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Lange Zeit auf Augenhöhe (BNN)

Löwen in Veszprem nahe dran an Überraschung / „Bin stolz auf meine Mannschaft“

Veszprem (sog). Sechs Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt im Top-Duell der Champions League, Gastgeber MKB Veszprem hatte einen zwischenzeitlichen Drei-Tore-Rückstand ausgeglichen, als Uwe Gensheimer die Chance zur erneuten Führung für die Rhein-Neckar Löwen hatte. Ehe der Kapitän erfolgreich hätte abschließen können, wurde er aber unfair gestoppt und sah seine Befürchtung bestätigt, dass die kroatischen Schiedsrichter vom ohrenbetäubenden Lärm der 5000 Zuschauer nicht unbeeindruckt bleiben würden. Während Gensheimer auf dem Boden liegend zürnte wegen des verweigerten Siebenmeters, schloss Peter Gulyas vom ungarischen Serienmeister den Gegenstoß erfolgreich ab. 14:13 führte der Favorit für den Gruppensieg, der sich vom Erfolgsweg nicht mehr abbringen ließ und am Ende 27:24 (10:11) gewann.

Enttäuscht, aber erhobenen Hauptes verließen die Löwen den Hexenkessel. Vielleicht noch mehr als vor einem Jahr, als sie nur mit einem Tor Differenz verloren hatten, waren sie der Ansammlung internationaler Handball-Superstars auf Augenhöhe begegnet. „Das Spiel muss man nicht verlieren. Das Positive ist, dass wir um die Möglichkeit wissen, gegen so eine Mannschaft gewinnen zu können“, sagte Rechtsaußen Patrick Groetzki. Trainer Nikolaj Jacobsen bilanzierte: „Die erste Halbzeit war nahezu perfekt. Am Ende konnten wir leider unser starkes Niveau nicht halten und haben auch einige Bälle zu leichtfertig vergeben. So etwas nutzt eine Spitzenmannschaft wie Veszprem eben aus. Trotzdem bin ich stolz auf meine Mannschaft, wie sie sich hier präsentiert hat.“

Dank einer überragenden Abwehrleistung hatten die Löwen vor der Pause den letztjährigen Königsklassen-Halbfinalisten nicht zur Entfaltung kommen lassen. Nach 20 Minuten lagen sie 8:5 vorn, nach 27 Minuten 11:8. Der Vorsprung hätte noch höher sein können, aber die Löwen ließen einige Großchancen ungenutzt, als sie am überragenden MKB-Torhüter Roland Mikler scheiterten. Dann kam, was Andy Schmid als „Knackpunkt“ bezeichnete. Abwehrchef Gedeon Guardiola erhielt kurz vor der Pause eine fragwürdige Zwei-Minuten-Strafe, Laszlo Nagy und Christian Zeitz nutzten die Überzahl zum 10:11-Anschluss. Gensheimer, der ebenso wie Momir Ilic auf Seiten der Gastgeber insgesamt neun Treffer erzielte, schwante angesichts der Spieler und Schiedsrichter beeindruckenden Kulisse und der Klasse des Gegners: „Die zweite Halbzeit wird ganz, ganz schwer.“

Bis zum 18:20 in der 47. Minute hielten die Löwen die Begegnung noch offen, doch dann hatten sie der Klasse und Dynamik der physisch starken Ungarn nicht mehr genug entgegenzusetzen. Als der überragende Ilic in der 51. Minute zum 23:19 traf, war das Spiel entschieden. Immerhin gelang es den Löwen, den zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Rückstand noch auf ein Drei-Treffer-Defizit zu reduzieren. Das Ergebnis lässt dem deutschen Vizemeister, der am Mittwoch (19 Uhr) in der Bundesliga den TSV Hannover-Burgdorf empfängt, im Rückspiel am 6. Dezember die Chance auf das insgesamt bessere Ende offen.

MKB Veszprem: Ilic 9/4, Nagy 4, Zeitz 2, Ugalde 3, Sulic 4, Gulyas 2, Ruesga 1, Marguc 1, Rodriguez 1.

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 9/2, Petersson 5, Schmid 2, Groetzki 2, Larsen 2, Guardiola 1, Ekdahl du Rietz 1, Kneer 1, Myrhol 1.