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Kapitän pünktlich zum Höhepunkt wieder an Bord (MM)

Mit einem Erfolg im Europapokal könnte Uwe Gensheimer seine Rückkehr auch persönlich krönen / „Wettkampfniveau erreichen“

KIEL/MANNHEIM. Als vor dem Kabinentrakt der Kieler Arena die ersten Meisterbiere gereicht wurden und beim Double-Gewinner THW die spontane Freude einer entspannten Zufriedenheit gewichen war, kam als einer der Letzten Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer aus der Kabine getrottet. Auch ihm blieb nichts anderes übrig, als nach den ersten Glückwünschen auf dem Parkett vor dem nun achtzehnfachen deutschen Meister nochmals den Hut zu ziehen. „Wir waren relativ chancenlos, und dass Kiel heute den Sack zumachen würde, war zu erwarten“, ordnete der Nationalspieler die Vorstellung der Badener beim 31:26 des THW nüchtern ein. Doch zumindest persönlich dürfte Gensheimer dieser Abend lange in Erinnerung bleiben. Sein Auftritt war schließlich nicht weniger als das Löwen-Comeback des Jahres.

Fast sechs Monate waren am Dienstagabend vergangen, seit sich der Linksaußen in der dritten Runde des EHF-Cups gegen Diomidis Argous die Achillessehne am linken Sprungbein gerissen hatte. Es folgte eine Operation und eine lange Zeit der Rehabilitation, Gensheimer quälte sich mit Kraft- und Ausdauereinheiten wieder ans Mannschaftstraining heran. Und ausgerechnet gegen den THW Kiel belohnte sich der Linksaußen für die entbehrungsreiche Zeit, nachdem er bereits seit zwei Wochen wieder mit dem Team üben konnte. „Das war schon ein tolles Gefühl, die Mannschaft wieder aufs Feld zu führen“, fasste der 26-Jährige nach der Partie sein Innenleben zusammen.

Auf dem Feld lief es dagegen nicht ganz so rund. Erst vergab der Löwen-Kapitän in der ersten Halbzeit zwei Siebenmeter – und als er dann in der Schlussphase Einsatzzeit auf seiner Stammposition bekam, versemmelte er auch noch einen Gegenstoß. Immerhin rauschte sein letzter Versuch über den Rückraum zum 31:25-Endstand ins Netz und rettete die Rückkehr des Kapitäns.

 

„Ich bin selbst mein größter Kritiker und habe natürlich einen anderen Anspruch“, räumte Gensheimer ohne Umschweife ein. „Aber nach dem letzten Ball bin ich immerhin mit einem positiven Gefühl von der Platte gegangen“, grinste der Rechtshänder.

An Toren und spielentscheidenden Szenen wird den Löwen-Kapitän aber ohnehin so schnell niemand messen. „Ich muss jetzt versuchen, über Spielanteile wieder auf Wettkampfniveau zu kommen“, sieht sich Gensheimer noch ganz am Beginn der letzten Etappe des Projekts „Comeback“, der zumindest mit Blick auf den Heilungsprozess nichts mehr im Weg stehen sollte. Nach letzten Tests in der Basler Klinik, wo der Nationalspieler auch operiert wurde, gab es Grünes Licht von den Medizinern, die finale Entscheidung traf der Löwen-Kapitän dann selbst.

Auch beim Final-Four-Turnier um den EHF-Cup in Nantes wird Gensheimer deshalb mit dabei sein – und das sicher nicht nur auf dem Spielberichtsbogen. „Uwe ist unser Kapitän und ein absoluter Führungsspieler, der auch für die Stimmung im Team wichtig ist“, freut sich nicht zuletzt Trainer Gudmundur Gudmundsson über die Rückkehr des Linksaußen. „Wie lange er spielt, muss man dann sehen“, wagt der Coach allerdings keine Prognosen für das Turnier, mit dem Gensheimer sein Comeback auch ganz persönlich krönen könnte.