Veröffentlichung:

Kantersieg in Ostwestfalen: Löwen auf Kurs (MM)

Die Rhein-Neckar Löwen geben sich keine Blöße: In der Handball-Bundesliga gewinnen die Badener beim TBV Lemgo mit 35:24 (17:11) und bleiben im Titelrennen.

Die Partie war bei einer 24:16-Führung (43.) entschieden, doch auch diese Parade gegen Benjamin Herth feierte Torwart Niklas Landin frenetisch. Die Geste war eindeutig: Die Rhein-Neckar Löwen sind hungrig. Das bekam gestern der TBV Lemgo in der Handball-Bundesliga zu spüren. Die Badener hatten zwar 20 Minuten lang große Mühe, gewannen am Ende dennoch deutlich mit 35:24 (17:11) bei den Ostwestfalen.

„Wir sind mit viel Respekt nach Lemgo gefahren, dann wir haben uns hier immer schwer getan. Unser Spiel in der ersten Halbzeit war wechselhaft, danach ist es besser gelaufen“, verfiel Trainer Gudmundur Gudmundsson nicht in Euphorie.Beim ersatzgeschwächten TBV, der ohne die verletzten Timm Schneider, Jens Bechtloff und Florian Kehrmann auskommen musste und zudem auf Rickard Lönn verzichtete, standen gleich vier Spieler aus dem Drittliga-Aufgebot im Kader. Dominik Ebner, Joscha Ritterbach, Georg Pöhle und Valentin Schmidt machten die ohnehin schon nicht mit viel Erfahrung gesegnete Mannschaft noch einmal deutlich jünger. Der Altersdurchschnitt der Ostwestfalen lag bei gerade einmal 22 Jahren. „Man muss sehen, mit was für einem Team Lemgo angetreten ist“, wollte Patrick Groetzki den Erfolg nicht zu hoch hängen: „Nach Problemen in der ersten Halbzeit haben wir es am Ende gut gemacht.“Die fehlende Routine war den frech aufspielenden Ostwestfalen zunächst nicht anzumerken. Der TBV agierte in der Anfangsphase mutig, leistete sich dann aber eine kleine Schwächephase. Die nutzten die Löwen, um von 3:3 (7.) auf 7:3 (12.) davonzuziehen. Die Partie schien in dieser frühen Phase den erwarteten Verlauf zu nehmen, doch die Badener holten die unbekümmert agierenden Lemgoer mit zahlreichen Fehlwürfen schnell zurück in die Partie. Die Folge: Ausgleich TBV zum 7:7 (18.). Immer wieder kam bei den Ostwestfalen Rolf Hermann ungestört aus dem Rückraum zum Zug, der Linkshänder traf bis zur Pause fünf Mal. „Wir waren nicht wach genug“, monierte Groetzki.Sechs Minuten blieben die Gelbhemden ohne eigenen Treffer, Sergei Gorbok brach mit dem 8:7 (18.) den Bann – und die Löwen konnten erst einmal durchschnaufen. Zu diesem Zeitpunkt stand bei den Badenern Alexander Petersson schon nicht mehr auf der Platte. Bereits in der zweiten Minute war der Isländer nach einer Abwehraktion vom Feld gehumpelt, danach nahm er mit bandagiertem Knöchel auf der Bank Platz. „Er ist umgeknickt. Wir hoffen das Beste“, sagte Trainer Gudmundsson. Doch auch ohne den Leistungsträger rissen sich die Löwen in der Schlussphase der ersten Halbzeit zusammen. Immer wieder erkämpften sie sich den Ball in der Abwehr, um dann durch schnelles Umschaltspiel zu Toren zu kommen. Uwe Gensheimer nutzte den Raum und hatte mit fünf Treffern im ersten Durchgang großen Anteil am 8:2-Lauf ab der 23. Minute. Keine Frage: Die 17:11-Pausenführung, sie war erst einmal beruhigend. „Die vielen einfachen Tore haben uns natürlich geholfen“, sagte Groetzki.Mit dem Mute der Verzweiflung nahm Lemgo nach der Pause kurzzeitig den Torwart aus der Partie und brachte einen zusätzlichen Feldspieler. Doch das überstand der EHF-Pokalsieger aus Mannheim ebenso unbeschadet wie eine Zeitstrafe gegen Isaias Guardiola. Beim 22:14 (40.) bogen die Badener auf die Siegerstraße ein, doch satt waren sie noch lange nicht.Löwen: Landin, Stojanovic (ab. 52. Minute) – Gensheimer (5), Myrhol (5), Groetzki (6)- Ekdahl du Rietz (3), Schmid (4/2), Petersson – G. Guardiola (2), Manojlovic, Gorbok (3), Sesum (3), I. Guardiola (2), Sigurmannsson (1).

Von Marc Stevermüer