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Kein Rezept gegen den Frust (MM)

Manager Thorsten Storm hat keine Ahnung, wie er seine Mannschaft aufbauen kann. Doch heute (15 Uhr) müssen die Löwen noch einmal ran – beim Abschiedsspiel von Oliver Roggisch.

Die Enttäuschung sitzt tief, der Schmerz dauert an – und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben. Doch es hilft nichts. Heute (15 Uhr) müssen sich die Rhein-Neckar Löwen trotz verpasster Meisterschaft noch einmal aufraffen. In der Mannheimer SAP Arena steht das Abschiedsspiel für Oliver Roggisch an.

Nach sieben Jahren bei den Badenern verlässt der 35-Jährige die große Bühne, schon im Februar hatte er seinen Rücktritt ein Jahr vor Vertragsende erklärt: „Für mich wird es nach Verletzungen immer schwieriger, wieder zurückzukommen. In den vergangenen Monaten war ich mehr beim Arzt als in der Trainingshalle. Im Leben eines Profisportlers gibt es einen Zeitpunkt, an dem man ehrlich zu sich selbst sein muss. Deswegen ist es der richtige Zeitpunkt, um meine Karriere zu beenden.“

Die Löwen treten gegen die deutsche Nationalmannschaft an und wollen mit ihren Fans noch dazu eine ganz starke Runde feiern – wenn auch ein Titelgewinn ausblieb. „Ich habe kein Rezept, wie ich die Jungs wieder aufbauen soll. Ich kann sie nicht aufrichten“, sagte ein tief enttäuschter Manager Thorsten Storm, dem es direkt nach dem Schlusspfiff in Gummersbach verständlicherweise spürbar schwer fiel, Worte für das bittere Ende einer starken Saison zu finden: „Letztendlich haben zwei Tore gefehlt. Das ist ein ganz schwerer Moment.“

Umso wichtiger wird deshalb heute die Unterstützung der Fans sein. Im Rahmen ihres 18. Heimspiels, wie es die Gelbhemden nennen, werden die Anhänger gebraucht. Vielleicht mehr denn je. Sie müssen Trost spenden. Besonders emotional dürfte es dabei nicht nur für Roggisch, sondern auch für Trainer Gudmundur Gudmundsson werden. Ein paar Tränen wollten schon nach dem letzten Liga-Heimspiel gegen die MT Melsungen raus. „Sie blieben drin, kommen aber ganz bestimmt wieder“, ist sich der Isländer sicher.

Der Schock saß bei ihm gestern tief, das Drama im Endspurt um die Meisterschale hinterließ beim 53-Jährigen deutliche Spuren. Nur allzu gerne hätte er sich mit einem weiteren Titel verabschiedet, nachdem Gudmundsson 2013 EHF-Pokalsieger geworden war und nun die dänische Nationalmannschaft übernimmt. „Ich bin stolz auf das, was mein Team in dieser Saison geleistet hat. Und die Löwen können glücklich sein, so eine Mannschaft zur Verfügung zu haben.“

Dass es im Saisonendspurt zwischen dem THW und seiner Formation aufgrund der Punktgleichheit zu einem Wettschießen kam, machte ihn hingegen weniger glücklich. Gudmundsson: „Da ist am Ende zu viel Zufall im Spiel. Ich will nicht darüber reden, was andere Mannschaften gemacht haben oder auch nicht. Aber der direkte Vergleich wäre sicherlich die bessere Lösung.“

Neben Roggisch und Gudmundsson werden auch noch Co-Trainer Tomas Svensson sowie sechs weitere Spieler verabschiedet. Isaias Guardiola, Rajko Prodanovic, Zarko Sesum, Sergey Gorbok, Goran Stojanovic und Nikola Manojlovic verlassen den Klub – sie alle hätten fraglos gerne die Meisterschaft gewonnen und müssen sich heute noch einmal zusammenreißen. „Für die Nationalmannschaft wird das jetzt ein richtiger Test gegen uns“, mutmaßte Storm nach dem verpassten Titelgewinn: „Unsere Jungs werden die Nacht wohl nicht durchfeiern.“

Von Marc Stevermüer