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Knifflige Aufgabe für die Löwen

Heidelberg. Es ist eines dieser Spiele, das man gewinnen muss, wenn man ganz oben dabei sein will. Eines, von denen die Rhein-Neckar Löwen in dieser Saison bereits einige verloren haben, sich blamiert haben: Flensburg, Berlin, Nettelstedt. Das waren drei echte Tiefschläge, die das Rudel bis heute nicht verdaut hat. Morgen um 20.15 Uhr steigt nun ein weiteres Duell, das eine große Ausrutschgefahr birgt: Die Löwen gastieren beim TV Großwallstadt, dem Bundesliga-Dino, der derzeit auf einer Euphoriewelle reitet.

Michael Biegler sei Dank. Er ist der neue starke Mann bei den Mainfranken. Seit Anfang des Jahres leitet er das Training, gibt seine Philosophie weiter. Das zahlt sich aus: Drei Siege gab’s zum Einstand. Damit verschafft man sich Respekt. Auch bei Thorsten Storm, dem Löwen-Manager: „Biegler ist ein guter Trainer, der prompt einen Riesen-Lauf ausgelöst hat.“

An der Ausgangslage ändert das aber nichts. Die Löwen sind haushoher Favorit. Alles andere als ein Auswärtssieg käme einer Blamage gleich. Schlimmer noch: Die Gelbhemden sind quasi zum Siegen verdammt. Nur so kann der Traum vom dritten Rang, dem Champions-League-Platz, weiter geträumt werden. Eine echte Drucksituation. Storm sieht es ähnlich, bleibt aber gelassen: „Klar wird das schwer, verstecken brauchen wir uns jedoch nicht.“

Der Akku wird voll sein. Dafür sorgte Löwen-Trainer Ola Lindgren. Nach der sonntäglichen Überfahrt von Chambéry nach Kronau bewies er Weitsicht, verordnete eine Pause: Am Montag hatten alle frei, durften sich erholen. In der Frankenstolz Arena soll sich der Ruhetag bemerkbar machen. Lindgren erwartet nämlich ein ganz heißes Derby, bei dem neben spielerischer Klasse auch mentale Stärke gefragt sein wird: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, müssen gewinnen, um nicht noch weiter in der Tabelle abzurutschen.“

In Sachen Punktestand ist es eine Partie auf Augenhöhe. Sowohl der TVG als auch die Löwen weisen eine Bilanz von 27:15 auf. Großwallstadt liegt damit voll im Soll. Kent-Harry Andersson, den Sportlichen Berater der Löwen, überrascht das nicht. Er weiß um die Stärken des Kontrahenten, macht sie insbesondere an seinem Namensvetter fest: „Mattias Andersson spielt dort eine überragende Saison im Tor. Er ist ja kaum zu überwinden“, lobt er seinen schwedischen Landsmann, den Ex-Kieler. Doch den Großwallstädter Höhenflug nur dem „Hexer“ zuzuschreiben, wäre zu einfach, falsch. Denn auch die „Abteilung Attacke“ verbreitet derzeit Angst und Schrecken: Sie treffen wie sie wollen, die Großwallstädter. Andersson ehrfurchtsvoll: „Der TVG strahlt auf jeder Position Torgefahr aus. Er ist kaum auszurechnen.“

Ob Bjarte Myrhol im Nachbarschaftsduell auflaufen kann, war gestern noch nicht klar. Aber es sieht gut aus. Der Norweger, der sich während der Europameisterschaft in Österreich am Nacken verletzt hatte und seitdem pausiert, trainiert wieder. „Er meint, dass er wieder hundertprozentig fit sei“, verrät Andersson, „aber wir müssen vorsichtig sein, wollen auf keinen Fall etwas überstürzen.“ Grzegorz Tkaczyk wird laut Andersson hingegen noch nicht dabei sein. Seine halbjährige Leidenszeit endet wohl am Samstag beim Champions-League-Auftritt gegen Sarajevo in Karlsruhe. Andersson sagt: „Darauf hoffen wir alle.“

Von Daniel Hund

 03.03.2010