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Krimi mit gutem Ende – Löwen sind Spitzenreiter (MM)

23 Sekunden vor dem Spielende explodierte die SAP Arena förmlich. Der Krimi vor 5396 Zuschauern war entschieden. Andy Schmid traf aus dem Rückraum für die Rhein-Neckar Löwen zum 31:29 (20:16)-Endstand gegen die HSG Wetzlar. Der fünfte Sieg im fünften Spiel wurde mit Ach und Krach ins Ziel gerettet.

„Ich bin dafür da, in kritischen Phasen Verantwortung zu übernehmen“, sagte der überglückliche Schweizer. Manager Thorsten Storm atmete ebenfalls kräftig durch: „Das war eine ganz unangenehme Aufgabe, die die Mannschaft mit viel Kampf und Leidenschaft gelöst hat. Der Wille war sensationell, dafür haben die Jungs ein Kompliment verdient. Es kann noch nicht alles rund bei uns laufen. Solche Spiele bringen uns weiter als klare Erfolge. Jetzt sind wir Tabellenführer, das können wir genießen.“ Trainer Gudmundur Gudmundsson stimmte zu: „Wir haben nicht super gespielt, aber trotzdem gewonnen. Diese Erfahrung ist wichtig.“

Die Löwen starteten furios in die Begegnung, von Beginn an waren sie hellwach und führten 4:0 (6.). Die Badener agierten mit unglaublich viel Spielfreude, drückten permanent aufs Tempo. Besonders sehenswert war der Rückhandpass von Alexander Petersson auf Bjarte Myrhol, der den Ball wiederum nach Außen auf Marius Steinhauser ablegte. Der Youngster traf zum 6:2. Der HSG fehlten in der Offensive zunächst die Mittel, um das badische Abwehrbollwerk in Verlegenheit zu bringen. Trainer Kai Wandschneider nahm deshalb früh eine Auszeit, die sich auszahlte. Fortan entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Die Löwen profitierten dabei von einer Zwangsumstellung in der Wetzlarer Deckung. Nach zwei Zeitstrafen blieb Abwehrstabilisator Philipp Müller auf der Bank.

Da die Mittelhessen mit einer 5:1-Deckung Petersson aus dem Spiel nahmen, mussten bei den Gelbhemden andere die Verantwortung übernehmen. Und das tat allen voran Kim Ekdahl du Rietz, der allein im ersten Durchgang sechs Mal traf. Und trotzdem konnten sich die Löwen nicht absetzen, weil in der Abwehr unerwartet große Lücken klafften. Wetzlar ließ sich nicht abschütteln, erzielte bis zur Pause zwölf Treffer in 16 Minuten. Keine Frage: Die 20:16-Führung war längst kein Ruhekissen für die Löwen. „Gefühlt waren wir acht oder neun Tore besser, ich habe mich fast erschrocken, als ich auf die Anzeigetafel schaute. Wir haben uns zu sehr auf diesen Schlagabtausch eingelassen“, monierte Schmid.

Nach dem Seitenwechsel hütete Goran Stojanovic das Tor der Gelbhemden. Doch was sich gegen Ende der ersten Halbzeit schon angedeutet hatte, setzte sich jetzt fort. Die hartnäckigen Mittelhessen gaben nicht auf und waren beim 21:20 (36.) wieder dran. Die HSG verteidigte offensiv mit einer 3:3-Variante gegen alle drei Löwen-Rückraumspieler – und sorgte damit für reichlich Ratlosigkeit bei den Badenern. „So etwas muss man erst einmal lösen“, war auch Storm überrascht, während Schmid kritisierte: „Die Wetzlarer wollten nur noch zerstören.“

Trainer Gudmundsson reagierte mit einer Auszeit, den Grundstein für das anschließende 24:20 (39.) legte aber nicht das verbesserte Angriffsspiel, sondern die Abwehr. Drei Ballgewinne führten zu drei schnellen Toren und sorgten für etwas Beruhigung, zwei Siebenmeter von Gensheimer und Bjarte Myrhols Treffer vollendeten einen 6:0-Lauf zum 27:20 (43.). Die Vorentscheidung? Nein! Die offensive HSG-Deckung behagte den Löwen nach wie vor nicht, Gensheimer ließ einen Siebenmeter aus, Schmid und Ekdahl du Rietz scheiterten freistehend. Beim 29:28 (56.) stand die Partie auf der Kippe, es entwickelte sich ein echter Krimi. Erst Schmids Treffer sorgte für Erleichterung.

Rhein-Neckar Löwen: Landin Jacobsen (1.-30., ab 55.), Stojanovic (ab 31.); Schmid (6), Gensheimer (7/3), Roggisch, Sesum(3), I. Guardiola (n.e.), Gerlich (n.e.), Myrhol (5), Steinhauser (2), G.Guardiola, Petersson (2), Bitz (n.e.), du Rietz (6).

HSG Wetzlar: Weber, Marinovic; Schmidt(2), Fridgeirsson (1), Tiedtke(2), Rompf, Valo (5), Mraz (2), P. Müller, Reichmann (1), Fäth (8/1), M. Müller (4), Harmandic (2), Kristijansson (2).

Schiedsrichter: Christoph Immel/Ronald Klein (Tönisvorst/Ratingen).

Von Marc Stevermüer