Veröffentlichung:

Jesper Nielsen: „Mir macht beides Spaß“

Heidelberg. Heimspiele der Rhein-Neckar Löwen verpasst er so gut wie nie. Jesper Nielsen verfolgt sie aus seiner Loge, oben in der zweiten Etage der SAP Arena. Viele bezeichnen ihn als wichtigsten Mann beim Handball-Bundesligisten, als Oberlöwen. Das ist nachvollziehbar: Der dänische Schmuckbaron hält die Zügel in der Hand, ist Aufsichtsrats-Boss und Hauptsponsor in einem. Eine ähnliche Rolle nimmt er auch bei AG Kopenhagen ein, seinem Heimatclub. Folglich besteht die Angst, dass Nielsen sich über kurz oder lang voll auf Kopenhagen konzentrieren könnte. Im RNZ-Interview gibt er Entwarnung. Er sagt: „Mir macht beides Spaß.“

> Jesper Nielsen, wegen der Handball-WM in Schweden pausiert die Bundesliga derzeit. Wie fällt Ihr persönliches Fazit der Hinrunde aus?

Es war bislang eine spannende Saison, in der es viele Höhepunkte gab. Die Rückkehr von Karol Bielecki überstrahlt alles.

> Die Löwen haben sich oft stark präsentiert, mitunter aber auch enttäuscht…

Ich habe viele gute Spiele gesehen. Vor allem der Sieg in Barcelona und die zwei starken Auftritte gegen Kiel. Trotzdem gab es auch Tiefpunkte. Gerade die Niederlagen in Magdeburg, Göppingen und Hamburg schmerzen. Wir haben sicher zwei bis vier Minuspunkte zu viel. Positiv ist, dass wir noch kein Heimspiel verloren haben, was für die Zukunft wichtig ist. Schließlich haben wir mit Hamburg, Berlin und Flensburg noch schwere Gegner daheim.

> Welche Ziele haben Sie noch in dieser Saison?

In der Bundesliga visieren wir die direkte Champions-League-Qualifikation an. Falls es zu mehr reicht, greifen wir natürlich zu. Im DHB-Pokal möchten wir zum Final Four, wo wir gerne den ersten Titel holen würden. Die Mannschaft und der Verein hätten das verdient. In der Champions League heißt das Ziel ebenfalls Final Four – wir können in Köln alle schlagen.

> Sehen Sie noch Schwachstellen im Team?

Nein. Wir haben ein Weltklasse-Team. Und mit Krzysztof Lijewski und Goran Stojanovic haben wir unsere Anpassungen bereits gemacht.

> Um die Zukunft von Olafur Stefansson wurde zuletzt viel spekuliert. Geht er oder bleibt er?

Er geht nach Kopenhagen! Lijewski und Michael Müller, der seinen Durchbruch schaffen wird, spielen auf Halbrechts.

> Wie läuft die Kooperation zwischen Kopenhagen und den Löwen?

Planmäßig. Außer vielleicht, dass sich die AG unerwartet gut entwickelt hat. Sowohl sportlich als auch wirtschaftlich. Wir haben dort einen Zuschauerschnitt von 6.700, haben aus 17 Spielen bislang 33 Punkte geholt und haben Ende Dezember den Pokalwettbewerb gewonnen.

> Wie lauten die langfristigen Ziele mit beiden Vereinen?

Die Löwen sollen ein absoluter Topklub in der ganzen Welt werden, der jedes Jahr Titel holt. Kopenhagen soll der beste Klub Skandinaviens sein und eine gute Rolle in der Champions League spielen. Mein Traum: Die Löwen und Kopenhagen treffen sich im Finale der Champions League.

> Welcher Club liegt Ihnen mehr am Herzen?

Das ist eine gemeine Frage. Kopenhagen ist mein Stammverein, bei ihm habe ich selbst lange gespielt. Meine ganze Familie ist dort aktiv. Andererseits bin ich bei den Löwen viel näher dran. Demnach kann man die Frage kaum beantworten. Fakt ist aber: Mir macht beides unheimlich viel Spaß und ermöglicht mir tolle Erlebnisse. Und darum geht es doch im Leben, oder?

Von Daniel Hund

 07.01.2011