Veröffentlichung:

Kielce – echter Königsklassen-Kracher (MM)

Löwen bekommen es im Achtelfinale mit der Welt-Auswahl von Startrainer Talant Duschebajew zu tun

MANNHEIM. Schwieriger konnte es nicht kommen: Im Achtelfinale der Champions League wartet auf die Rhein-Neckar Löwen Ende März ein echter Kracher. Es geht gegen den polnischen Spitzenklub KS Vive Kielce. „Das ist eine der weltbesten Mannschaften. Unsere große Hoffnung liegt auf dem Rückspiel zu Hause“, sagte Thorsten Storm, der Manager des Handball-Bundesligisten: „Ich freue mich über dieses Los, denn in der Champions League sollten die Besten gegeneinander antreten. Das werden zwei große Spiele.“

Ähnlich sieht es sein polnischer Kollege Radoslaw Wasiak: „Diese Partien werden Werbung für den internationalen Handball sein. Aber leider scheidet ein Team, das sich Chancen auf die Teilnahme am Final Four ausrechnet, frühzeitig aus.“ Klar ist: Auf die Löwen, die heute (19.30 Uhr/GBG Halle) im Pokal-Viertelfinale auf Bad Schwartau treffen, kommt eine gleichermaßen schwierige wie brisante Aufgabe zu – und das aus mehreren Gründen.

Die Stars: Kielces Regisseur Uros Zorman ist das Hirn der Mannschaft, er führte schon den mittlerweile insolventen spanischen Topklub Ciudad Real zu zwei Triumphen in der Königsklasse. Der geniale Mittelmann harmoniert perfekt mit Julen Aguinagalde, der in der Offensive als bester Kreisläufer der Welt gilt. „Wir haben keine Angst vor den Löwen“, sagte Zorman, „aber das Rückspiel in Deutschland wird sehr schwierig. Wir müssen unseren besten Handball spielen, wenn wir eine Runde weiterkommen wollen.“

Die Ehemaligen: Slawomir Szmal, Grzegorz Tkaczyk, Karol Bielecki, Ivan Cupic und Krzysztof Lijewski – jeder aus diesem Quintett trug schon das Trikot des badischen Bundesligisten. „Die werden gegen uns richtig brennen“, ist sich Storm sicher. Tkaczyk fiebert den Partien schon entgegen. „Ich bin glücklich, schließlich habe ich mal für die Löwen gespielt“, sagte der Rechtshänder, der großen Respekt vor dem EHF-Pokalsieger hat: „Uns erwartet ein harter Gegner. Die Löwen haben eine interessante Mannschaft. Niklas Landin ist ein Weltklasse-Torwart und nach überstandener Verletzung präsentiert sich Uwe Gensheimer in toller Verfassung.“

Der Trainer: Talant Duschebajew gewann 2006, 2008 und 2009 mit Ciudad Real die Champions League. Der ehemalige Weltklassespieler gilt als brillanter Taktiker und war nach der Pleite von Atlético Madrid, dem Nachfolgeverein von Ciudad Real, der gefragteste Trainer der Welt. Das Rennen machte Kielce. Im Januar wurde Duschebajew beim polnischen Topverein überraschend als Nachfolger von Bogdan Wenta vorgestellt. Allerdings konnte auch der neue Coach nicht verhindern, dass Kielce in seiner Champions-League-Gruppe nur Dritter hinter dem THW Kiel und KIF Kolding-Kopenhagen wurde. Zwei Niederlagen gegen Kopenhagen – noch unter Trainer Wenta, der jetzt als Sportdirektor agiert – gaben den Ausschlag. Wie stark die Polen sind, zeigten sie aber gegen Kiel: Einem 34:29-Sieg in eigener Halle folgte ein 28:28 beim THW. „Duschebajew gibt dieser Mannschaft garantiert noch einen zusätzlichen Kick“, glaubt Storm.

Die Erfolge: National gehörte Kielce schon immer zu den Topmannschaften. 2002 erfolgte die Übernahme des Klubs durch den niederländischen Unternehmer Bertus Servaas, der mit Millionen-Investitionen die europäische Spitze anstrebt. Vier der letzten fünf Meisterschaften gingen an Kielce, in der vergangenen Saison erreichte der Verein das Halbfinale der Königsklasse. Pikant: 2011 unterlagen die Löwen beim Wild-Card-Turnier um einen Startplatz in der Champions League dem Gastgeber Kielce mit 30:32. Es war das bislang letzte Aufeinandertreffen der beiden Vereine. Diesmal wollen die Badener den Spieß umdrehen. Storm: „Definitiv werden Kleinigkeiten den Ausschlag geben.“

Von Marc Stevermüer