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Spielmacher mit der Lust an der „Drecksarbeit“

Mannheim. Musik ist seine große Leidenschaft: Zwischen 400 und 600 CDs stapeln sich im Wohnzimmer von Börge Lund (Bild), dem Spielmacher des Handball-Bundesligisten THW Kiel. Die Platten von Reamonn und Rammstein helfen ihm, ein wenig vom Sport abzuschalten. Im Sommer wird der Norweger seine Sammlung ordentlich in Kartons verstauen müssen. Der 30-Jährige zieht um, denn er wechselt vom Ostsee-Klub zu den Rhein-Neckar Löwen.

„Ich bin froh, dass ich wieder eine Mannschaft gefunden habe, die das Potenzial hat, Titel zu gewinnen. Zudem hoffe ich bei den Löwen auf viele Spielanteile in der Offensive. Denn ich will nicht nur helfen, Tore des Gegners zu verhindern, sondern möchte auch Treffer vorbereiten oder selbst werfen“, sagt Lund, der beim THW zuletzt fast nur in der Abwehr eingesetzt wurde. Der Rückraumspieler kommt ablösefrei und erhält einen Drei-Jahres-Vertrag.

Den Ausschlag für den Wechsel zu den Badenern gab Löwen-Trainer Ola Lindgren, der mit dem Norweger in der Saison 2006/2007 bei der HSG Nordhorn zusammenarbeitete. „Das war für mich eine gute Zeit“, erinnert sich Lund gerne an die zwölf Monate beim Klub aus der Grafschaft Bentheim. Auch Lindgren weiß nur Positives über seinen absoluten Wunschspieler zu berichten: „Mit Börge bekommen wir einen Regisseur, der Ruhe ausstrahlt und über eine gute Übersicht verfügt. Lund ist ein sehr disziplinierter Spieler, der wenig Fehler im Angriff macht.“ Dazu kommen seine herausragenden Qualitäten in der Abwehr. Der Rechtshänder steht nicht nur für Ästhetik, sondern auch für Athletik. „Er ist ein echter Allrounder, der im Mittelblock seinen Mann steht“, lobt Löwen-Manager Thorsten Storm die Defensivstärke des Norwegers, der mit dem THW in den vergangenen zwei Jahren jeweils das Double gewann und zwei Mal im Finale der Champions League stand. „Börge weiß, was Druck bedeutet. Er kommt vom THW Kiel, da zählen nur Siege“, freut sich Storm über die neue Führungsfigur: „Dem rutscht nicht das Herz in die Hose, wenn er in eine volle Arena einläuft.“

Offen bleibt, welcher Spielmacher neben Lund in der nächsten Saison das Trikot der Löwen trägt. Die besten Karten hat Grzegorz Tkaczyk (Vertrag bis 2011), der nach langer Verletzungspause vielleicht schon am Donnerstag (20.15 Uhr) beim Spiel in Großwallstadt sein Comeback feiert. „Wir werden sehen, wie er sich schlägt“, sagt Storm. Weitere Kandidaten sind Nikola Manojlovic und Snorri Gudjonsson, deren Verträge am Saisonende auslaufen. Erste Gespräche mit Manojlovic wurden zuletzt ergebnislos abgebrochen. „Viel hängt von der Genesung Tkaczyks ab. Aber auch Gudjon Valur Sigurdsson kann auf der Mitte spielen“, weiß Storm um die zahlreichen Möglichkeiten. Die Löwen haben die freie Auswahl – genauso wie Lund, wenn er Musik hören will.

Von Marc Stevermüer

 02.03.2010