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Kein Spiel wie jedes andere

Löwen gewinnen in Montpellier

Montpellier bleibt für die Rhein-Neckar Löwen ein gutes Pflaster. Mit 30:28 (16:15) gewannen die Badener am heutigen Mittag ihr zweites Auswärtsspiel in der laufenden Gruppenphase der VELUX EHF Champions League. Für die Löwen war es gleichzeitig der dritte Sieg der Vereinsgeschichte in Montpellier bei drei Gastspielen. Dennoch war die heutige Partie an der französischen Mittelmeerküste kein Spiel wie jedes andere. Nach den Terroranschlägen in Paris vom vergangenen Freitag war lange Zeit ungewiss, ob die Partie am heutigen Sonntag überhaupt ausgetragen wird.

„Ich bin sehr froh, dass wir dieses Spiel gespielt haben. Ein Dank geht auch an die Mannschaft der Rhein-Neckar Löwen, die sich sofort bereit erklärt hat, nach den schrecklichen Vorkommnissen in unser Hauptstadt, anzureisen und mit uns gemeinsam ein Zeichen zu setzen“, sprach Montpelliers Trainer Patrice Canayer nach dem Spiel. Vor dem Anwurf bildeten beide Mannschaften mit farbigen T-Shirts die Nationalflagge Frankreichs, als die Nationalhymne der Gastgeber erklang, gesungen von den Zuschauern, bekamen auch die Spieler der Rhein-Neckar Löwen Gänsehaut. „Ich weiß gar nicht, wie viele Nationen heute vor dem Anwurf gemeinsam auf dem Feld standen. Ich bin stolz, als Sportler heute mit meinen Kollegen ein Zeichen gesetzt zu haben. Wir dürfen uns von Terror niemals einschüchtern lassen und haben als Sportler auch eine Vorbildfunktion für unsere Gesellschaft“, sprach Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer, der gleichzeitig betonte, „dass wir uns auf unserer gesamten Reise zu jeder Zeit sicher gefühlt haben.“ Doch auch für Gensheimer fiel die Konzentration auf das heutige Spiel schwer. „Es war nicht einfach für beide Mannschaften, das hat man gemerkt.“ In einer ausgeglichenen Anfangsphase dauerte es rund eine Viertelstunde, bis beim 7:5 für die Löwen erstmals eine Mannschaft mit zwei Toren führte. Die Badener profitierten bereits in dieser Phase von den Paraden von Richard Stochl. Der Torhüter der Löwen kam an seiner alten Wirkungsstätte nach zehn Minuten schon auf fünf gehaltene Bälle und parierte im gesamten Spiel 17 Würfe der Gastgeber. Nach dem 7:7 Ausgleich durch Montpellier nahm Nikolaj Jacobsen seine erste Auszeit, die Löwen ließen in der Anfangsphase zu viele gute Chancen ungenutzt und hätten schon deutlich führen können. Die Gelbhemden legten zwar stets vor, kassierten aber auch immer wieder umgehend den Ausgleich. Zur Pause stand so eine knappe 16:15 Führung für den Tabellenführer der Bundesliga.

Kim Ekdahl du Rietz, der am Ende mit sieben Toren der beste Werfer der Löwen wurde, erhöhte dann mit seinem ersten Wurf nach der Pause beim 17:15 wieder auf zwei Treffer Vorsprung. Als Richard Stochl im Gegenzug einen Strafwurf von Montpellier-Legende Michael Guigou parieren konnte, bot sich den Löwen sogar erstmals die Chance auf drei Tore davonzuziehen, doch Rafael Baenas Wurf ging über das Tor. Im Gegenzug verkürzte Montpellier auf 16:17 und nach einem weiteren Fehlwurf von Andy Schmid glich  Baptiste Bonnefond zum 17:17 aus. Doch die Löwen kämpften nun, drängten auf eine mögliche Vorentscheidung und legten umgehend wieder zwei Treffer vor. Petersson und Gensheimer sorgten für das 19:17 und auch beim 22:20 (43.) führten die Löwen wieder mit zwei Toren. Eine umstrittene Zeitstrafe gegen Gedeon Guardiola brachte dann Montpellier zurück ins Spiel, beim 22:22 Zwischenstand hatten die Gastgeber sogar wieder Ballbesitz und die Chance zur Führung, doch während die Franzosen ihren Wurf vergaben traf Patrick Groetzki zum 23:22.

Groetzki traf wenig später auch aus dem Rückraum zum 27:25 für die Löwen, sieben Minuten waren da noch zu spielen. Fünf Minuten vor dem Ende lagen die Löwen dann beim 28:25 erstmals mit drei Toren in Führung, in Unterzahl traf Kim Ekdahl du Rietz in den Winkel – und auch den nächsten Ball konnte Richard Stochl parieren. Doch Montpellier gab noch nicht auf, verkürzte durch Jose Costa auf 27:28, ehe erneut Patrick Groetzki zum 29:27 traf. Direkt im Gegenzug erzielte auch Montpellier den nächsten Treffer durch Jure Dolenec. 50 Sekunden vor dem Ende, eine letzte Auszeit der Löwen, Nikolaj Jacobsen erklärte den letzten Angriff im Spiel, den Andy Schmid mit dem 30. Tor beendete. Bereits am kommenden Mittwoch kommt es um 18:45 Uhr in der FRAPORT Arena Frankfurt zum Rückspiel mit dem Rekordmeister Frankreichs, für die Löwen geht es am morgigen Montag früh mit dem Flieger über Marseille nach Hause. Kapitän Uwe Gensheimer wird unterdessen heute Abend in die SWR-Fernsehen Sondersendung Sport extra um 21:45 aus Montpellier zugeschaltet.

 Montpellier HB – Rhein-Neckar Löwen 28:30 (15:16)

Montpellier HB: Gerard, Siffert; Simonet (4), Dolenec (4), Esteki (1), Guigou (4), Costa (2), Borges (1), Bouschet, Gaber (1), Kavticnik (4), Bonnefond (1), Faustin, Fabregas, Gajic (2), Mackovsek (4/2)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (n.e.), Stochl; Schmid (5), Gensheimer (5/2), Kneer (1), Sigurmannsson, Baena (4), Steinhauser, Mensah (1), Groetzki (3), Reinkind (1), Guardiola (1), Petersson (2), Ekdahl du Rietz (7),

Trainer: Patrice Canayer – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Duarte Santos / Ricardo Fonseca (POR)

EHF Beobachter: Convents (BEL)

Zeitstrafen: 3 – 2

Siebenmeter: 3/2 –  2/2

Montpellier HB: Guigou scheitert an Stochl

Strafminuten: Bonnefond (4), Simonet (2) – Guardiola (2), Kneer (2)

Spielfilm: 2:2 (5.), 4:5 (10.), 5:7 (14.), 8:9 (20.), 12:13 (25.), 15:16 (HZ), 17:17 (35.), 19:20 (40.), 22:22 (45.), 24:25 (50.), 25:27 (55.), 28:30 (EN)

Beste Spieler: Kavticnik – Stochl, Ekdahl du Rietz