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Löwen wie hilflose Hühner (RNZ)

Mannheim. In einem einzigen Spiel der Rhein-Neckar Löwen spiegelte sich am Mittwoch die gesamte Saison wider. Bei der 27:34 (18:14)-Niederlage gegen den Tabellenzweiten SG Flensburg-Handewitt spielten die Löwen zunächst Traumhandball und zeigten dann, im zweiten Durchgang, die hässliche Fratze des Niedergangs. Mit 18:12 führte die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson bereits kurz vor der Halbzeit und ließ sich dennoch abschlachten.

Der Niedergang in diesem Spiel begann kurz vor der Halbzeit. 21 Sekunden vor der Pausensirene, beim 18:13, nahm der Coach eine Auszeit und forderte, frühestens drei Sekunden vor Schluss zu werfen. Seine Löwen hielten sich nicht daran, missachteten des Trainers Worte, verwarfen, bekamen noch ein Kontertor und verloren zudem Linkshänder Michael Müller, der beim Abwehrversuch die Rote Karte sah, die allerdings unberechtigt war. Das Schiedsrichtergespann Geipel/ Helbig war auch in anderen Situationen nicht auf der Höhe und ebenso wenig bundesligatauglich wie die Löwen im zweiten Durchgang. Im Angriff ging nun gar nichts mehr und die Norddeutschen marschierten nun unbehindert durch die Abwehrreihen der Hausherren. „Das geht gar nicht, sich so aufzugeben. Uns ist nichts mehr eingefallen und die sind ohne Körperkontakt durchgelaufen“, monierte Müller. Und Spielmacher Andy Schmid entschuldigte sich: „Ich bin neben mir gestanden, die konnten werfen, wie sie wollten. Vielleicht gibt es die Personaldecke nicht her, dass ich raus kann.“

Im Angriff liefen die Löwen herum wie hilflose Hühner, in der Abwehr waren sie immer einen Schritt zu langsam.

Erst als alles schon entschieden war, brachte „Gudmi“ den jungen Kevin Bitz auf die Mittelposition und der machte seine Sache ausgesprochen gut, warf sogar zwei Mal und traf zwei Mal. Aber für eine Wende war es längst zu spät.

Gudmundsson: „Es ist schwer zu erklären, in der ersten Halbzeit waren wir vorne und hinten Weltklasse, danach unglaublich schlecht und hatten eine Phase mit 2:11 Toren. Das war nicht akzeptabel.“

Der niedergeschlagene Manager Thorsten Storm: „Was nutzt die gute erste Halbzeit, wenn die zweite so endet? Die Mannschaft hat gut gespielt, dann ist die Puste ausgegangen. Flensburg ist kein Gegner, den wir nicht schlagen können. Die waren cleverer und haben noch das Final Four im Kreuz.“ Damit werden die Löwen nach dieser deftigen Niederlage auch in der nächsten Saison nichts zu tun haben, die Champions League-Plätze sind außer Reichweite geraten. Nach der Leistung gegen Flensburg stellt sich aber auch die Frage, was die Löwen dort wollen…

Die Zuschauer im gut gefüllten Oval quittierten die Leistung mit gellenden Pfiffen und ersten „Trainer raus“-Rufen. Da passte es, dass bereits Gerüchte kursieren, dass die Löwen mit Göppingens Coach Velimir Petkovic verhandeln, wie es im Internet aus dem Balkan, der Heimat von „Petko“, vermeldet wird. Thorsten Storm dazu: „Das höre ich zum ersten Mal.“ Und zur Trainerfrage: „Wir haben viele Baustellen und der Trainer hat einen Vertrag. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen.“

Eine weitere Personalie: Es soll noch ein junger Linksaußen geholt werden. Zunächst war eigentlich Denni Djozic aus der zweiten Mannschaft für die Position hinter Uwe Gensheimer vorgesehen, nun soll es ein junger Spieler werden, der schon mindestens Zweitligaerfahrung gesammelt haben sollte.

Von Hasso Waldschmidt