüer

 12.04.2010