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Kommentar: Ins Wanken geraten (MM)

Große Ziele, große Enttäuschungen: Die Rhein-Neckar Löwen machen ihrem zweifelhaften Ruf weiterhin alle Ehre. Das einst mit viel Hoffnung gestartete Handball-Projekt ist ins Wanken geraten, zunehmend bleiben der sportliche Erfolg, die Zuschauer und die Finanzspritzen von Jesper Nielsen aus.

Im Mai standen die Löwen noch im Champions-League- Halbfinale, jetzt sind die Gelbhemden nicht mehr in der Königsklasse dabei und müssen auch für die kommende Saison um die Teilnahme am europäischen Premium-Wettbewerb bangen. Mit Mittelmaß und Magerkost wird sich auf die Dauer aber keine SAP Arena füllen lassen, weshalb es allen voran an der aktuellen Mannschaft liegt, dem Klub eine Zukunft zu geben. Denn stark genug besetzt ist dieses Team allemal, um in der Bundesliga Dritter zu werden.

Leichtsinn und Überheblichkeit

Doch wieder einmal machen sich die Badener das Leben selbst schwer. Sie rutschten schon mehrmals aus, präsentierten sich bisweilen leichtsinnig und überheblich. Dazu kommt die chronische Löwen-Krankheit, mit einer Führung im Rücken nicht mehr als nötig zu tun. So wurden Punkte verspielt und Fans verärgert. Vorsprung-Verwaltungs-Handball kann man sich eben nicht erlauben, wenn man um jeden Zuschauer buhlen muss. Erst recht, nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende Nielsen jahrelang überzogene Ziele formulierte und diese erwartungsgemäß nicht erreicht wurden. Schnell hatten die Löwen ihren Ruf weg als großmäuliger Kohle-Klub, der nicht hält, was er verspricht. Dieses ramponierte Image wieder aufzupolieren, wird noch dauern.

Apropos Nielsen. Der Däne ist zu einer Belastung für die Löwen geworden. Er befindet sich oft auf Konfrontationskurs zu Manager Thorsten Storm, der nicht mehr weiß, woran er ist. Trotz langfristiger Verträge wäre es für alle Seiten das Beste, eine Trennung mit einer für alle Parteien akzeptablen Lösung zu vollziehen. Die Liebe des Geldgebers zu den Löwen ist erkaltet, das wird immer deutlicher. Für die Spieler des Klubs gilt das hingegen nicht. Zumindest behaupten sie das. Gesehen hat man Leidenschaft und Hingabe zuletzt aber nicht von allen. Nun ist es höchste Zeit, an einem Strang zu ziehen. Es geht um die Zukunft der Löwen.

Von Marc Stevermüer