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Konzentriert, entschlossen und erfolgreich

Eppelheim. Es war eine Gala, von der ersten bis zur letzten Minute. Die Rhein-Neckar Löwen wollten es wissen – und sie demontierten ihren Gegner. Gestern gewann der Handball-Bundesligist in der Champions League gegen Chambéry Savoie mit 37:22 (19:11). Der eindrucksvolle Erfolg über den französischen Vizemeister war nicht nur ein Sieg, sondern eine erneute Kampfansage an die favorisierte Vorrunden-Konkurrenz aus Barcelona und Kiel. „Auch für diesen Erfolg gibt es nur zwei Punkte“, hielt Ólafur Stefánsson nach der Partie den Ball allerdings bewusst flach. Der stets ehrgeizige Isländer gibt sich eben nicht mit Siegen in der Vorrunde zufrieden. Er will Titel gewinnen. Trotzdem fand er ein paar lobende Worte: „Uns ist es endlich einmal gelungen, 60 Minuten lang unsere Leistung abzurufen. Es gab keine Schwächephasen. Das war ein Fortschritt.“

Hochkonzentriert gingen die Gelbhemden zu Werke. Sie waren sofort auf Betriebstemperatur, demonstrierten Entschlossenheit und Siegeswillen. Kompromisslos packten die Löwen in der Abwehr zu. Die Jungs von Trainer Gudmundur Gudmundsson kämpften energisch um jeden Zentimeter, gingen keinem Zweikampf aus dem Weg und hatten in Torwart Henning Fritz einen bärenstarken Rückhalt. Für ihre unermüdliche Arbeit in der Deckung belohnten sich die Löwen selbst. Hatten die Badener den Ball erst einmal erobert, ging es mit Tempo Richtung französisches Tor. Schnurstracks und schnörkellos. Immer und immer wieder.

Beim 9:4 (13.) durch Grzegorz Tkaczyk hatte der Löwen-Express schon Fahrt aufgenommen – und auch danach kannten die Gelbhemden keine Gnade. Die Badener kombinierten, sie brillierten – und hatten einfach riesigen Spaß, ihren Gegner mit Hochgeschwindigkeits-Handball zu überrollen. Schon beim 19:11 zur Pause war die Begegnung praktisch entschieden.

„Die Löwen spielen mit viel mehr Begeisterung als in den vergangenen Jahren“, erkannte Chambérys Trainer Philippe Gardent die Leistung der Gelbhemden an. Der französische Coach traf schon in den vergangenen beiden Champions-League-Spielzeiten mit seinem Team auf die Badener, weshalb sein Urteil wohl eher weniger mit Lobhudelei zu tun hatte. Keine Frage: Die Löwen brannten ein echtes Feuerwerk ab – und ließen diesmal zu keiner Sekunde nach.

Auch nach dem Seitenwechsel bestrafte der Bundesligist jeden Fehler des Gegners eiskalt. Selbst beim 29:16 (48.) hatten die Badener noch nicht genug. Sie zauberten weiter, zeigten sich spielfreudig und torhungrig, ohne dabei die Abwehrarbeit zu vernachlässigen. In den Schlussminuten schraubten sie das Ergebnis bis zum 37:22-Endstand in die Höhe – der Abpfiff war für die Franzosen eine Erlösung.

„Wir haben den Gegner ernst genommen, ich bin zufrieden“, meinte Trainer Gudmundsson, der wie sein Führungsspieler Stefánsson vor allem eine Tatsache herausstrich: „Wir haben 60 Minuten lang unser Niveau gehalten.“ Darauf hatten die Fans wahrlich lange gewartet.

Von Marc Stevermüer

 11.10.2010