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Kampf auf Augenhöhe mit einem bitteren Ende

Kiel. Die Rhein-Neckar Löwen starteten noch einen letzten Angriff, es war, als wollten sie die Niederlage nicht wahrhaben. Linksaußen Uwe Gensheimer schmetterte den letzten Ball ins Netz, doch der Torwart des THW Kiel, Thierry Omeyer, zeigte dabei bereits die Pose des Siegers. Der Franzose wurde nach der Schlusssirene als Matchwinner bejubelt. Am Ende also setzte sich der Favorit THW Kiel im Viertelfinale der Handball-Champions League mit 31:30 (12:13) Toren gegen die Löwen durch und erreichte nach dem 29:28-Hinspielsieg das Final-Four-Turnier Ende Mai in Köln. „Da wollte ich unbedingt hin, und wir sind da, das ist das, was zählt“, sagte Kiels bester Torschütze Filip Jicha. „Wir haben ein gutes Spiel geliefert, aber am Ende bleibt nichts übrig, weil die Wurfquote zu schlecht war“, klagte Löwen-Manager Thorsten Storm.

Noch nie hatten die Löwen die Festung Kiel stürmen können. Im Vorjahr, als die Löwen in Kiel das Halbfinalhinspiel der Königsklasse absolvierten, waren sie mit 23:37-Toren regelrecht aus der Halle geworfen worden. Diesmal jedoch lieferten die Badener einen Kampf auf Augenhöhe und bestätigen, dass sie in dieser Saison deutlich stabiler geworden sind. Basis dafür ist die hervorragende Abwehrarbeit. Nikola Manojlovic und Bjarte Myrhol im Zentrum des Abwehrblocks machten auch den Rückraumstars des THW das Leben schwer. Die leichten Vorteile, die sich der Gastgeber zunächst erarbeitete, beunruhigten die Gäste keineswegs. Beim 12:13 zur Pause war der Ausgang des Viertelfinales völlig offen. Oft verzweifelten die Fans und die Akteure an den Pfiffen der beiden Schiedsrichter Gregorio Muro San Jose/Rodriguez Murcia. Das schlichtweg überforderte spanische Duo hatte beide Teams schon nach fünf Minuten mit seltsamen Entscheidungen in Rage gebracht und produzierte krasse Fehlentscheidungen; etwa als sie das rotwürdige Foul des Kieler Dominik Klein gegen Patrick Groetzki nicht ahndeten (51.).

Kurz darauf hatten die Löwen, die bis zum 16:17 (37.) in Front lagen, beim 23:23 (47.) erneut drei Tore Rückstand aufgeholt. Das Spiel, das Handball auf Weltklasseniveau bot, aber auch krasse technische Fehler auf beiden Seiten, wogte nun hin und her, zur Faszination der Zuschauer. Jedes Tor musste hart erarbeitet werden, aber gegen Ende setzte sich dann doch die enorme Wucht des Kieler Rückraums gegen die starke Löwen-Abwehr durch.

„Es haben nur Kleinigkeiten entschieden“, analysierte Löwen-Trainer Ola Lingren, „wir sind nicht belohnt worden, das ist bitter, wenn man eine Top-Leistung abliefert.“ Torwart Henning Fritz, der in Minute 41 für Slawomir Szmal gekommen war, glaubt an eine baldige Wachablösung.

THW Kiel: Jicha 9/4, Zeitz 6, Narcisse 6, Ilic 3, Ahlm 3, Sprenger 2, Klein 1, Lundström 1.
Rhein-Neckar Löwen: Myrhol 8, Bielecji 6, Stefansson 4, Müller3, Gensheimer 3, Manojlovic 2, Groetzki 2, Gudjonsson 1, Tkaczyk 1.

Von Erik Eggers

 03.05.2010