Kerniges Kennenlernen

Die erste Einheit mit dem neuen Löwen-Trainer Ljubomir Vranjes verläuft sehr intensiv

Mit Reden hält er sich nicht lange auf. Ein paar Worte zur Begrüßung müssen reichen. Dann lässt Ljubomir Vranjes Athletiktrainer Florian Schulz das Warm-up übernehmen. Ein erstes Kennenlernen nennt der 48-Jährige diese Einheit. Und zum Kennenlernen gehört eine mächtige Portion Energie und Explosivität. Ganz so, wie man den neuen Cheftrainer der Rhein-Neckar Löwen in seiner Zeit als Spieler erlebt hat.

Ljubomir Vranjes war als Aktiver auf dem Feld der Typ Handballer, der diesen Sport wohl am besten beschreibt. Voller Power, Zug zum Tor, Bock auf Härte. Kein Zweikampf, den er gescheut hätte. Keine Lücke, die ihm zu klein war. Wenn man bedenkt, dass er es meistens mit Abwehrkanten zu tun hatte, die bis zu 40 Zentimeter größer waren als er selbst, kann man den Willen und die Furchtlosigkeit dieses Mannes gar nicht hoch genug bewerten.

In seinem ersten Training bei den Rhein-Neckar Löwen bringt er genau diese Intensität aufs Feld. Dass er keine vier Stunden zuvor erst in Deutschland gelandet ist und bis auf den Transfer vom Flughafen Frankfurt ins Sportzentrum Kronau noch nichts von seinem neuen Klub gesehen hat, merkt man dem Vollblut-Handballer so gar nicht an. Ljubomir Vranjes ist direkt mittendrin in der Löwen-Arbeit. Er weiß genau: Viel Zeit bleibt ihm nicht bis zur ersten großen Bewährungsprobe.

Kerniges Kennenlernen: Das erste Ziel heißt Kiel

Am 6. Februar treffen die Löwen im Viertelfinale des DHB-Pokals auf den THW Kiel. Für einen Mann, der drei Jahre als Spieler und sieben als Trainer für die SG Flensburg-Handewitt im Einsatz war, ist das natürlich eine ganz besondere Geschichte. Und ein Ziel, auf das man hinarbeiten, mit dem man sich motivieren kann. Wobei Ljubomir Vranjes so etwas gar nicht braucht. Er lässt Taten sprechen. Alle Übungen, die er für seine erste Einheit ausgesucht hat, sind auf Zweikämpfe und Interaktion ausgelegt, auf gemeinsames Agieren, Kleingruppen und Körperlichkeit.

Die Spieler pumpen ordentlich. Bis auf die noch bei der EM aktiven Albin Lagergren, Niclas Kirkeløkke und Ymir Örn Gislason sowie die (schwerer) verletzten Benjamin Helander, Mamadou Diocou, David Späth, Uwe Gensheimer und Mikael Appelgren sind alle mit dabei. Jannik Kohlbacher absolviert die ersten vorsichtigen Schritte bei der Rückkehr ins Mannschaftstraining. Für Joel Birlehm, Neuzugang aus Leipzig und frisch gebackener Vater, ist es die zweite Einheit mit den neuen Kollegen, von denen er fast alle aus der Bundesliga und/oder der Nationalmannschaft kennt.

Bis Montag soll der Plan stehen für die nächsten zwei Wochen, sagt Ljubomir Vranjes. Dann wird er diesen – zumindest in groben Zügen – auch mit der Öffentlichkeit teilen. Am Mittag ist die erste Pressekonferenz mit dem neuen Löwen-Trainer angesetzt. Man darf davon ausgehen, dass er bis dahin wieder einiges abgearbeitet haben wird.